Mit einem 3:0-Sieg gegen Irland sicherte sich Deutschland vorzeitig das Ticket zur WM in Brasilien

Köln. Es waren nur noch wenige Minuten zu spielen, als rund 15 hartgesottene Iren, trotz Frösteltemperaturen alle oben ohne, sich von ihren Plätzen erhoben und lautstark anfingen zu singen. Die Fußballfans von der Insel hatten offenbar ihren Spaß, was umso schöner war, als dass auch der Rest des Kölner Stadions, vernünftigerweise in Pullover und Jacken gehüllt, zu diesem Moment durchaus bereit gewesen wäre, Vergnügungssteuer zu zahlen. Als kurz darauf Schiedsrichter Serge Gumienny aus Belgien Deutschlands 3:0-Sieg gegen Irland mit seinem Schlusspfiff besiegelte, gab es für die 22 Protagonisten auf dem Rasen den entsprechenden Applaus. Das DFB-Team hat sich mit einer erstklassigen Leistung wenig überraschend für die WM in Brasilien qualifiziert, den Iren blieb der Trost, gekämpft, gesungen und gezittert zu haben.

Eine echte Überraschung hatte Löw schon vor dem Anpfiff parat. Statt wie allgemein angenommen Max Kruse (Gladbach) durfte Mesut Özil (Arsenal) die Rolle der in den letzten Tagen so viel diskutierten „falschen Neun“ einnehmen. Hinter dem Deutschtürken rotierte Bayerns Toni Kroos auf die Position des Spielmachers, im linken Mittelfeld setzte der Bundestrainer auf André Schürrle (Chelsea) statt auf Schalkes Julian Draxler. Damit waren inklusive Innenverteidiger Per Mertesacker (Arsenal) gleich drei Wahl-Briten gegen die „Boys in Green“ von der Insel im Einsatz. Das erste Ausrufezeichen des Spiels setzte dann aber ein Wahl-Spanier. Nach überlegter Vorlage Philipp Lahms zog Real Madrids Sami Khedira aus 18 Metern einfach mal ab – und hatte dank Gegenspieler Seamus Coleman, der den Ball unhaltbar für seinen Torwart David Forde abfälschte, Glück.

Das frühe Führungstor in der 12. Minute wirkte wie ein Dosenöffner für eine zuvor mit aller Kraft verschlossene Konserve. Deutschland dominierte die Partie gegen die tapfer kämpfenden, aber völlig hilflosen Iren wie selten zuvor in dieser WM-Qualifikation. Mit der Wucht einer Dampflok steuerte die DFB-Mannschaft unaufhaltsam und unnachgiebig auf das irische Tor zu, musste sich aber den Vorwurf gefallen lassen, das kolossale Übergewicht in der ersten Halbzeit nicht in weitere Tore verwerten zu können. Kurz vor dem Pausenpfiff musste Löws Mannschaft sogar kurz zittern, als Kevin Doyle den einzigen ernsthaften irischen Angriff an die Latte vollendete.

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Die 46.237 Zuschauer – darunter auch Andreas Möller, der vor dem Spiel noch mal klarstellte, dass ein anberaumtes Engagement beim HSV derzeit kein Thema sei – waren mit der Gesamtdarbietung in den ersten 45 Minuten trotz des Schockmoments aber hochzufrieden. Irlands Interimstrainer Noel King, der kurioserweise Sporttasche und Trainingsausrüstung von Vorgänger Giovanni Trapattoni aufbrauchen musste, konnte einem fast leidtun. Ausgerechnet das 500. Länderspiel Irlands dürfte – zumindest in der ersten Hälfte – die Partie gewesen sein, in der die traditionell tapfer kämpfenden Iren die wenigsten Spielanteile hatten.

In der 58. Minute beseitigte André Schürrle dann die letzten Zweifel am deutschen WM-Ticket, als er nach einem trickreichen Lupfer von Toni Kroos zum 2:0 einschoss. Mesut Özil setzte dann in der Nachspielzeit in seinem 50. Länderspiel mit dem dritten deutschen Treffer den passenden Schlusspunkt. Allerdings hätte die DFB-Auswahl am Ende deutlich höher gewinnen müssen. Thomas Müller bat nach dem Spiel um Entschuldigung: „Es ist schon mühsam, wenn die Iren alle hinten drinstehen. Aber sie haben sich tapfer gewehrt.“ In der 82. Minute traf Jerome Boateng mit einem Fernschuss nur die Latte. Hätte nicht Manuel Neuer einige Male couragiert gegen die tapferen Iren gerettet, wäre der Sieg sogar noch weniger klar ausgefallen. Eine Gala wie beim 6:1 im Hinspiel in Dublin war dieses Spiel nicht.

Das letzte Gruppenspiel am Dienstag in Stockholm gegen Schweden können die deutschen Nationalspieler getrost als Schaulaufen betrachten.

Die Statistik:

Deutschland: Neuer/Bayern München (27 Jahre/42 Länderspiele) - Lahm/Bayern München (29/102), Mertesacker/FC Arsenal (29/94), Boateng/Bayern München (25/33), Jansen/Hamburger SV (27/41) - Khedira/Real Madrid (26/43) ab 82. Kruse/Borussia Mönchengladbach (25/4), Schweinsteiger/Bayern München (29/99) - Müller/Bayern München (24/45) ab 88. Sam/Bayer Leverkusen (25/4), Kroos/Bayern München (23/37), Schürrle/FC Chelsea (22/27) ab 86. Götze/Bayern München (21/23) - Özil/FC Arsenal (24/50). - Trainer: Löw

Irland: Forde/FC Millwall (33/13) - Coleman/FC Everton (25/18), Clark/Aston Villa (24/9), Delaney/Crystal Palace (32/8), Kelly/FC Reading (30/36) - Gibson/FC Everton (25/20), Wilson/Stoke City (27/11) - Whelan/Stoke City (29/52), McCarthy/FC Everton (22/19), Doyle/Wolverhampton Wanderers (30/54) - Stokes/Celtic Glasgow (25/5). - Interimstrainer: King

Schiedsrichter: Serge Gumienny (Belgien)

Zuschauer: 46.237 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Khedira (12.), 2:0 Schürrle (58.), 3:0 Özil (90.+1)