Nach der defensiven Klasseleistung gegen Bayern hofft Trainer Thorsten Fink, am Sonntag (17.30 Uhr) die Kür in der Offensive folgen zu lassen.

Hamburg. Wenn Fußball nur immer so einfach wäre. Flanke Sala, Direktabnahme Guerrero, Tor. Pass Petric, Schuss Guerrero, Tor. So lief es am Freitag beim Training ab, und so soll es auch am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und Liveticker bei abendblatt.de) in Köln laufen. "Wir müssen Tore schießen. So einfach ist das", beschreibt Paolo Guerrero seinen Arbeitsauftrag für das Auswärtsspiel beim 1. FC Köln ähnlich schnörkellos, wie er Minuten zuvor auf dem Platz zu Werke gegangen war.

Ganz so einfach ist es dann allerdings doch nicht. Gerade mal sechs Mannschaften haben weniger Treffer erzielt als der HSV. Und in Köln, da legte sich Trainer Thorsten Fink bereits vor dem Abflug fest, wird es mit Sicherheit nicht einfacher zu treffen. Der HSV-Coach erwartet defensive Kölner, die Hamburgs Offensive mit zwei kompakt stehenden Viererketten zur Verzweiflung treiben wollen. Im Grunde genommen rechnet Fink mit einem Gegner, der so auftritt wie der HSV am vergangenen Wochenende gegen Bayern - nur eben ohne vergleichbaren Erfolg.

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"Defensiv waren wir gegen Bayern sehr stabil. Gegen Köln müssen wir nun wieder mehr Ballbesitz anstreben", sagt Fink, der in dieser Woche verstärkt Laufwege seines Offensivpersonals einstudieren ließ. Nachdem er im Winter besonders die Abwehrarbeit als Basis für den Erfolg verbessern wollte, ist die Feinabstimmung seiner Abteilung Attacke nun eine Art Kür. Große Hoffnungen setzt der 44-Jährige dabei auf seine Angreifer Mladen Petric und Paolo Guerrero, denen Fink durchaus zutraut, den befürchteten Kölner Abwehrriegel zu durchbrechen. Zusammengenommen haben die beiden Stürmer immerhin schon zehn Saisontore erzielt.

Zum Fußballspielen, so sagt man zumindest, gehören aber immer noch zwei. Und Finks Gegenüber Stale Solbakken scheint so gar kein Interesse daran zu haben, seinem Kollegen in die Karten zu spielen. "Der HSV wird versuchen, das Spiel zu machen. Wir werden versuchen, genau das zu verhindern", sagt der Norweger, der sein Team trotz des Ausfalls von Lukas Podolski und im Gegensatz zu den allgemeinen Erwartungen stürmen lassen will. Und auch vom hanseatischen Understatement, das in dieser Woche noch mal in Bezug auf die geringe Aussicht auf den internationalen Wettbewerb betont wurde, hält Solbakken so gar nichts: "Natürlich ist der HSV viel besser, als es der Tabellenplatz aussagt. Das Team hat sehr wohl das Zeug dazu, um die Europa-League-Plätze mitzuspielen."

Schenkt man tatsächlich beiden Trainern Glauben, dürften die Zuschauer in der KölnArena ein ähnliches Scheibenschießen wie im Hinspiel erwarten. Damals siegte der FC nach einem regelrechten Torfestival mit 4:3, obwohl der HSV noch kurz vor Schluss mit 3:2 führte. Und während es für den HSV die dritte Niederlage im vierten Spiel und für Finks Vorgänger Michael Oenning so etwas wie der Anfang vom Ende war, durfte sich Kölns Trainerneuling Solbakken damals über den ersten Saisonsieg freuen. Für ihn war es das Ende eines ganz bitteren Anfangs.

Mit einem Endstand von 4:3 könnte sich Guerrero auch an diesem Wochenende bestens anfreunden, diesmal allerdings in umgekehrter Reihenfolge. "Wenn wir doch noch ein bisschen nach oben schielen wollen, dann müssen wir diese Partie unbedingt gewinnen", sagt der derzeit formstärkste Hamburger, der auch abseits des grünen Rasens unter Fink von Tag zu Tag mehr aufblüht. Am vergangenen Wochenende traute sich der peruanische Torjäger sogar erstmals ohne Dolmetscher ins TV-Studio zum NDR-Sportclub. "Ich bin jetzt immerhin 28 Jahre alt. Wenn ich diese 18-, 19-, und 20-Jährigen sehe, dann fühle ich mich ganz anders", sagt Guerrero, der nur allzu gerne Führungsaufgaben beim HSV übernehmen möchte.

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Wichtigste Aufgabe für den Südamerikaner und seinen kroatischen Stürmerkollegen bleibt am Sonntag das Toreschießen. Erst am Spieltag will Fink dagegen entscheiden, wer das Duo im zentralen Mittelfeld unterstützen soll. Nachdem sich weder Gojko Kacar noch Robert Tesche als Ersatz für den gelbgesperrten Tomas Rincon aufdrängen konnten, bleibt Fink auf seiner Problemposition nur die Wahl der Qual. Jacopo Sala, der ebenfalls eine Option wäre, will er lieber im rechten Mittelfeld belassen. Eines ist sicher: Irgendwer wird an der Seite David Jarolims auflaufen. Aber manchmal kann Fußball eben ganz schön kompliziert sein.