Auch der Schweizer Valon Behrami steht beim HSV auf der Einkaufsliste.

Hamburg. Wer sich an den Belgier Daniel van Buyten im HSV-Trikot zurückerinnert, dem wird vor allem eine Szene wieder vor Augen kommen: Als sein damaliger Mannschaftskollege Alexander Laas am 3. Dezember 2005 beim 3:1-Sieg gegen den 1, FC Köln während des Torjubels mit einem Trommelstock am Auge getroffen wurde, trug der 1,97-Meter große Abwehrhüne van Buyten seinen 1,73-Meter kleinen Kameraden eigenhändig über das halbe Spielfeld vom Platz. Diese Aktion hatte etwas derart Heroisches, dass der neue Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer bei seinem Amtsantritt erklärte, die Szene zähle zu den ganz besonderen Momenten seiner HSV-Ära als Sportchef. Laas fehlte zwar am Dienstag beim Spiel des Niendorfer TSV gegen seinen Ex-Club – ein Wiedersehen mit van Buyten könnte es in naher Zukunft dennoch geben.

Denn der HSV zeigt großes Interesse an dem ablösefreien Verteidiger, der 2006 für acht Millionen Euro zum FC Bayern transferiert wurde. Der am Saisonende ausgelaufene Vertrag van Buytens wurde vom Rekordmeister nicht verlängert. Bei der WM in Brasilien hatte der 85-fache Nationalspieler demonstriert, dass er trotz seiner 36 Jahre noch längst nicht zum alten Eisen gehört. Nach Abendblatt-Informationen soll außer dem HSV noch der RSC Anderlecht im Rennen um den kopfballstarken Abwehrspieler sein, der im Laufe seiner Karriere in 219 Bundesligaspielen 27 Tore erzielte. Beiersdorfer hatte unlängst bestätigt, dass der Bundesliga-Dino trotz seiner vier Innenverteidiger in der Abwehrzentrale noch auf der Suche nach einem Neuzugang sei, der dem Club sofort weiterhelfen würde. Und das sollte van Buyten, der es vergangene Spielzeit im Starensemble der Bayern immerhin auf 17 Pflichtspieleinsätze brachte, zuzutrauen sein – auch wenn er jüngst einräumte, dass es „schwierig ist, sich täglich mit den Jungen in Schuss zu halten“.

Sogar von einem etwaigen Karriereende war zu lesen. Van Buyten wolle mehr Zeit für die Familie haben, auch weil sein Vater schwer krank war. Da tauchte die Idee auf, die zweite Mannschaft der Bayern zu verstärken, wäre diese in die 3. Liga aufgestiegen. Doch die Möglichkeit, zumindest noch ein Jahr lang unumstrittener Führungsspieler in einer Bundesligamannschaft zu sein, dessen Fans ihn fast immer geliebt haben, könnte van Buyten zum Umdenken bewegen.

Beiersdorfer soll seit mehreren Wochen mit einer Verpflichtung Van Buytens liebäugeln. Denn der Belgier erfüllt ein weiteres Kriterium in Anforderungsprofil des Vorstandschefs: Er gilt seit Jahren als kämpferisches Vorbild, der niemals aufsteckt. Auf der Liste der möglichen Neuzugänge steht auch der Schweizer Valon Behrami, mit dem sich der HSV ebenfalls beschäftigt hat. „Er ist ein sehr interessanter Spieler“, sagte der Vorstandsboss. Allerdings sei der 29-Jährige auch „einer von vielen“, die auf der Wunschliste des HSV stehen. Der WM-Teilnehmer ist noch bis Sommer 2017 beim SSC Neapel vertraglich gebunden und soll derzeit sieben Millionen Euro kosten. „Diese Summe können wir nicht bezahlen“, sagt Beiersdorfer. Dass auch Inter Mailand Interesse am defensiven Mittelfeldspieler haben soll, dürfte den Preis nicht drücken.

Zehn Spielerverträge laufen beim HSV im kommenden Sommer aus

Denn eines gilt weiterhin: Ohne von externen Geldgebern finanzielle Mittel zu generieren, wird der HSV weiter kleine Brötchen backen oder selbst Ablösesummen erwirtschaften müssen. Beim Treffen von Vorstand und Aufsichtsrat am Dienstagabend war diese Problematik auch Gegenstand der Diskussionen. Beiersdorfer ist zumindest zuversichtlich, dass „wir Anpassungen an den aktuellen Kader vornehmen können, ohne zwingend Spieler verkaufen zu müssen“.

Unabhängig davon steht bei zehn Profis ohnehin zur Disposition, ob ein Verkauf in diesem Sommer Sinn macht, um nach der Saison nicht ganz leer auszugehen – denn deren Verträge laufen im kommenden Jahr aus. Milan Badelj, Marcell Jansen, Heiko Westermann, Rafael van der Vaart oder auch Tolgay Arslan, um nur fünf zu nennen, deren Beine anderen Clubs durchaus etwas wert sein könnten.

Alternativ müsste sich der HSV eigentlich darum kümmern, zumindest die Verträge der jüngeren Spieler vorzeitig zu verlängern. Doch andere Dinge seien dringender. „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um über Vertragsverlängerungen zu reden, sondern die bestmögliche Leistung für das Team abzurufen. Wir nehmen es in Kauf, auch mal keine Ablösesumme zu erzielen“, erklärt Beiersdorfer. Solange es ihm gelingt, dafür ablösefreie Spieler wie Daniel van Buyten zum HSV zu holen, kann die Strategie aufgehen.