Der Bundestrainer gibt sich bestens gelaunt. Doch schon ein Unentschieden in Georgien wäre für Joachim ein „Alptraum“

Tiflis. Ausnahmezustand in Georgien: Schon am Tag vor dem sportlichen Auftritt des Weltmeisters verbuchte Joachim Löw einen persönlichen Sieg. Der Bundestrainer konnte am Sonnabend in Tiflis im Folklore-Duell mit dem Gastgeber erfolgreich punkten. „Man spürt, dass Georgien ein Land ist, in dem Fußball eine sehr wichtige Rolle spielt“, sagte ein gut aufgelegter Löw, der bei der Pressekonferenz nicht nur einen weißen Ball mit den Mannschaftsfotos zahlreicher Fußballteams geschenkt bekam.

Er sollte auch Auskunft darüber geben, ob er am Sonntag (18.00 Uhr/MESZ/RTL) einen 16:0-Sieg der deutschen Mannschaft für möglich halte. „Das ist im Vorfeld nicht immer hilfreich“, konterte der Bundestrainer die Spekulationen über das Ergebnis und ein wohl unrealistisches Schützenfest.

Remis wäre ein „Alptraum“

Als dann noch ein Fan-Reporter in georgischer Tracht im deutschen Mannschaftshotel vom Traum berichtete, dass die Gastgeber in der mit 54 549 Zuschauer ausverkauften „Boris Paichadze Dinamo Arena“ ein 1:1 erreichen würden, blieb Löw ebenfalls ganz cool: „Das ist ein Albtraum, das wird nicht passieren. Wir werden im Vergleich zum Australien-Spiel noch mal hochfahren“, erklärte er schmunzelnd vor einem Großaufgebot georgischer Reporter, Kameramänner und Fotografen.

„Viele georgische Spieler waren lange Zeit in Deutschland“, berichtete Löw. „In meiner Heimatstadt Freiburg haben viele Georgier gespielt: Kobiaschwili, Zkitischwili, Iaschwili, Tobias Willi - der war ein Deutscher - und Finke-Wili“, scherzte der Weltmeister-Coach.

Podolski rettet Deutschland gegen Australien

Shkodran Mustafi (r.) grätscht Australiens Nathan Burns den Ball ab
Shkodran Mustafi (r.) grätscht Australiens Nathan Burns den Ball ab © dpa | Arne Dedert
Vor Spielbeginn drückten die Spieler ihr Mitgefühl mit den Opfern des Flugzeug-Unglücks aus
Vor Spielbeginn drückten die Spieler ihr Mitgefühl mit den Opfern des Flugzeug-Unglücks aus © dpa | Uwe Anspach
In einer Schweigeminute gedenken die Spieler den Opfern der Flugzeugkatastrophe in Frankreich
In einer Schweigeminute gedenken die Spieler den Opfern der Flugzeugkatastrophe in Frankreich © dpa | Thomas Frey
Die 46.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern sorgten für eine tolle Atmosphäre im ersten Länderspiel des Jahres
Die 46.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern sorgten für eine tolle Atmosphäre im ersten Länderspiel des Jahres © dpa | Thomas Frey
Bundestrainer Joachim Löw und Australiens Trainer Ange Postecoglou (l.)im freundschaftlichen Plausch vor Spielbeginn
Bundestrainer Joachim Löw und Australiens Trainer Ange Postecoglou (l.)im freundschaftlichen Plausch vor Spielbeginn © dpa | Uwe Anspach
Marco Reus ist in der 17. Minute zur Stelle und trifft zur 1:0-Führung
Marco Reus ist in der 17. Minute zur Stelle und trifft zur 1:0-Führung © dpa | Fredrik von Erichsen
Reus (r.) bedankt sich bei Sami Khedira, der den Treffer vorbereitet hatte
Reus (r.) bedankt sich bei Sami Khedira, der den Treffer vorbereitet hatte © dpa | Fredrik Von Erichsen
Khedira (2.v.r.) nimmt es gleich mit drei Australiern auf
Khedira (2.v.r.) nimmt es gleich mit drei Australiern auf © dpa | Arne Dedert
Shkodran Mustafi im Zweikampf mit Nathan Burns (l.)
Shkodran Mustafi im Zweikampf mit Nathan Burns (l.) © WITTERS | ThorstenWagner
Nathan Burns (r.) springt als einziger hoch und bringt einen harten Kopfball aufs Tor
Nathan Burns (r.) springt als einziger hoch und bringt einen harten Kopfball aufs Tor © dpa | Arne Dedert
Flügelflitzer Karim Bellarabi (M.) mit Duell mit Australiens McKay
Flügelflitzer Karim Bellarabi (M.) mit Duell mit Australiens McKay © WITTERS | ThorstenWagner
Torwart Ron-Robert Zieler sieht bei dem Freistoß-Treffer von Mile Jedinak (nicht im Bild) nicht gut aus
Torwart Ron-Robert Zieler sieht bei dem Freistoß-Treffer von Mile Jedinak (nicht im Bild) nicht gut aus © WITTERS | ThorstenWagner
Australiens Spieler begraben Mile Jedinak nach dem Führungstreffer zum 2:1
Australiens Spieler begraben Mile Jedinak nach dem Führungstreffer zum 2:1 © dpa | Arne Dedert
Shkodran Mustafi musste nach einer unsanften Landung auf der Schulter an der Seintenlinie behandelt werden
Shkodran Mustafi musste nach einer unsanften Landung auf der Schulter an der Seintenlinie behandelt werden © dpa | Thomas Frey
Joker Lukas Podolski (r.) wird von André Schürrle nach dem Treffer zum 2:2 gefeiert
Joker Lukas Podolski (r.) wird von André Schürrle nach dem Treffer zum 2:2 gefeiert © dpa | Uwe Anspach
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Den Ernst der Lage aber kennen Löw und sein kickendes Personal. „Das alles Entscheidende ist, dass wir drei Punkte mitnehmen. So eine Mannschaft muss man erst einmal niederringen, niederspielen, niederkämpfen und in die Knie zwingen. Das wird nicht ganz einfach werden“, erklärte der Bundestrainer, der passend dazu bei seinem Auftritt vor den Medien als Arbeitskleidung einen hellblauen Trainingsanzug gewählt hatte.

