Platz drei im Telekom Cup durch ein 3:1 gegen Mönchengladbach – 5:6-Halbfinalniederlage gegen den VfL Wolfsburg im Elfmeterschießen

Hamburg. Es ist schon eine ganze Weile her, dass der HSV in der heimischen Imtech-Arena ein Spiel gewinnen konnte. Am 4. April war das, als Bayer Leverkusen mit 2:1 bezwungen werden konnte und die Fans den fünften Heimsieg der abgelaufenen Bundesligasaison bejubeln durften. Kein Wunder also, dass Mirko Slomka vor dem Telekom Cup vor allem den dringlichen Wunsch verspürte, dass sich seine Mannschaft ein verloren gegangenes Gefühl zurückerobert: „Wir können gewinnen!“

Und tatsächlich durfte (endlich) mal wieder gejubelt werden: Nachdem der HSV beim Telekom Cup am Sonnabend erst unglücklich gegen den VfL Wolfsburg im Elfmeterschießen mit 5:6 verloren hatte (0:0 nach 60 Minuten; Kerem Demirbay vergab als sechster Schütze), gelang Slomkas Team am Sonntag beim Spiel um Platz drei ein 3:1 (2:1) gegen Borussia Mönchengladbach. Auch wenn es dafür keine Punkte gab, so zahlte der Sieg immerhin aufs Konto Selbstvertrauen und neue Zuversicht ein, nach dem Motto: Seht her, wir können ja doch noch siegen. „Es ist superschön, mal wieder zu gewinnen. Wir sollten jetzt aber nicht euphorisch sein“, freute sich der HSV-Trainer, der genau registriert hatte, wie befreiend es auf die Profis gewirkt hatte, mit einer Führung im Rücken aufzuspielen.

Ausgerechnet der oft kritisierte Jacques Zoua war vor 42.000 Zuschauern entscheidend an der 1:0-Führung beteiligt, als er nach einer Ecke von Rafael van der Vaart an die Latte köpfte und der Ball dann vom Rücken von Gladbachs Keeper Christofer Heimeroth ins Tor trudelte (3.). Nach dem schnellen Ausgleich von Raffael (4.), als die HSV-Defensive ungeordnet agierte, traf van der Vaart zum 2:1 (21.). Zuvor hatte Tolgay Arslan Nico Brandenburger den Ball weggespitzelt.

Unübersehbar waren in der ersten Hälfte aber auch die defensiven Schwächen, die auftraten, sobald die Borussen einmal schnell nach vorne spielten. Raffael hätte locker noch zwei Tore erzielen können (27., 30.). Gegen Wolfsburg geriet die HSV-Abwehr bei Standards gleich mehrfach massiv unter Druck.

Die zweite Halbzeit gegen die Borussia blieb lange ereignisarm, doch als Ivo Ilicevic nach schöner Vorarbeit von Petr Jiracek den Innenpfosten traf, wirkte dies wie eine Initialzündung für die Schussoffensive. Während die müden und ersatzgeschwächten Gladbacher ihre Offensivbemühungen weitgehend einstellten, gelang Demirbay nach Vorlage von Milan Badelj das 3:1 (53.).

Auffällig positiv war, dass gleich zweimal eine schnelle, aggressive Balleroberung zu Toren führte. „Das ist etwas, was wir immer wieder versuchen. Der Trainer legt sehr viel Wert darauf“, sagte Demirbay. Nach dem Wolfsburg-Spiel hatte Slomka noch moniert, ihm fehle der „unbedingte Zug zum Tor, der Wille, die zweiten Bälle zu schnappen“.

Slomka hatte die beiden Tests genutzt, um mehrere personelle Optionen auszuprobieren. So ließ er gegen die Niedersachsen Marcell Jansen vor Petr Jiracek im linken Mittelfeld auflaufen. „Diese Position macht auch Spaß, ich habe sie ja auch früher schon gespielt“, sagte der 28-Jährige, „aber eigentlich ist es doch egal, wer wo spielt. Hauptsache, wie holen aus der Mannschaft das Maximale heraus.“ Während Gojko Kacar in beiden Spielen als Innenverteidiger auflief, durften Pierre-Michel Lasogga und Artjoms Rudnevs im 4-4-2 gemeinsam im Angriff spielen. Allzu viel Aussagekraft wollte Slomka diesen Aufstellungen im Hinblick auf die neue Saison allerdings nicht beimessen.

Wie überhaupt Rückschlüsse auf die Leistungsstärke des HSV im Vergleich zur Bundesligakonkurrenz noch verboten sind. So starteten die Wolfsburger fast drei Wochen später in ihre Vorbereitung. Zudem mussten alle drei anderen Teilnehmer des Telekom Cups auf ihre WM-Fahrer verzichten, während die Hamburger in ihrer aktuellen Bestbesetzung antreten konnten, die aber auch nicht die endgültige sein wird. Dass Slomka in Kürze neues Personal beim HSV begrüßen kann, deutet sich an. „Ich bin geduldig und weiß, dass wir die finanzielle Lage konsolidieren und erst mal Klarheit haben müssen“, sagte der Coach. „Ich kenne den Stand der Verhandlungen und Gespräche. Was diese ganzen Punkte angeht, sind wir auf einem sehr guten Weg.“

Wenn nicht alles täuscht, wird HSV-Investor Klaus-Michael Kühne in den kommenden Tagen neues Geld freigeben, um Transfers zu realisieren, wie zum Beispiel den des Mainzers Nicolai Müller, 26. Auch das Interesse am Schweizer Mittelfeldabräumer Valon Behrami, 29 (Neapel) ist bekannt.

Klar ist zum jetzigen Zeitpunkt nur, dass diejenigen Spieler, die die lange Vorbereitung durchziehen können, fit sein werden. Akteure wie Dennis Diekmeier oder Petr Jiracek strotzen nur so vor Kraft, Torhüter René Adler hielt stark, der Wille der Mannschaft, weiter an sich zu arbeiten, ist deutlich spürbar. Es gibt Hoffnung, dass bald ein „echter“ Sieg in der Bundesliga folgen wird.