Die Vertragsverlängerung mit Kalla war nur der Anfang. Ende der Saison laufen die Kontrakte von 20 weiteren Profis beim FC St. Pauli aus.

Hamburg. Die erste Unterschrift hat Helmut Schulte ohne großen Aufwand und langwierige Verhandlungen bekommen. Für Jan-Philipp Kalla war klar, dass er nach neun Jahren beim FC St. Pauli bleiben würde. Sportchef Schulte signalisierte dem 25 Jahre alten Verteidiger das Interesse des Klubs, legte ihm den neuen, bis 2015 laufenden Vertrag vor, Kalla unterschrieb, fertig. "Eine schöne Bestätigung für meine Leistung", sagt Kalla. "Drei Jahre sind sehr beruhigend und ausreichend Zeit, die nächsten Schritte zu machen."

So einfach wie mit dem Eigengewächs des FC St. Pauli wird es der Sportchef sicherlich nicht jedes Mal in den nächsten Wochen und Monaten haben. Schulte trägt die vertragliche Verantwortung für rund 40 Mitarbeiter im sportlichen Bereich der Fußballabteilung. In seinem wichtigsten Kompetenzbereich warten viele Gespräche und Entscheidungen auf den 54-Jährigen: 28 Profis umfasst der Kader des Zweitligaklubs derzeit, nach Kallas frühzeitiger Verlängerung laufen weitere 20 Lizenzspielerverträge zum Saisonende aus. Darunter die Kontrakte von Leistungsträgern, langjährigen und verdienten Spielern, von jungen Talenten, die über Jahre gefördert und aufgebaut wurden und von der kompletten Innenverteidigung. "Wenn man viel Arbeit hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man arbeitslos wird, kleiner. Von daher bin ich nicht unglücklich über die Situation", sagt Schulte mit einem Schmunzeln. "Aber so viele auslaufende Verträge, das ist schon eher ungewöhnlich."

St. Pauli ist ohne 18 Richtung Spitze unterwegs

Die Situation ist nicht ganz einfach. Für St. Pauli entscheidet sich vermutlich erst sehr spät, in welcher Liga die Mannschaft in der nächsten Saison spielt - eine Lage allerdings, die man aus den letzten zwei Jahren gewohnt ist. Deshalb bleibt Schulte noch ruhig. "Viele Spieler wollen sich möglichst spät entscheiden, und manchmal wollen wir das auch", sagt er. "Aber es gibt Spieler, bei denen wir uns sicher sind, dass wir für beide Ligen mit ihnen planen wollen." Siehe Kalla. Deshalb laufen bereits jetzt die Gespräche - und möglicherweise werden im Winter noch weitere Verträge verlängert.

Kandidaten gibt es genug: Fin Bartels und Deniz Naki dürften sicher Angebote erhalten, Dennis Daube ist im Karrierevergleich ein Äquivalent zu Kalla. Marius Ebbers, der eine Option auf eine Verlängerung besitzt, hat bereits angekündigt, dass er seine Karriere am liebsten bei St. Pauli beenden würde. Und Markus Thorandt dürfte der erste Ansprechpartner der fünf Innenverteidiger sein, da Carlos Zambrano und Lasse Sobiech nur ausgeliehen sind und nach derzeitigem Stand nach der Saison zu ihren Heimatvereinen zurückkehren. Doch es bleiben auch viele Fragezeichen. Wie geht man mit dem ewigen Rekonvaleszenten Moritz Volz um? Was passiert mit Kapitän Fabio Morena, wenn er weiterhin nur sporadisch zum Einsatz kommt? Würde der Klub nach einem Aufstieg Ralph Gunesch noch eine Chance in der Bundesliga geben? Oder Charles Takyi, der trotz Formkrise unbedingt höherklassig spielen will? "Härtefälle können immer wieder auftreten", sagt Schulte, dem Ende der vergangenen Saison mangelnde Kommunikation mit den Spielern vorgeworfen wurde. "Wir wollen immer Spieler holen, die uns besser machen. Daraus resultiert, dass wir Verträge eher nicht verlängern, wenn die Spieler nicht so viele Einsätze hatten."

Die Saison 2011/12 ist noch lang. Doch Schulte muss ständig vorausdenken. Für den Unterschriftensammler hat die Vorbereitung auf die nächste Spielzeit längst begonnen.