„Wir machen uns nicht verrückt“

Deutschland geht nur als Gruppendritter in die Partie gegen den Weltranglisten-126. Georgien. „Wir machen uns jetzt nicht verrückt. Wir sind lang genug dabei und haben erfahrene Spieler. Wir werden uns qualifizieren“, beruhigte Manuel Neuer, der in Tiflis ins Tor des Weltmeisters zurückkehren wird.

Zudem wird Bastian Schweinsteiger das DFB-Team als Kapitän anführen. „Klar, Bastian wird beginnen. Ich hatte ihn bewusst gegen Australien pausieren lassen“, verkündete Löw. Der 30 Jahre alte Schweinsteiger hat seit dem WM-Finale aus Verletzungsgründen kein Länderspiel mehr bestritten.

Auch die Weltmeister-Kollegen Mats Hummels, Jérome Boateng, Thomas Müller und Toni Kroos hat Löw anders als beim jüngsten 2:2 im Test gegen Australien wieder für die Startelf eingeplant. „Wenn wir das spielen, was wir können und wissen, dass wir so arbeiten müssen wie bei jedem WM-Spiel, dann kann es leicht werden“, sagte Real-Star Kroos. Für Kroos ist der Gegner „eine Wundertüte“.

Großer Rummel in Tiflis

Der Fußball-Rummel in Tiflis war schon am Sonnabend groß. Auf dem Platz der Rosenrevolution vor dem DFB-Teamhotel mit einem Panaromablick über die Stadt waren zahlreiche georgische Fans auf der Jagd nach Fotos und Unterschriften der deutschen Spieler. Löw sollte sich selbst den einheimischen Journalisten immer wieder zu gemeinsamen Selfies zur Verfügung stellen. „Entscheidend ist, dass wir als Sieger wieder das Land verlassen. Ob dann die Gesichter auch noch so freundlich sind, werden wir sehen“, sagte Kroos.

Für Außenseiter Georgien sei es das „Spiel des Jahrzehnts“, erklärte Löw zur Ausgangslage. Der 55-Jährige erwartet einen „Hexenkessel“, in dem „jeder Ball, der nach vorn geschlagen wird“, bejubelt werde. „Wir müssen das Feuer zünden, das wir brauchen, um dieses Spiel zu gewinnen“, unterstrich Löw. Der weltmeisterliche Anspruch sei nicht, „in der Gruppe einfach mitzuschwimmen, sondern die Gruppe zu gewinnen. Das ist immer noch möglich“, sagte der Bundestrainer.

Ob er wie zuletzt wieder eine Dreierkette in der Abwehr stellt oder wieder die sichere Variante mit einem Vierer-Verbund bevorzugt, ließ Löw offen. „Unsere Gedanken sind offensiv ausgerichtet, ob Dreier- oder Viererkette ist nicht so entscheidend. Wir haben nicht deswegen gegen Australien nur 2:2 gespielt, weil wir im 3-5-2-System operiert haben“, erläuterte Löw. Seine Spieler müssten unabhängig vom System „viel in Laufwege investieren, die richtigen Dinge vorbereiten“, vor allem aber torgefährlicher sein.