Die letzte Startniederlage am Millerntor gab es für den Kiezclub vor 52 Jahren. Stürmer Ginczek ist fit und will gegen Cottbus spielen.

Hamburg. Erinnern Sie sich noch an Papiss Demba Cissé? Jenen senegalesischen Angreifer, der von 2010 bis 2012 in der Bundesliga für Furore sorgte und in 65 Ligaspielen für den Sportclub aus Freiburg 37 Tore erzielte? Der 27-Jährige, mittlerweile bei Newcastle United in den Strafräumen der englischen Premier League zu Hause, ist Protagonist des letzten Kapitels einer der längsten Erfolgsgeschichten des FC St. Pauli. Im Jahr 2011 waren Cissé und der SC Freiburg zum Pflichtspielstart in der Bundesliga am Millerntor angetreten. Cissé traf zweimal für die Breisgauer, besiegen aber konnte auch der Ausnahmestürmer die Hamburger nicht. Die Partie endete nach Treffern von Marius Ebbers und Gerald Asamoah 2:2 und verlängerte damit die Erfolgsbilanz zum Auftakt. Wenn der FC St. Pauli zum Start ins neue Jahr am heimischen Millerntor antritt, gibt es für den Anhang stets etwas zu feiern. Konkret: Seit mehr als 52 Jahren haben die Braun-Weißen ihre Jahrespremiere im eigenen Stadion nicht mehr verloren.

Ein 0:1 vom 9. Januar 1961 gegen Altona 93 steht als letzte Niederlage in der Bilanz. Seitdem starteten die Hamburger in Oberliga, Regionalliga, Zweiter Liga und Bundesliga 35-mal auswärts ins Jahr (zehn Siege, neun Unentschieden, 16 Niederlagen), 16-mal wurde die Restsaison erfolgreich am Millerntor eröffnet. 13 Siege und drei Unentschieden gelangen seit 1961. 36:11 Tore sprechen eine deutliche Sprache, der Neujahrsempfang 2013 soll das entsprechende 17. Kapitel liefern. Zumal sich der Millerntor-Faktor am Sonntag noch einmal potenzieren dürfte.

Der nach fertiggestellter Süd- und Haupttribüne nunmehr dritte Bauabschnitt im Stadion ist in weiten Teilen abgeschlossen. Gegen Energie Cottbus (13.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) wird das Fassungsvermögen der neuen Gegengeradentribüne erstmals voll ausgelastet werden können. Nach dem Abriss der alten Ränge im Mai 2012 und einer von Sicherheitsbestimmungen diktierten schrittweisen Erhöhung der Kapazität während des Baufortschritts, können dort nun 13.000 Besucher die Partie verfolgen. Mit dem neuen Dach wird sich neben der Zuschauerzahl auch der Lautstärkepegel deutlich erhöhen. "Speziell vor der jetzt fertiggestellten Gegengeraden wird es für uns ein besonderes Erlebnis, am Millerntor zu spielen", ahnt Torwart Philipp Tschauner. Keine Frage, auch die neue Atmosphäre ist in den Tagen vor dem Spiel gegen den Tabellenvierten im Mannschaftskreis Thema, die Profis freuen sich auf ein Erlebnis am Sonntag: "Erstmals werden fast 30.000 Zuschauer im Stadion sein. Das ist nicht alltäglich und somit ein Privileg für uns", erklärt Tschauner.

Der Fortbestand und Ausbau der Startserie wäre ein positiver Nebeneffekt, vor allem aber soll der Auftakt gelingen, um idealerweise im März Planungssicherheit für alle Beteiligten herzustellen. Die Ausgangssituation mit sechs Punkten Abstand zu den Abstiegsrängen und zehn Punkten Distanz auf die Top drei der Liga lässt noch einige Fragen zu, die zumindest zur Hälfte früh beantwortet werden sollen. "Wir sollten uns so schnell wie möglich da unten freiboxen. Das ist unser kurzfristiges Ziel und erst einmal das alles Entscheidende", skizziert Tschauner den Fahrplan. Schnellstmöglich solle der Abstand auf Relegationsplatz 16 vergrößert werden.

Die Rahmenbedingungen für die Mannschaft von Trainer Michael Frontzeck könnten nach gelungener Vorbereitung und den aktuellen Meldungen aus der medizinischen Abteilung besser kaum sein. Neben Fin Bartels will auch Torjäger Daniel Ginczek nach überstandenen Problemen im Oberschenkelmuskel wieder mitwirken. Das Duo trainierte am Donnerstag mit den Kollegen. Und auch der Spielplan liest sich aus Sicht der Hamburger durchaus positiv: Auswärts warten Sandhausen und Aalen als erste Aufgaben, am Millerntor folgen Köln, FSV Frankfurt und Regensburg auf Cottbus. Zwei Auftritte in der Fremde, vier Heimspiele. Die Basis für eine erfolgreiche erste Jahreshälfte wird am Millerntor geschaffen. In fünf Wochen könnte St. Pauli sich aus dem Abstiegskampf verabschieden - vorausgesetzt ein erfolgreicher Auftakt gegen Energie Cottbus. Die nötigen Vorbilder liefern die vergangenen Jahre. Nach dem 2:2 gegen Freiburg 2011 gelangen gleich zwei Heimsiege gegen Köln und Mönchengladbach. Und auch 2012, als der Auftakt beim späteren Absteiger in Aachen mit 1:2 verloren wurde, siegte St. Pauli anschließend am Millerntor mit 2:1 gegen Bochum, nahm den Schwung mit, verlor kein Heimspiel mehr und durfte nach fünf Siegen und zwei Remis bis zur letzten Saisonminute noch auf den Bundesliga-Aufstieg hoffen.