Nach dem 1:0-Sieg in Spanien durch einen Treffer von Toni Kroos sprach der Bundestrainer über das Experiment Dreierabwehrkette, die Aussichten für die EM und die Chancen seiner Spieler bei der Wahl zum Weltfußballer.

Vigo. Nach dem 1:0-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im letzten Länderspiel des WM-Jahres am Dienstagabend in Vigo gegen Europameister Spanien durch einen Treffer von Toni Kroos in der 89. Minute stellte sich Bundestrainer Joachim Löw den Fragen der Medienvertreter.

Frage: Wie fällt Ihr Fazit zum Abschluss des Länderspieljahres aus?

Joachim Löw: Es war ein Spiel unter schwierigen Bedingungen. Der Platz war ausgesprochen schwer zu bespielen. Er war tief. Für uns war es ein schöner Jahresabschluss. Deutschland und Spanien sind die Nationen, die in den letzten Jahren den Weltfußball mit den Nationalmannschaften dominiert haben. Von daher war es ein Prestigeduell. Unsere Mannschaft hat es taktisch hervorragend hinbekommen. Wir waren sehr gut organisiert. In der zweiten Halbzeit haben wir es auch viel besser geschafft, unser Spiel von hinten heraus zu gestalten. Insofern bin ich sehr zufrieden. Das Jahr geht für uns freudig zu Ende.

Warum haben Sie sich im Tor für Ron-Robert Zieler entschieden?

Löw: Der Robert hatte jetzt mal wieder eine Chance verdient, nachdem vor der WM das eine oder andere Mal Roman (Weidenfeller) gespielt hatte. Mit Ron war ich sehr zufrieden, weil er zwei, drei Schüsse hervorragend pariert hat. Und was mir besonders gut gefallen hat, er hat einfach auch sehr gut die Bälle hinten rausgespielt, vor allem in der zweiten Halbzeit mit Ruhe und einer sauberen Spielauslösung. Das war für uns wichtig, dass wir nicht nur hohe Bälle herausgespielt haben.

Sie haben das System erneut verändert mit einem 3-4-3 und Shkodran Mustafi die Verantwortung im Abwehrzentrum übertragen. Wie hat er diese Aufgabe erfüllt?

Löw: Die Dreierabwehrkette war der Gedanke, weil Spanien immer wieder ganz stark durch das Zentrum kombiniert. Wir mussten das Zentrum gut besetzen, also mit einem Mann mehr. Mustafi hat auch schon in Italien die Erfahrung gemacht, in einer Dreierkette zu spielen. Alle drei Abwehrspieler haben das sehr gut gemacht. Sie haben die Bälle hinter die Abwehr verhindert, waren immer wachsam und konzentriert. Höwedes kann links ein bisschen besser verteidigen. Darum habe ich mich in der Anordnung so entschieden.

Bei Deutschland und Spanien haben einige Spieler gefehlt. Dafür wurden in diesem Spiel neue Akteure getestet. Welche Rolle können beide Nationen 2016 bei der EM spielen?

Löw: Beide werden eine gute, wichtige und entscheidende Rolle bei der EM spielen. Die Spanier haben nach wie vor hochklassige Spieler, wir ebenso. Bei uns war es für einige Akteure die Chance, gegen so einen starken Testgegner mal über weite Strecken zu spielen. Darum habe ich nicht mehr gewechselt.

Das Ergebnis in Testspielen ist für Sie nicht immer so wichtig. Inwiefern war es das diesmal doch angesichts der langen Winterpause für die Nationalmannschaft jetzt?

Löw: In so einem Spiel setze ich das Ergebnis nicht immer an die erste Stelle. Aber ich freue mich wahnsinnig, gegen Spanien in Spanien zu gewinnen. Das ist das natürlich ein toller Abschluss. Ich freue mich auch über die Gesamtleistung der Mannschaft. Sie hat das gut gemacht mit einigen jungen Spieler. Für sie war das in ihrer Erfahrung sehr wichtig. Bei der WM haben wir alle hinter uns gelassen. Die Qualifikation war etwas schleppend, aber das hatte auch seine Gründe. Wir wollten hier noch einmal das Gefühl erwecken, dass wir den Willen zeigen, das Spiel gewinnen zu wollen. Ich war mit der Spielweise sehr einverstanden, auch mit einem 0:0 wäre ich sehr zufrieden gewesen.

Wo liegen für Sie die Schwerpunkte in den kommenden vier spielfreien Monaten?

Löw: Die nächsten Wochen habe ich schon noch einige Termine. Dann wird eine verdiente Pause einkehren. Im Januar und Februar haben wir schon die Aufgabe, uns wieder mit der Nationalmannschaft und mit Spielern zu beschäftigen. Wir werden uns zusammensetzen mit unserem Trainerteam. Wir wollen neue Ideen entwickeln und neue Ansätze finden. Das sind unsere wichtigen Aufgaben bis zum März.

Sie waren nach dem Sieg gegen Gibraltar sehr unzufrieden. Lag die stärkere Leistung gegen Spanien nur am Gegner?

Löw: Es lag natürlich mit am Gegner. So ein Spiel hat einen anderen Reiz als Gibraltar. Gegen Gibraltar wussten wir, dass wir das Spiel gewinnen. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Hier in Spanien habe ich der Mannschaft gesagt, dass es mein ausdrücklicher Wunsch ist, dass wir uns noch mal bündeln, noch mal sammeln. Wir hatten am Sonntag einen freien Tag. Ich wollte sehen, dass wir noch mal den Biss und die Motivation haben, gegen so einen starken Gegner zu bestehen, weil uns das in unserer Entwicklung weiterhilft. Es ist eine gute Vorlage für das nächste Jahr. Es macht den Spielern auch mehr Spaß, gegen einen technisch guten Gegner zu spielen, der nach vorne spielt, als gegen eine Mannschaft, die mit zehn Mann am Sechzehner steht und fast nichts tut.

Haben Sie einen Tipp, wer am 12. Januar 2015 zum Weltfußballer gewählt wird?

Löw: Ich glaube, dass es schon eine enge Geschichte wird, wer von den Spielern diese Auszeichnung bekommen wird. Aber ich denke, es wird einer von den Deutschen sein.