Der Unparteiische Murat Yilmaz wurde 2013 zum besten seiner Zunft gewählt. Im Elfmeterschießen des Hamburger Pokalhalbfinales zwischen Altona 93 und SC Condor traf er eine folgenschwere Entscheidung.

Hamburg. Das Oddset-Pokalhalbfinale Altona 93 gegen den SC Condor (8:9 nach Elfmeterschießen) hat ein Nachspiel. Altona legt Protest gegen die Wertung der Partie ein. Wie der Verein mitteilte, habe Schiedsrichter Murat Yilmaz das Elfmeterschießen „nicht ordnungsgemäß durchführen lassen“. Yilmaz hatte nach jeweils fünf Schützen dieselben Spieler bis zur Entscheidung erneut zum Elfmeter antreten lassen.

„Ich war in der Schiedsrichterkabine. Yilmaz sagte, die Durchführung des Elfmeterschießens liege in seinem Ermessen. Er habe das so mit den Spielern abgesprochen. Ich bin kopfschüttelnd wieder rausgegangen“, erklärte Altonas Pressesprecher Andreas Sude am Tag nach dem Skandal.

Große Emotionen löst der Altonaer Protest auch auf Seiten der Condoraner aus. Statt des Finaleinzugs mit der Chance auf die Qualifikation für den DFB-Pokal samt 100.000 Euro Antrittsgeld droht ihnen ein Wiederholungsspiel. „Bei der Feier im Vereinsheim sind mir liebe Menschen wie unser Ehrenpräsident Günther Philipp weinend vor Freude um den Hals gefallen. Jetzt für etwas bestraft zu werden, wofür wir nicht verantwortlich sind, wäre hart“, sagte Condors Trainer Christian Woike.

Unstrittig ist, dass Yilmaz – 2013 zu Hamburgs Schiedsrichter des Jahres gewählt – einen Regelverstoß begangen hat. Sein Vorgehen ist weder mit der DFB-Spielordnung noch mit den Bestimmungen des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) vereinbar. Condor sieht dennoch Argumente, um den Protest zurückzuweisen. „Durch die falsche Regelauslegung des Schiedsrichters ist kein Vorteil für eine Mannschaft entstanden“, argumentiert Manager Matthias Bub. Diese Darstellung wies Sude zurück: „Die Situation ist bitter für den SC Condor. Es tut mir leid für sie. Aber wir planten einen anderen sechsten Schützen. Uns wurde die Möglichkeit genommen, das Elfmeterschießen regelkonform zu bestreiten.“

Entscheiden muss den Fall zunächst das HFV-Sportgericht. Eine Berufung vor dem Verbandsgericht ist möglich. Anfragen zu einer Stellungnahme ließ Yilmaz unbeantwortet. Dafür bat der Schiedsrichter-Obmann seines Heimatvereins FC Türkiye, Aziz Inan, die Medien um Fairness. „Murat Yilmaz ist menschlich top und ein toller Schiedsrichter. Sollte er einen Fehler gemacht haben, wäre es fair, seine Leistungen nicht nur auf diesen Fehler zu reduzieren“, sagte Inan.