Ein Quartett dominiert die Zweite Bundesliga. Die direkten Duelle, wie St. Pauli gegen Greuther Fürth, werden den Aufstieg entscheiden.

Hamburg. Vor 30 Jahren führte der Deutsche Fußball-Bund eine zweite eingleisige Spielklasse ein: Die Zweite Liga wurde 1981 aus der Taufe gehoben. Schalke 04, 1860 München und Hessen Kassel hießen die ersten Spitzenmannschaften, und den Königsblauen genügten acht Siege und drei Unentschieden, um nach 13 Partien die Tabellenführung zu erobern. 27 Zähler, umgerechnet nach der 1995 eingeführten Dreipunkteregel, die der FC St. Pauli aktuell toppen kann. Und doch hat er im Spitzenspiel gegen Greuther Fürth (Sonnabend, 13 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) die Verfolgerrolle inne.

Die Hamburger spielen bislang die beste Zweitligasaison ihrer Vereinsgeschichte und liegen sogar zwei Punkte über dem Wert des Aufstiegsjahrs 2009/2010, in der Tabelle aber nur auf Platz vier. Ein Kuriosum, das seine Begründung in den drei besser platzierten Klubs findet. Die 28 Punkte St. Paulis hatten bis zu dieser Spielzeit stets einen Platz in der Top Drei garantiert und in 19 von 30 Spielzeiten sogar Platz eins bedeutet, doch Fortuna Düsseldorf, Eintracht Frankfurt und Fürth waren noch erfolgreicher. Das Spitzenquartett der Liga ist so konstant wie nie zuvor in der Historie.

Die Fürther kassierten Montag nach 13 Pflichtspielen ohne Niederlage beim 1:3 gegen Braunschweig eine seltene Pleite, Frankfurt verlor in dieser Saison noch keine einzige Ligapartie, und die Düsseldorfer mit Trainer Norbert Meier sind sogar seit acht Monaten und insgesamt 23 Duellen in Liga und Pokal unbesiegt. Kaum verwunderlich, dass sich Experten wie Beteiligte bereits vor Ende der Hinrunde einig sind, dass die Entscheidungen über Aufstieg und Relegationsplatz im Quartett gefällt werden. Düsseldorf, Frankfurt, Fürth und St. Pauli sind eine Klasse für sich.

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***Rekordgewinn, Tore und Zinsen - St. Pauli wird Bank***

"Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden sie das Rennen unter sich ausmachen", prognostiziert Ligakenner und Trainer Peter Neururer: "Duisburg und Bochum, die ich da oben auch erwartet hätte, sind bereits zu weit weg. Und der SC Paderborn, der zwar einen geringen Abstand hat, spielt über seinem Limit, hat keine Steigerungsmöglichkeiten mehr."

Eine These, die bei den beteiligten Klubs - unter Auflagen - geteilt wird. "Zum jetzigen Zeitpunkt zeigt das die Tabelle so, aber du darfst nicht nachlassen", sagt St. Paulis Trainer André Schubert. "Grundsätzlich ist keine Mannschaft davor gefeit, mal vier oder fünf Spiele nicht zu gewinnen." Grundsätzlich hat St. Paulis Trainer recht. Die Frage, welche Gegner den unbeirrt punktenden Spitzenteams diesen Negativlauf bescheren können, bleibt allerdings offen. Vor zwei Wochen gegen den FSV Frankfurt hatte St. Pauli eine auch im Schulnotensystem allenfalls ausreichende Leistung geboten, um am Ende einen 2:1-Sieg zu landen.

Und so wird von den Verantwortlichen an Rhein, Main, Pegnitz und Elbe gern der Teufel in Gestalt einer plötzlichen Niederlagenserie an die Wand gemalt und die Bürde des Favoriten im Kreis gereicht. "Wir spielen eine Riesensaison, und wenn wir das Level halten, dann werden wir auch da oben bleiben", müht sich Düsseldorfs Manager Wolf Werner zu einer positiven Prognose, um dann erleichtert festzustellen: "Als Topfavorit sehe ich uns aber nicht. Das ist Eintracht Frankfurt. Die sind von der finanziellen Ausgangslage her in einer ähnlichen Position wie Hertha 2010, können sich nur selbst im Wege stehen. Auch Fürth hat sehr gute Voraussetzungen, spielt seit Jahren in der Spitzengruppe und ist wirtschaftlich auch noch mal 30 Prozent besser als wir mit unserem 7,5-Millionen-Etat. Und wenn St. Pauli komplett ist, gehört die Mannschaft zu den drei stärksten der Liga. Sie ist in der Defensive nicht ganz so stark aufgestellt, aber im Mittelfeld sind sie wirklich glanzvoll besetzt."

Was in den direkten Duellen bislang noch keinen Ausschlag gab (siehe Tabelle unten). Doch ebendiese sogenannten Big Points könnten am Ende das Aufstiegsrennen entscheiden, wie auch Neururer erwartet: "So wird es kommen. Wer sich im direkten Vergleich durchsetzt, der steigt auf." Eine Annahme, die von Wolf Werner ("Das ist zu erwarten, ja") und auch vom aktuellen Spieltag gestützt wird. Der Sprung unter die ersten drei der Tabelle gelingt St. Pauli nur mit einem Sieg über den Konkurrenten. "Wir müssen auf St. Pauli auf jeden Fall einen Punkt holen", hat Fürths Trainer Mike Büskens die Gegenrechnung aufgemacht.

Und Frankfurt? Trainer Armin Veh gibt vor, sich allein mit den eigenen Stärken zu beschäftigen, und hat eine auf den ersten Blick unverbindliche Zielvorgabe formuliert: "Es wäre keine schlechte Ausgangsposition, in der Winterpause noch unter den ersten drei zu sein." Doch wer den Spielplan kennt, weiß, dass Vehs Aussage Punktgewinne gegen die direkte Konkurrenz bedingt. In zwei Rückrundenpartien geht es noch im Dezember gegen Fürth und nach St. Pauli. Vorentscheidende Spiele im Aufstiegsrennen, das in der Premierensaison 1981/82 Schalke mit 19 Siegen und 13 Unentschieden als Meister der Zweiten Liga beendete. 70 Punkte also, die in dieser Saison selbst für Platz drei keine Garantie bedeuten.