Vor allem die Bundesliga-Stars sehen Franck Ribéry als eigentlichen Sieger des Weltfußballer-Votums. Hummels reagiert sarkastisch, Effenberg schimpft. Rummenigge würde Ribéry niemals eintauschen.

Köln/München/La Manga. Uefa-Boss Michel Platini hatte mit einer Schimpftirade vorgelegt, etliche aktuelle und ehemalige Bundesliga-Profis ziehen nach: Die Kritik an der Fifa und ihrem Procedere der Weltfußballer-Wahl reißt nach dem Sieg von Cristiano Ronaldo bei der Gala in Zürich nicht ab.

Vor allem der Umstand, dass der als eigentlicher Favorit gehandelte Franck Ribéry, der 2013 mit Bayern München alle wichtigen Wettbewerbe gewonnen hatte, noch hinter Lionel Messi nur auf Rang drei gewählt wurde, stößt bei vielen Beobachtern noch immer auf Unverständnis.

Mit einem Schuss Sarkasmus reagierte dabei Nationalspieler Mats Hummels. „Da wird meiner Meinung nach seit acht, neun Jahren nach Standing, nach Namen ausgewählt, aber nicht nach Leistung“, sagte der Abwehrspieler von Borussia Dortmund im Trainingslager in La Manga.

„Das betrifft nicht nur Franck Ribéry, dass hat auch andere Spieler zuvor getroffen. Generell sind diese Wahlen in meinen Augen nicht so aussagekräftig“, ergänzte Hummels.

Einen Schritt weiter geht Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg, der Fifa-Votum gleich generell infrage stellte. „Man kann nicht immer alles nachvollziehen, was bei der Uefa und Fifa passiert – das war in der Vergangenheit auch schon so“, sagte der 45-Jährige Sky Sport News HD.

Weil Ribéry mit Bayern fünf Titel gewonnen hat, „wäre es die logische Schlussfolgerung gewesen, dass er auch den Titel des Weltfußballers gewinnt“, ergänzte Effe.

Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sagte der „Bild“-Zeitung (Mittwoch), bereits vor dem Ballon d’Or von der Entscheidung pro Ronaldo gehört zu haben. „Man brauchte kein Prophet sein, wenn man die Entourage gesehen hat, die aus Madrid extra angereist ist“, sagte Rummenigge dem Blatt.

Ribéry hatte auch das Münchener Triple nicht ausgereicht, um den Sieger Ronaldo (Real Madrid) und den viermaligen Weltfußballer Messi (FC Barcelona) bei der Abstimmung hinter sich zu lassen. An der Strahlkraft seines Stars hegt Rummenigge dennoch keinen Zweifel: „Der FC Bayern würde Franck nicht für Ronaldo tauschen.“

Matthäus glaubt an Titel für Bundesliga-Spieler

Derweil hat Deutschlands einziger Weltfußballer Lothar Matthäus die Hoffnung auf einen Goldenen Ball für einen Bundesliga-Spieler noch nicht aufgegeben. „Mit Jupp Heynckes, Silvia Neid und Nadine Angerer als Gewinner können wir Deutschen mehr als zufrieden sein. Und irgendwann wird auch ein Weltfußballer aus der Bundesliga gewählt“, sagte der Weltmeister von 1990 am Dienstag. Angerer (Brisbane Roar) wurde Weltfußballerin, Heynckes Welttrainer, Bundestrainerin Neid Welttrainerin des Jahres 2013.

„Selbstverständlich hat Ronaldo den Ballon d'Or verdient“, sagte Sky-Experte Matthäus. „Mit Ronaldo hat der momentan weltbeste Spieler gewonnen, aber nicht der erfolgreichste im Jahre 2013. Wie wir wissen, zählen beim Ballon d'Or nicht die gewonnenen Titel, sondern es zählt die individuelle Leistung der Nominierten.“ Ronaldo ist einer von bislang sechs Spielern, die den Ballon d'Or erhielten, ohne im Bewertungszeitraum einen Titel geholt zu haben.

Matthäus, Weltfußballer 1991 (damals Inter Mailand), freute sich besonders für seinen früheren Trainer Heynckes. „Er ist ein großartiger Trainer, der seine Karriere mit dem Triple gekrönt hat. Mich hat er in den ersten Jahren geformt, gefördert, kritisiert und wieder aufgebaut. Davon habe ich in meiner Karriere stets profitiert – und das werden auch die aktuellen Bayern-Spieler“, sagte er.

Der Frage, wann er selbst wieder ins Trainergeschäft einsteigen werde, wich der 52-Jährige aus. Sein Job als TV-Experte bereite ihm unheimlich viel Freude, alles andere werde die Zukunft zeigen.