Trotz der angekündigten Abgänge der Ikonen Florian Bruns und Marius Ebbers sehen die Verantwortlichen die Club-Identität nicht gefährdet.

Hamburg. Fabio Morena hatte lange warten müssen. Erst zwei Wochen nach Saisonende erklärten ihm die Verantwortlichen des FC St. Pauli im Mai vergangenen Jahres, dass sein Weg in Hamburg vorerst beendet sei. Carsten Rothenbach hatte bereits zuvor seinen Abschied erklärt, Ralph Gunesch verließ den Club schon im Winter. Im Jahr zuvor hatten Florian Lechner und Marcel Eger keine neuen Verträge mehr erhalten. Wenn am 12. Mai das letzte Zweitliga-Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig abgepfiffen wird, werden am Millerntor erneut Abschiedstränen fließen. Mit Florian Bruns und Marius Ebbers werden mindestens zwei weitere Publikumslieblinge den Verein verlassen müssen. Auch Benedikt Pliquett kämpft noch um einen neuen Kontrakt.

Gemeinsam prägten diese Profis eine Spielergeneration, die St. Pauli 2007 von der Regionalliga bis in die Bundesliga (2010) führte. "Der Verein steht vor einem Umbruch, das war klar", sagt Ex-Kapitän Morena heute. "Irgendwann steigen die Ansprüche eben." Der Verteidiger, der jetzt für den SV Sandhausen spielt, hat aber Verständnis für die Personalentscheidungen. "Wir hatten sportlichen Erfolg, haben dem Verein in einer schwierigen Situation eine Basis gegeben. Nun gilt es, diese auszubauen und eine Mannschaft zu formen, die wieder in die Bundesliga aufsteigen kann", erklärt der 32-Jährige. Bruns und Ebbers müssen Platz machen für eine neue Generation um Christopher Buchtmann, Patrick Funk und den bereits vom VfL Bochum verpflichteten Marc Rzatkowski.

Mit der frühen Bekanntgabe der Personalentscheidungen schuf der Verein Fakten, die auch den Spielern Zeit zur Vereinssuche oder Neuausrichtung geben. Während Morena zum Saisonende nicht einmal mit Blumenstrauß und Ehrenrunde verabschiedet werden konnte, herrscht diesmal Planungssicherheit. "Wenn der Verein lange zögert und sich umsieht, zeigt es dem Spieler auch, dass er nicht erste Wahl ist", weiß Morena, weshalb er die Situation für Bruns und Ebbers "verhältnismäßig komfortabel" nennt.

Den Verlust der ganz speziellen St.-Pauli-DNA fürchtet Sportchef Rachid Azzouzi durch die Abgänge nicht. "Dieser Verein war auch vor diesen Spielern besonders und wird es immer bleiben. Ebbers, Morena oder Bruns haben große Verdienste um St. Pauli, aber hier auch nicht als Urgesteine angefangen. Nun werden wir eine Mannschaft aufbauen, die auch ihre Geschichte schreiben soll", sagt der 42-Jährige.

Dem pflichtet auch Vizepräsident Jens Duve bei. "Wir haben die Aufgabe, das St.-Pauli-Gen weiterzutragen", erklärt er, "aber beispielsweise Philipp Tschauner oder Patrick Funk sind Spieler, die das aufnehmen und den Geist schon in sich tragen", glaubt Duve.

Für die Hamburger steht mit den zwei Abgängen - und möglicherweise dem Verlust einiger Leihspieler - im Sommer ein weiterer personeller Umbruch bevor. Kapitän Fabian Boll, dessen Vertragsverlängerung als Formsache gilt, wird als einer der letzten Spieler einer "goldenen St.-Pauli-Generation", wie Duve die Aufstiegshelden von 2007 und 2010 nennt, erhalten bleiben. "Doch vielleicht sehen wir einige von ihnen in ein paar Jahren in anderen Funktionen im Verein wieder", wünscht sich Duve.