Bei den Franzosen kam das Ergebnis der Weltfußballer-Wahl gar nicht gut an. Uefa-Präsident Michel Platini giftet, weil sein Landsmann nur Dritter wurde. Sieger Cristiano Ronaldo weinte Tränen der Rührung – und versöhnte sich mit Sepp Blatter.

Zürich. Uefa-Boss Michel Platini hat die Abstimmung zum Weltfußballer des Jahres kritisiert und zumindest indirekt unterstellt, der Preis habe an Bedeutung verloren. „50 Jahre lang wurde der Ballon d'Or für die Erfolge auf dem Platz vergeben“, sagte der Franzose an der Spitze der Europäischen Fußball-Union zu L'Équipe 21: „Jetzt geht es eher um das generelle Können der Spieler – und das ist ein Problem.“

Am Montag in Zürich hatte der Weltverband Fifa, der den Goldenen Ball 2010 mit der Weltfußballerwahl zusammenführte, Superstar Cristiano Ronaldo von Real Madrid ausgezeichnet. Franck Ribéry, der mit dem deutschen Rekordmeister Bayern München fünf Titel gewonnen hatte, wurde nur Dritter der Abstimmung hinter dem viermaligen Titelträger Lionel Messi.

Ribéry selbst reagierte am Dienstagmorgen gelassen auf die Niederlage. „Was hätte ich noch mehr machen können, als mit Bayern alles zu gewinnen? Ob Zweiter oder Dritter ist doch total egal. Ich bin kein Egoist, und dieser Titel ist nicht mein Ziel. Ich will lieber noch mal alles mit Bayern gewinnen und Weltmeister werden. Das ist wichtig“, sagte der 30 Jahre alte Franzose bei bild.de und fügte an: „Ich bin froh, dass das Thema jetzt vom Tisch ist. Natürlich hätte ich gerne gewonnen. Aber das ist okay. Wir Bayern-Spieler und ich erst recht, sind einfach total stolz hier vertreten gewesen zu sein.“

Platini äußerte sich hingegen kritischer: „Ich bin wegen Franck Ribéry sehr enttäuscht“, sagte er: „Im nächsten Jahr kommen wir wieder her, und es wird Ronaldo, dann Messi. In zwei Jahren wieder Ronaldo, Messi und dann auch noch im dritten Jahr? Auch wenn Ronaldo ein großartiger Weltfußballer ist. Es hat sich ein bisschen was geändert, seitdem die Fifa den Ballon d'Or vergibt.“

Jahrzehntelang war der Ballon d'Or von Journalisten vergeben worden, seit dem Zusammenschluss mit der offiziellen Fifa-Wahl stimmen auch die Nationaltrainer und Kapitäne der 209 Fifa-Mitgliedsverbände ab.

Ribéry nahm den Hinterausgang

Platinis Landsmann Ribéry hatte die Fifa-Gala am Montagabend durch den Hinterausgang des Kongresshauses verlassen. Beistand gab es auch von seinem Ex-Trainer Jupp Heynckes. „Ich muss ehrlich sagen, ich bin auch enttäuscht, genau wie der Franck. Aber er wird auch wieder weiter richtig gut spielen. Franck hätte das gerne gewonnen. Aber er wird da schon drüber hinwegkommen“, tröstete der gerade zum Welttrainer 2013 gekürte Ex-Coach Heynckes. Auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm, gemeinsam mit Manuel Neuer und Ribéry in die Fifa-Weltauswahl berufen, versuchte sich in moderaten Tönen. „Ich habe ihn gewählt, er hätte es verdient gehabt. Aber es standen drei sehr gute Spieler zur Auswahl.“

Die Debatte über die Regeln der Fifa-Wahl war da aber schon längst entbrannt. Und es bedurfte dank Platini nicht einmal böser Worte der Bayern-Bosse, die wie Präsident Uli Hoeneß vorab prophylaktisch mit Begriffen wie Betrug oder Sauerei die Wahl für den Fall der nun eingetretenen Ribéry-Niederlage angezweifelt hatten.

In der Tat stehen nun seit 2008 nur noch Messi und Ronaldo in der Siegerliste. In der Tat ist die wichtigste Fußballer-Ehrung mittlerweile zu einer Ideologiefrage geworden. Ronaldos 69 Tore für Real Madrid beeindruckten die Juroren aus den 209 Fifa-Ländern jedenfalls mehr als Ribérys fünf Titel mit dem FC Bayern. Da aber sogar noch Messi vor dem 30-Jährigen landete, ist aber auch der Rückschluss möglich, dass letztlich nur ein weltweit gut vermarkteter Name den Sieg beim Ballon d'Or ermöglicht.

Cristiano Ronaldo zu Tränen gerührt

Der bestens promotete Ronaldo punktete besonders nach seinem Sieg. Seine Tränen rührten alle im Saal. Die Umarmung für seinen Sohn zeigte den oft als arrogant titulierten Portugiesen von einer sehr liebevollen Seite. „Ich habe es nicht aushalten können, als ich meinen Sohn gesehen habe und meine Mutter in Tränen. Ich bin so. Vielleicht lachen sie über mich, aber es ist mir egal, es war ein sehr besonderer Moment“, sagte Ronaldo. Vergessen war da auch längst die private Fehde mit Blatter, die der Fifa-Boss mit einer eigenwilligen Imitation Ronaldos ausgelöst hatte.

Beim FC Bayern sind sie dennoch stolz auf ihren Franck. „Er hat in der Mannschaftssportart Fußball alle wichtigen Meisterschaften und Pokale gewonnen, die es im Jahr 2013 national, in Europa und weltweit zu holen gab“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. „Nach der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres ist dieser dritte Platz einmal mehr die Bestätigung seiner großartigen Leistungen sowie der Titel, die er mit dem FC Bayern gefeiert hat.“

„Es ist eine demokratische Wahl. Das muss man anerkennen, man muss gratulieren. Aber für uns ist Franck der Beste“, erklärte Sportvorstand Matthias Sammer: „Er hat alles gewonnen, hat alles dafür gemacht. Aber andere haben entschieden. Er hat ja auch noch ein paar gute Jahre vor sich und kann noch gewinnen.“

Stolz war auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf eine noch nie dagewesene deutsche Siegerliste bei der traditionellen Fifa-Gala. Neben Heynckes wurde Bundestrainerin Silvia Neid Welttrainerin. Torhüterin Nadine Angerer holte erstmals seit Birgit Prinz 2005 wieder den Frauentitel nach Deutschland. Beglückt hüpfte die Wahl-Australierin noch Stunden nach der Bekanntgabe durch die Flure des Kongresshauses. Ribéry war da schon lange enttäuscht von dannen gezogen.