Bruno Labbadia, Trainer beim Hamburger SV, will sein Team um Rost, Mathijsen, Jarolim und Petric aufbauen - Zé Roberto kommt morgen.

Längenfeld. Mladen Petric kann einfach nicht Nein sagen. So war Hamburgs Stürmer auch gestern wieder einer der Letzten, die sich nach der Vormittagseinheit geduldig ihren Weg durch die knapp 100 HSV-Fans bahnten. Hier noch ein Panoramafoto mit den Bergen im Hintergrund, dort noch eine Unterschrift auf eine Kappe. Trotzdem fand der 28-jährige Angreifer noch die Zeit, sich Nachwuchsverteidiger Kai Fabian Schultz zur Seite zu nehmen. Nach einigen unsauberen Pässen im Training waren aufmunternde Worte angebracht, dachte sich Petric. Trainer Bruno Labbadia vernahm es mit einem zufriedenen Lächeln und machte sich seinerseits auf den 500 Meter langen Weg zurück ins Hotel Aqua Dome.

"Wir brauchen Spieler, die auf und auch abseits des Platzes Verantwortung übernehmen", hatte Labbadia vor dem neuntägigen Trainingslager in Österreich eine "natürliche Hierarchie innerhalb der Mannschaft" gefordert. Mit Torhüter Frank Rost, der Labbadia als einziger Profi im Team seit ihren gemeinsamen Zeiten bei Werder Bremen duzen darf, Innenverteidiger Joris Mathijsen, Mittelfeldmann David Jarolim und eben Petric hat sich Labbadia nun auf eine "Achse der Guten" festgelegt. "Es ist wichtig, dass wir eine stabile Achse haben", erklärt Labbadia, der auch auf seinen vorherigen Trainerstationen großen Wert auf ein funktionierendes Mannschaftsgefüge legte.

"Es ist gut, wenn man Klarheit in der Mannschaft hat. Ein Gerüst aus Führungsspielern braucht jedes Team", sagt auch Mathijsen. Anders als seine Kollegen hat der 29-Jährige, der von Labbadia drei Tage Sonderurlaub erhalten hatte, noch kein Einzelgespräch mit dem neuen Trainer gehabt. Seiner Wertschätzung kann er sich als einziger gesetzter Innenverteidiger aber auch so sicher sein. Etwas mehr Verantwortung will der Niederländer, der in seine vierte HSV-Saison geht, gern übernehmen, diese gleichzeitig aber auch auf mehrere Schultern verteilen: "Ein Team darf nicht nur einen Leitwolf haben. Wir haben sicherlich einige erfahrene Spieler, die führen können."

Einer, der beste Voraussetzungen hat, sich auf Anhieb für die "Achse der Guten" zu empfehlen, ist Neuzugang Zé Roberto. Der frühere Bayern-Profi, der nun doch nicht heute, sondern erst morgen früh um 5.50 Uhr in München landen wird, ist dank seiner internationalen Erfolge schon jetzt bei sämtlichen HSV-Youngstern als Führungspersönlichkeit anerkannt. "Zé wird uns mit seiner ganzen Erfahrung weiterhelfen", ist sich Petric sicher.

Der Kroate, der noch vor Kurzem mit einem Angebot von Meister Wolfsburg kokettierte, scheint sich in seiner neuen Rolle pudelwohl zu fühlen. "Es ist ein schönes Gefühl, wenn einem der Trainer Vertrauen entgegenbringt", sagt er. Eventuelle Wechselabsichten sind somit vom Tisch.

Ob Petric auch ein Kandidat für den Mannschaftsrat ist, will Labbadia nicht entscheiden. Der Rat soll ganz demokratisch von den Spielern gewählt werden, den Kapitän will Labbadia dagegen selbst bestimmen. Als Favorit aus dem Quartett der Achsenspieler gilt naturgemäß Ex-Kapitän Jarolim, über dessen Führungsstil, Spielart und Lebenswandel sich Labbadia bereits anerkennend geäußert hat. Sollte Jarolim tatsächlich gefragt werden, dürfte auch der sonst so bescheidene Tscheche kaum Nein sagen.