Aus der Traum vom Finale! Der HSV leistet sich im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt schlimme Defensivschwächen und verliert 2:5.

Frankfurt/Main. Mladen Petric war restlos bedient. "Unser Ausscheiden ist eine riesige Enttäuschung", sagte der Kroate bei Sky, "aber das war wohl das kurioseste Spiel, das ich jemals erlebt habe. Ich hoffe, so eine Partie wird nicht mehr vorkommen."

Dreimal hatte der Stürmer in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen Eintracht Frankfurt seinen Job erledigt und ins Tor getroffen. Dummerweise war aber ein Eigentor zum zwischenzeitlichen 1:4 dabei, mitten in einer Phase, als der HSV auf den Anschlusstreffer zum 2:3 drängte. Petrics Wirken passte aber auch zu diesem offenen Schlagabtausch, der so gar nicht dem entsprach, was im Vorfeld erwartet worden war und am Ende zu einer bitteren und unnötigen 2:5-Niederlage der Hamburger führte.

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Nachdem der HSV in den vergangenen drei Bundesligaspielen nur ein Gegentor hinnehmen musste, waren Gäste in der Commerzbank erwartet worden, die auf Kontrolle und Ballsicherheit aus sein würden. Stattdessen gestattete sich die HSV-Defensive in der Anfangsphase einen Abend der offenen Tür.

"Wir sind in den ersten 20 Minuten aufgetreten wie in einem Freundschaftsspiel, haben unsere Gegenspieler vorbeiziehen und flanken lassen", ärgerte sich Heiko Westermann, "wir hatten nicht die Geschlossenheit der letzten Spiele. Wir sind elf Mann, die in beide Richtungen zusammenarbeiten müssen." Taten sie aber nicht. Und so führte die Eintracht nach Toren von Caio und Gekas früh mit 2:0. Schlimm, wie viel Platz Caio vor seinem Führungstreffer im Mittelfeld hatte, die Abstimmung zwischen Mittelfeld und Abwehr funktionierte nicht nur in dieser Szene nicht.

Die Niederlage war auch deshalb vorgezeichnet, weil alle taktischen Erkenntnisse und Vorgaben vergessen schienen. "Wir wussten, dass die Frankfurter stark in der Luft sind, haben aber viele Freistöße vor unserem Strafraum produziert", kritisierte Mittelfeldspieler Piotr Trochowski.

Das mangelhafte Defensivverhalten seiner HSV-Spieler hätte Trainer Armin Veh wohl Schweißperlen auf die Stirn getrieben, wenn er sie nicht sowieso schon gehabt hätte - verursacht allerdings durch eine Grippe, die ihn dazu zwang, im Mannschaftshotel "Villa Kennedy" zu bleiben.

Und der 49-Jährige hatte dabei doppelt Pech. Denn die Frankfurter Nobelherberge bot kein Sky, Veh blieben Livebilder, die der Pay-TV-Sender exklusiv übertrug, somit vorenthalten. Auch per Telefon bestand kein Kontakt. Veh musste die Verantwortung somit komplett an seinen Co-Trainer Michael Oenning abgeben, der erst um 16.30 Uhr erfahren hatte, dass er als Interims-Chef auf der Bank in der Commerzbank-Arena Platz nehmen muss.

Oenning sah auch nach dem frühen ersten Treffer von Petric (23.) ein völlig offenes, offensiv geführtes, von Fehlpässen im Mittelfeld und schwachen Defensivreihen geprägtes Spiel, das auch in der zweiten Halbzeit einen hohen Unterhaltungswert für die Zuschauer bot. Für den Trainerstab der Hamburger wurden aber viele Fragen aufgeworfen, obwohl der HSV nach dem Wiederanpfiff deutlich aktiver und engagierter zu Werke ging und sich einige Chancen erspielte.

"Es war ein enttäuschender Abend für mich wie für Armin. Es wirkte so, als hätten wir das Spiel bis zum Schluss nicht ernst genommen", erhob Oenning nach dem Abpfiff harte Vorwürfe an die Mannschaft. "Gerade weil wir international nicht dabei sind, war hier heute ein Sieg so wichtig. Jetzt müssen wir dieses Spiel besonders ernsthaft analysieren und Sonnabend eine Reaktion zeigen." Dann steht die Mannschaft in Köln vor dem nächsten Charaktertest. Wenn der HSV auch beim Tabellenletzten als Verlierer vom Platz geht, könnte es nach dem jüngsten Aufwärtstrend doch eine triste Hinrunde werden.

Frankfurt: Nikolov - Jung, Russ, Franz (88. Vasoski), Tzavellas - Schwegler (90. Kittel), Meier (10. Caio) - Ochs, Halil Altintop, Köhler - Gekas.

Hamburg: Drobny - Demel, Westermann, Mathijsen, Jansen (63. Son) - Pitroipa (79. Choupo-Moting), Rincon, Trochowski, Zé Roberto - Guerrero, Petric.

Zuschauer: 39 400. Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf). Gelb: Rincon.