Kaiserslautern. Nach den Experimenten gegen Australien wird am Sonntag in Georgien eine andere Mannschaft spielen

Nachdem klar war, dass sich der Weltmeister vom Ergebnis her doch noch auf Augenhöhe mit dem Asienmeister befand, ging Joachim Löw erneut auf seine Experimentierfreudigkeit ein. Es ist ja bekannt, dass den Bundestrainer die Lust und Neugierde gepackt hat, das vermeintlich beste Team der Welt zu verändern, es für alle bevorstehenden Angriffe anderer Nationen als Folge des WM-Titels in Brasilien zu wappnen. Dass dies nicht hopplahopp funktioniere, sei normal, befand also Löw, als er nach dem dürftigen 2:2-Test Deutschlands gegen Australien das Labor oben auf dem Lauterer Betzenberg verlassen hatte und über die Versuchsanordnung samt viel diskutierter Dreierkette referierte.

„Es wird Zeit benötigen, wenn wir Veränderungen vornehmen und flexibler werden wollen”, blieb der Fußball-Lehrer gelassen, selbst wenn es zum Gelingen des Umbruchs „eineinhalb oder sogar drei Jahre” benötige: „Ich bin bereit, das Risiko einzugehen.”

Der auf eine Halbzeit begrenzte und klar misslungene Abwehrtest lenkt das Bewusstsein jedoch auf kurzfristige Aufgabestellungen: die Qualifikation zur EM-Endrunde 2016 in Frankreich. Was im deutschen Lager nicht infrage gestellt wird, da aller Voraussicht nach ein Trio aus der deutschen Quali-Gruppe nach Frankreich fahren darf und der Weltmeister derzeit noch Dritter ist. Und weil Spiele wie gegen Australien dazu da seien, sich Fehler folgenlos mal erlauben zu können, fiel es dem Bundestrainer leicht, die Unzulänglichkeiten der Seinen offen einzugestehen.

„Darüber müssen wir mit der ganzen Mannschaft noch mal sprechen”, sagte Flügelflitzer Karim Bellarabi, bevor der deutsche Tross ins schicke DFB-Refugium, der Villa Kenndy in Frankfurt, aufbrach. Hier stimmt Löw seine Mannschaft auf das EM-Qualifikationsspiel am Sonntag (18 Uhr MESZ/live auf RTL) gegen Georgien ein: Nach einer Trainingseinheit hebt der Flieger an diuesem Freitag um 14 Uhr in Richtung Tiflis ab. „Niemand muss sich Sorgen machen”, versuchte Sami Khedira zu beschwichtigen, „wir haben am Sonntag eine andere, eine gierige Mannschaft auf dem Platz.”

Der Weltmeister kann es nicht gebrauchen, dass vor dem „heißen Herbst” (Löw) mit den Partien gegen Polen, in Irland und Schottland Punkte im Kaukasus liegen gelassen werden. Georgien wird der deutschen Elf sehr defensiv entgegentreten – was nichts heißen darf, wenn Christoph Kramer schon Australien als Gegner eingestuft hat, „gegen den ein 5:0 und dann ist gut vorgesehen war”. Auf die Dreierkette, in der Benedikt Höwedes, Skhodran Mustafi und Holger Badstuber gegen „mutige, freche Australier” in Zweikämpfen „keinen richtigen Zugriff bekamen”, wird der Bundestrainer wohl verzichten.

Gegen Georgien wird Kapitän Bastian Schweinsteiger in die Startelf zurückkehren wie Torhüter Manuel Neuer, Thomas Müller, Jerome Boateng, Toni Kroos und Mats Hummels. Gegen die „Socceroos” erkannten sie aber auch von der Bank aus, dass die Dortmunder Rückkehrer Ilkay Gündogan („Wir haben noch Luft nach oben”) und Marco Reus, neben Lukas Podolski deutscher Torschütze, bald wieder an glanzvolle Tage anknüpfen können. „Jetzt werden wir die Spannung in Richtung Georgien erhöhen”, beruhigte Löw, „und mit noch mehr Konzentration antreten.”