Portugal träumt vom ersten großen Titel. Vor dem Viertelfinale gegen Tschechien gehen sogar den kritischen Medien die Negativ-Themen aus.

Warschau. Bei Cristiano Ronaldo ist der Knoten geplatzt, die Stimmung ist glänzend und die Zuversicht grenzenlos: In Portugal reifen vor dem EM-Viertelfinale gegen Tschechien am Donnerstag (20.45 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) in Warschau die Träume vom ersten großen Titel für die Seleccao. „Portugal kann ins Finale kommen und es auch gewinnen. Vielleicht ist diese EM Portugals EM“, sagt der ehemalige Nationalspieler Petit.

Der Vize-Europameister von 2004, der noch bei Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln unter Vertrag steht, spricht einer ganzen Nation aus der Seele: „Wenn alle in der Mannschaft in dieselbe Richtung rudern, kann sie eigentlich nicht verlieren.“ Was die Mannschaft des legendären Eusebio in den 60er Jahren nicht geschafft hat, was der „goldenen Generation“ um Luis Figo um die Jahrtausendwende herum versagt geblieben ist - mit Ronaldo und Co. soll es nun endlich klappen: der erste Titelgewinn.

Die Leistung der Mannschaft beim 2:1 im letzten Gruppenspiel gegen die Niederlande und die beiden Tore Ronaldos haben selbst die sonst ultrakritischen Medien zum Verstummen gebracht. Einen Tag nach den Lobeshymnen auf den zweifachen Torschützen („Er war vernichtend“), das Team („phantastisch“) und den Sieg („Ein Festtag für unser Land“) wusste die Sporttageszeitung Record mit der ungewohnt positiven Situation kaum noch etwas anzufangen - und berichtete ausführlich über die zehn Millionen Euro an UEFA-Prämiengeldern, die der Verband FPF bei der EURO schon eingestrichen hat.

+++ Ronaldo führt Portugal weiter – Holland blamiert sich +++

„Ich bin sehr stolz auf das Team. Wir haben das in der Vorrunde brillant gemacht und dank unseres großartigen Zusammenhalts unser Ziel erreicht“, sagte Trainer Paulo Bento: „Wenn wir weiter so arbeiten, können wir auch das Halbfinale erreichen.“

Der Record-Konkurrent A Bola erlaubte sich mitten im nationalen Freudentaumel darauf hinzuweisen, dass der Sieg gegen eine Oranje-Elf geglückt sei, die „sich in einem taktischen Chaos verlor“. Die Tschechen, die auf dem Platz und abseits davon eine Einheit bilden, werden Portugal im Viertelfinale diesen Gefallen nicht tun. Das weiß auch Coach Bento: „Wir werden uns hüten, uns vor dem Viertelfinale als Favoriten zu bezeichnen. Das wird nicht einfach werden.“

Portugal hat mit Tschechien noch eine Rechnung offen. 1996 standen sich beide Teams in England ebenfalls im Viertelfinale gegenüber, und die Tschechen gewannen durch eins der schönsten Tore der EM-Geschichte mit 1:0. Der spektakuläre Lupfer von Karel Poborsky aus vollem Lauf war wie ein Stich ins portugiesische Herz.

In der Hoffnung auf einen erfolgreiche Revanche und einen großen Triumph weisen die Zeitungen aber lieber auf ein paar andere Fakten hin. Vor allem die Tatsache, dass Tschechien in drei der letzten vier EM-Endrunden am späteren Europameister gescheitert ist, gefällt ihnen gut.