Der aktuelle Bayern-Trainer mache einen „sehr vitalen Eindruck”, findet Ex-Coach Hitzfeld. Heynckes warnt vor Champions-League-Gegner Lille.

München. In die Diskussion um einen möglichen Verbleib von Jupp Heynckes als Trainer des FC Bayern München über das Vertragsende im Juli 2013 hinaus hat sich nun auch ein ehemaliger Coach des Fußball-Rekordmeisters eingeschaltet. Demnach rechnet Ottmar Hitzfeld weiter fest mit einem Verbleib von Heynckes an der Säbener Straße. „Ich gehe davon aus, dass er verlängert“, sagte Hitzfeld in einem Interview der „Bild“-Zeitung (Mittwoch). „Jupp Heynckes macht einen sehr vitalen Eindruck“, begründete Hitzfeld seine Einschätzung. „Heynckes schafft es, jedem Spieler das Gefühl zu geben, ein Teil des Ganzen zu sein.“

Der Vertrag von Heynckes beim FC Bayern München läuft zum Saisonende aus. Auch Sportdirektor Matthias Sammer, der vor wenigen Wochen öffentlich mit Heynckes aneinandergeraten war, hatte danach einen weiteren Verbleib des 67-Jährigen nicht ausgeschlossen. „Wir sind offen“, sagte Sammer.

Dem Gerücht, die Bayern würden sich um Hannovers Trainer Mirko Slomka bemühen, hatte dieser jüngst selbst Nährboden genommen. "Es gibt kein Angebot von Bayern München für mich", betonte Slomka im NDR-”Sportclub”.

Heynckes warnt vor Lille

Unterdessen warnt Heynckes vor dem heutigen Duell der Bayern in der Champions League gegen den französischen Vertreter OSC Lille (20.45 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) vor einer Euphorie-Falle. „Das Spiel gegen Lille ist äußerst wichtig“, mahnte Jupp Heynckes mit Blick auf die zwei verfügbaren Achtelfinal-Plätze.

Der erfahrene Trainer baute am Dienstag sogar einem möglichem Schlendrian vor. Vehement warnte Heynckes seine Mannschaft vor einer Fehleinschätzung der „Lobeshymnen“ gerade nach der Topleistung in Hamburg (3:0). „Mir ist das alles zu früh, mir ist das zu euphorisch, zu positiv. Wir haben überhaupt noch nichts erreicht“, mahnte Heynckes und verkündete: „Ich erwarte von der Mannschaft noch viel mehr!“

Freilich bereitet auch sie ihm große Freude. Ihm imponiere der Spaßfußball von Ribéry, Kroos oder Müller. „So haben wir früher auf der Straße gespielt“, schwärmte der ehemalige Weltklasse-Angreifer Heynckes. Gegen Lille darf wohl auch Arjen Robben wieder sein Können in der Münchner Arena demonstrieren. „Wenn Arjen spielt, wird er zeigen, dass er ein ungewöhnlicher Spieler ist“, sagte Heynckes. Auch Toni Kroos, der gesundheitlich angeschlagen war, ist einsatzfähig. Dafür musste Mario Mandzukic beim Abschlusstraining wegen einer Erkältung passen. Für den Kroaten dürfte Claudio Pizarro stürmen.

Natürlich fokussiert sich aber – wie schon beim Hinspiel – alles auf Franck Ribéry. Vor zwei Wochen musste der Franzose in Lille viele Fouls einstecken. Zur Pause blieb der 29-Jährige angeschlagen in der Kabine. Diesmal wird sein Gegenspieler der im Hinspiel gesperrte Mathieu Debuchy sein, der Ribéry bestens aus der Nationalmannschaft kennt. „Er ist für mich einer der sehr guten Rechtsverteidiger. Es wird ein interessantes Duell“, meinte Ribéry kampfeslustig.

Der Tempo-Dribbler bereitet auch Lille-Coach Rudi Garcia erhebliches Kopfzerbrechen. „Franck ist ein grandioser Spieler“, erklärte Garcia am Dienstagabend voller Ehrfurcht in der Münchner Arena: „Aber das Problem ist, dass man sich beim FC Bayern nicht nur auf ihn konzentrieren kann. Sie haben vorne ja auch Robben, Müller, Kroos, da kann man keinen reinen Anti-Ribéry-Plan entwickeln.“

Heynckes erwartet einen Gegner, der sich nach drei Niederlagen noch nicht aufgegeben hat. „Lille wird noch einmal alles versuchen. Sie haben Power, sie spielen aggressiven Fußball.“ In der heimischen Liga befindet sich das Team von Garcia im Aufwärtstrend, der Coach will „das Spiel der letzten Chance“ irgendwie nutzen: „Wenn wir verlieren, ist die Champions League für uns vorbei. Es ist das schwerste aller sechs Spiele für uns. Ich erwarte von meiner Mannschaft, dass wir den Bayern beim Spielen nicht zuschauen.“

Vor dem vierten Spieltag belegen die Bayern in der Gruppe F Platz drei hinter dem FC Valencia und Außenseiter BATE Borissow (alle sechs Punkte).

Voraussichtliche Aufstellung:

FC Bayern München: Neuer – Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Schweinsteiger, Javi Martínez – Robben, Kroos, Ribéry – Pizarro

OSC Lille: Landreau – Debuchy, Basa, Chedjou, Béria – Balmont, Mavuba, Martin – Kalou, Roux, Payet

Schiedsrichter: Hategan (Rumänien)