Mit einem Sieg gegen Groningen beim Peace Cup will der HSV den Ärger in der Heimat vergessen machen. Finanziell ist der Südkorea-Trip ein Erfolg.

Suwong. Was den HSV heute Abend (Ortszeit) im WM-Stadion von Suwong erwarten wird, konnten die Hamburger bereits gestern beim Vormittagstraining auf einem Nebenplatz erahnen. Die typisch südkoreanischen Buk-Trommeln waren jedenfalls kaum zu überhören. Der rund einstündige Soundcheck in der 44.000 Zuschauer fassenden Arena ließ beim heutigen HSV-Auftakt im Peace Cup auf eine groß angelegte Show schließen, die anschließend in einem mindestens ebenso großen Spektakel auf dem Rasen gipfeln soll. "Wir sind keine zehn Stunden geflogen, um nur so mitzuspielen", kündigte Trainer Thorsten Fink einen engagierten Auftritt gegen den niederländischen Vertreter FC Groningen an, "wir wollen das Turnier gewinnen."

Sollte Finks Mannschaft den Worten des Trainers auch wirklich Taten folgen lassen, dürfte der anhaltende Ärger der vergangenen Tage (Trainingsprügelei, Kühne-Kritik, Rajkovic-Interview) zumindest kurzfristig vergessen sein. Immerhin könnte ein Turniersieg im Fernen Osten zur lukrativsten Vorbereitung der Vereinsgeschichte führen. Zur Erinnerung: 500 000 Dollar Antrittsprämie sowie sämtliche Reisekosten sind dem HSV sicher, eine weitere halbe Million Dollar würde der finanziell gebeutelte Verein im Falle einer Finalteilnahme erhalten, ein Turniersieg würde insgesamt 1,5 Millionen Dollar einbringen. Somit könnte die Teilnahme an dem zum fünften Mal stattfindenden Turnier für den HSV sogar lukrativer als die verpasste Europa League werden. "Das kann man so sehen", sagt Vorstand Joachim Hilke, der während des achttägigen Asientrips im Dauereinsatz auf der Suche nach neuen Geldquellen ist.

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"Wir wollen den koreanischen Markt nach und nach für uns erschließen", sagt Hilke, der gemeinsam mit HSV-Chef Carl Jarchow und Nicholas MacGowan von Holstein, HSV-Bereichsleiter Business Management, bis zum Ende der Reise am Montag gleich mehrere Kooperationen vorantreiben will. Eine erneute Partnerschaft mit dem südkoreanischen Fußballverband, durch die vor vier Jahren Heung Min Son nach Hamburg gekommen ist, besprach das Trio bereits zu Wochenbeginn in Seoul. Am Mittwoch folgte die Grundsteinlegung für die Asia Football Academy, mit der die Hamburger langfristig zusammenarbeiten wollen. Und gestern hatte Jarchow noch einen Geschäftstermin bei der Reederei Hanjin Shipping in der koreanischen Hafenstadt Busan.

Der HSV-Vorstand hat berechtigte Hoffnungen, von Hanjins Plänen zu profitieren, sich stärker im Hamburger Hafen zu engagieren. Aus diesem Grund war im vergangenen Monat auch Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch in Busan zu Gesprächen. Sollten Hamburg und Hanjin ins Geschäft kommen, scheint die Reederei nicht abgeneigt, sich als Sponsor über den HSV zu vermarkten.

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"Es geht aber nicht nur darum, neue Sponsoren zu finden, sondern auch alte zu pflegen", sagt Hilke, der Anfang der Woche bei den HSV-Partnern Kumho Tyres (Reifenhersteller) und Hanwha (Solarenergie) vorsprach. Die beiden koreanischen Sponsoren zahlen noch bis 2013 zusammen 1,5 Millionen Euro. Nur zu gerne würde der HSV eine längerfristige Zusammenarbeit erzielen. Neben Son, der als Zugpferd für alle koreanischen Partnerschaften dient und überall in Suwong auf Plakaten zu sehen ist, soll auch die regelmäßige Teilnahme des HSV am Peace Cup die Geschäftsbeziehungen festigen. "Wir können uns gut vorstellen, in der Zukunft häufiger zu kommen", sagt HSV-Chef Jarchow, der nichts dagegen hätte, wenn er am Sonntagabend den Siegercheck von 1,5 Millionen Dollar entgegennehmen könnte. Finalgegner wäre der FC Seongnam, der gestern unter Beobachtung des gesamten HSV-Trainerteams überraschend mit 1:0 gegen Sunderland gewann.

"Ich hoffe, dass von einer möglichen Siegprämie zumindest ein Teil wieder in die Mannschaft investiert werden würde", sagt Torhüter René Adler, der um den finanziellen Anreiz des Turniers weiß. Mit Milan Badelj dürfte zumindest eine der von Adler geforderten Verstärkungen bereits in Kürze zum Team stoßen. "Ich bin sicher, dass er gut zu uns passen wird", sagt der Keeper.

Zwar stand der Kroate noch am Mittwoch 90 Minuten lang für seinen bisherigen Verein Dynamo Zagreb beim 1:1 gegen Bulgariens Meister Ludogrec Razgrad in der Qualifikation zur Champions League auf dem Platz, allerdings dürfte dies sein letztes Spiel für Zagreb gewesen sein. Spätestens in der kommenden Woche soll der 23 Jahre alte Mittelfeldmann einen Vertrag bis 2015 beim HSV unterschreiben - gerne finanziert durch das Peace-Cup-Geld.

Der südkoreanische Geldregen ändert allerdings nichts an den Bemühungen Frank Arnesens, mit Rubin Kazan zu einer Einigung über einen Transfer Gökhan Töres zu kommen. Da dem FC Chelsea aber 50 Prozent der Ablöse zustehen, will der Sportchef den dribbelstarken Türken nicht unter fünf Millionen Euro ziehen lassen. Da würde auch ein Turniersieg nichts dran ändern.