Wien/Basel. Joachim Löw hat gut lachen. Unabhängig vom Abschneiden bei der EM wird der Bundestrainer die deutsche Nationalmannschaft auch in Richtung WM 2010 in Südafrika betreuen. Das hat DFB-Boss Theo Zwanziger, der eine langfristige Lösung bevorzugt, im Vorfeld x-mal klargestellt. Andere Nationaltrainer finden derweil keineswegs derart paradiesische Verhältnisse vor.

Roberto Donadoni etwa, der in Italien das schwere Erbe von Weltmeister-Coach Marcello Lippi angetreten hat, braucht erst gar nicht vor dem Halbfinale nach Hause zu kommen - Vertrag bis 2010 hin oder her. Das weiß der frühere Nationalspieler selbst am besten. "Sollten wir bei der EM in Österreich und in der Schweiz schlecht abschneiden, wird keine Auflösung des Vertrags notwendig sein, ich werde selber gehen", kündigte Donadoni im Falle des Misserfolgs seinen Rückzug an.

Nicht anders ist die Situation in Frankreich für Raymond Domenech, der eigentlich seit seinem Amtsantritt vor knapp vier Jahren in der Kritik steht. 2006 rettete den 56-Jährigen, dessen ironischer Humor nicht bei allen Zeitgenossen gut ankommt, nur der Einzug ins WM-Finale den Job.

Vom Posten des Nationaltrainers hat Marco van Basten indes die Nase voll. Der Bondscoach tritt nach der EM ab und übernimmt das Traineramt bei Ajax Amsterdam. Zurück blieben bislang nur das frühzeitige WM-Aus und viele Streitereien mit Stars wie Mark van Bommel, Ruud van Nistelrooy und Arjen Robben. Zu guter Letzt hat es sich der einstige Weltklasse-Stürmer mit Johan Cruyff verscherzt. Zwischen den beiden Holländern herrscht seit Monaten Funkstille. "Die Zeit heilt manchmal alle Wunden", sagt van Basten. Vielleicht reicht aber auch schon der zweite EM-Titel nach 1988.

Van Basten ist nicht der Einzige, für den nach der EM Schluss ist. Beim Gastgeber Schweiz übergibt Jakob "Köbi" Kuhn den Stab an Bayern-Meistercoach Ottmar Hitzfeld, in Tschechien geht Karel Brückner in Rente. Davon will Luis Aragones - mit 69 Jahren ältester EM-Coach - nichts wissen. Zwar hört der Veteran beim Verband auf, will aber trotzdem noch einmal einen Verein übernehmen.

Dass es nach der EM das große Stühlerücken wie vor zwei Jahren gibt - nach der WM wurde gleich bei 21 von 32 Verbänden der Trainer gewechselt - ist aber unwahrscheinlich. Dass es sich auf dem Schleudersitz Nationaltrainer gut leben lässt, zeigt beispielsweise Otto Rehhagel. Seit August 2001 bekleidet der frühere Meistertrainer den Chefposten in Hellas und hat sich spätestens nach dem EM-Gewinn 2004 ein Denkmal gesetzt. Rehhagels Vertrag wurde noch kurz vor der EM bis 2010 verlängert.

Kontinuität hat auch Luiz Felipe Scolari in Portugal rein gebracht. Der brasilianische Weltmeistercoach von 2002 führte die Seleccao 2004 zur Vize-Europameisterschaft und zwei Jahre später zu Platz vier bei der WM. Ein Bleiben Scolaris dürfte aber stark erfolgsabhängig sein.

Das trifft in Schweden nicht unbedingt zu. Als dienstältester der 16 EM-Trainer ist Lars Lagerbäck schon seit 1998 in verantwortlicher Position und soll dies auch bis mindestens 2010 bleiben.

Im Amt bleiben sollen auch Guus Hiddink (Russland), der jüngst ein Angebot des FC Chelsea ausschlug, Slaven Bilic (Kroatien), Leo Beenhakker (Polen) und Victor Piturca (Rumänien), deren Verträge mindestens bis zum Ende der WM-Qualifikation noch laufen. Offen ist dagegen noch die Zukunft von Josef Hickersberger (Österreich) und Fatih Terim (Türkei).