Schiedsrichter Murat Yilmaz begeht einen Regelverstoß im Pokalhalbfinale. Grund für den Einspruch sei das angeblich falsch durchgeführte Elfmeterschießen.

Hamburg. Im Halbfinale um den Hamburger Fußball-Pokal droht ein Wiederholungsspiel. Oberligist Altona 93 will nach der Niederlage gegen den Ligarivalen SC Condor (8:9 nach Elfmeterschießen) Protest einlegen. Grund für den Einspruch sei das angeblich falsch durchgeführte Elfmeterschießen, teilte der Hamburger Traditionsclub mit. Der Schiedsrichter hatte nach den ersten jeweils fünf Versuchen die gleichen Spieler erneut antreten lassen. Das widerspricht nach Ansicht der Altonaer den Durchführungsbestimmungen des Hamburger Fußball-Verbandes. HFV-Geschäftsführer Karsten Marschner kündigte an, dass sich das Sportgericht „zeitnah nach Eingang des Protestes“ mit dem Fall beschäftigen will. Auf den Termin des Endspiels um den Oddset-Pokal am 29. Mai soll der Protest keine Auswirkungen haben.

Das war passiert

Murat Yilmaz ist einer der besten Hamburger Schiedsrichter. Auch das Pokalhalbfinale zwischen den Oberligisten Altona 93 und Condor leitete Yilmaz vorzüglich – bis es nach jeweils fünf Schützen 4:4 im Elfmeterschießen beider Teams stand. Da beging Yilmaz einen vielleicht folgenschweren Fehler, der nun einen Schatten auf das grandiose Duell legt. Altonas Trainer Oliver Dittberner hatte bereits Torwart Fabiona Curia als sechsten Schützen benannt – doch Yilmaz ließ die fünf Schützen, die bereits angetreten waren, erneut schießen. „Ich habe mich gewundert und den Schiedsrichter gefragt, ob das so korrekt ist, und er sagte, das können wir so machen“, sagte Condors Torwart Sascha Kleinschmidt.

Das Problem: Nach dem Regelwerk ist Yilmaz im Unrecht. Dort steht in den Durchführungsbestimmungen des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV)unter Passus 4.1.: „Jeder Torschuss muss von einem anderen Spieler ausgeführt werden. (...) Erst wenn alle teilnahmeberechtigten Spieler einer Mannschaft einschließlich Torwart je einen Elfmeter getreten haben, darf ein Spieler der gleichen Mannschaft einen zweiten Elfmeter ausführen.“ Diese Vorschrift findet sich fast wortgleich ebenso in der DFB-Spielordnung. „Wir haben bereits mit dem Verband gesprochen. Es ist wohl ein Regelverstoß“, erklärte Altonas Manager Andre Jütting. Dies wolle man „erst einmal so stehenlassen“.

Die Vorgehensweise von Yilmaz im Elfmeterschießen hatte zuerst Altona bevorteilt. Condors Mike Theis musste als Erster ein zweites Mal ran – und verschoss erneut. Doch Sven Körner knallte Altonas Matchball übers Tor. Die Entscheidung an der Adolf-Jäger-Kampfbahn fiel, als alle fünf Schützen noch einmal geschossen hatten. Altonas Matthias Ribeau scheiterte mit dem insgesamt 20. Elfmeter an Kleinschmidt. Ob Condors 9:8 (1:1, 1:1)-Erfolg Bestand hat, ist fraglich. Der Oddset-Pokalsieger qualifiziert sich für den DFB-Pokal. Dort winken 100.000 Euro Antrittsgeld, ein attraktiver Proficlub als Gegner und hohe Zuschauereinnahmen. Ein Protest Altonas und eine Neuaustragung des Spiels sind wahrscheinlich. HFV-Vizepräsident Reinhard Kuhne diskutierte nach dem Abfiff mit Yilmaz. „Das kannst du so nicht machen“, sagte Kuhne. Vermutlich findet diese Diskussion bald vor dem Sportgericht statt.