Das Fußballmuseum in der Elbstadt beendet als Reaktion auf den Dresdner Pokal-Ausschluss die Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund.

Dresden. Das Urteil des Sportgerichts zum Ausschluss des Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden aus dem DFB-Pokal schlägt weiter hohe Wellen. Jetzt hat das Dresdner Fußballmuseum als Reaktion auf die Entscheidung aus Frankfurt die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) für beendet erklärt. Wie das Museum auf seiner Homepage mitteilte, werden keine Exponate mehr kostenfrei als Dauerleihgabe an das DFB-Fußballmuseum gehen.

Geschäftsführer Jens Genschmar wurde mit den Worten zitiert: "Ich erkläre mit sofortiger Wirkung und bis auf weiteres jegliche Zusammenarbeit mit der Stiftung DFB-Museum von meiner Seite für beendet.“

Dabei ärgert Genschmar nicht nur das Urteil des Sportgerichts gegen Dynamo, sondern eine angebliche Ungleichbehandlung. "Dem Dresdner Fußball-Museum geht es nicht um die Strafen im Allgemeinen, sondern um das Strafmaß im Vergleich zum Vergehen anderer Vereine - besonders aus dem Gebiet der alten Bundesrepublik. Der Eindruck, hier werde mit zweierlei Maß gemessen, wird aus unserer Sicht nun bestätigt. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist für uns mit den Vertretern des DFB bis auf weiteres nicht möglich“, erklärte Genschmar.

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Die Stiftung DFB-Fußballmuseum wurde im Zuge der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland ins Leben gerufen. Ziel war der Aufbau eines DFB-Fußballmuseums. Daher hatte der DFB auch bei Genschmar um Leihgaben gebeten.

Das DFB-Sportgericht hatte den achtmaligen DDR-Meister nach den Ausschreitungen im Pokalspiel bei Borussia Dortmund am 25. Oktober (0:2) von dem Wettbewerb in der kommenden Saison ausgeschlossen. Dresdner Rowdys hatten rund um das Spiel randaliert und zwei Polizisten verletzt. 15 Personen wurden festgenommen. Dynamo stand wegen zahlreicher Vorfälle in den vergangenen Jahren schon länger unter genauer Beobachtung durch den DFB.

Kirsten, Dörner und Sammer springen Dynamo bei

Dynamo Dresden prüft derweil selbst rechtliche Schritte gegen das Pokal-Urteil - und erhält dabei prominente Unterstützung. "Ich halte die Entscheidung für überhart und überzogen. Der ökonomische Verlust könnte für Dynamo Dresden in die Millionen gehen“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Milkoreit und ermutigte den sächsischen Fußball-Zweitligisten zu einem Einspruch gegen das Urteil: "Ich gehe davon aus, dass der Verein dagegen vorgeht und bis zur letzten Patrone kämpft. Die Strafe ist nicht überschaubar und deswegen nicht angemessen.“

Der Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) steht mit seiner Meinung nicht alleine da. Vor allem der Fußball-Osten machte am Freitag mobil gegen den DFB. So kritisierten auch einige Dresdner Klub-Ikonen das historische Urteil scharf. "Ich bin der Überzeugung, dass man an Dynamo unbedingt ein Exempel statuieren wollte. Da wird mit zweierlei Maß gemessen: Auf die einen wird draufgeprügelt, die anderen kommen fast ungeschoren davon“, sagte der frühere Dynamo-Stürmer Ulf Kirsten und bezeichnete das Urteil als "Höchststrafe“.

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Auch Hans-Jürgen "Dixie“ Dörner sprang seinem Ex-Klub zur Seite. "Das ist sehr, sehr hart und bedeutet für den Klub einen weiteren Imageschaden. Aber auch für den gesamten deutschen Fußball ist es kein gutes Zeichen, wenn man eine Mannschaft aus dem eigenen Kreis ausschließt“, sagte der 100-malige DDR-Auswahlspieler. Etwas vorsichtiger äußerte sich DFB-Sportdirektor Matthias Sammer: "Mein Herz hängt an Dynamo. Aber ich distanziere mich von Randalierern, die den Verein und den Fußball als Plattform benutzen. Ich habe keine goldene Theorie, die in der Praxis alles löst.“

Für Klub-Präsident Andreas Ritter ist die Strafe unterdessen "fast schon ein Affront gegen Dynamo Dresden“, da Borussia Dortmund mit einer Geldstrafe in Höhe von 8000 Euro im Vergleich zu seinem Verein relativ glimpflich davongekommen sei. Der BVB will seinerseits das Urteil anfechten. "Wir werden es nicht akzeptieren“, sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kicker online: "Wir gehen in Berufung. Das Urteil ist nur aus Gründen der Optik so gefällt worden. Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen und nichts falsch gemacht.“

Dresdens Sicherheitsbeauftragter: Haben "erlebnisorientierte Fans"

Zu allem Überfluss bezeichnete Sören Klar, der Sicherheitsbeauftragte von Dynamo, die Dresdner Hooligans in der sechsstündigen Verhandlung in Frankfurt am Donnerstag als "erlebnisorientierte Fans“. Anton Nachreiner, Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses, konnte diese Sichtweise nicht nachvollziehen. "Die Strafen haben bisher in Fußball-Deutschland zu wenig geführt. Die Sanktionen, die wir bisher verhängt haben, waren augenscheinlich zu milde“, sagte Nachreiner.

Dynamo Dresden selbst hat derweil noch keine endgültige Entscheidung über eine mögliche Berufung gegen den Ausschluss aus dem DFB-Pokal gefällt. "Wir warten jetzt die schriftliche Urteilsbegründung ab und beraten uns dann intensiv und in aller Ruhe mit unserem Rechtsanwalt Christoph Schickhardt, wie wir darauf reagieren werden“, sagte Dynamo-Geschäftsführer Volker Oppitz: "Trotz des großen und berechtigten öffentlichen Interesses bitte ich diesbezüglich um Verständnis. Zum Pokalausschluss wird es von unserer Seite keine weitere Stellungnahme geben, solange wir keine Entscheidung über das weitere Vorgehen getroffen haben.“ Gegen das Urteil vom Donnerstag kann der Verein innerhalb von einer Woche Einspruch einlegen.

Der Klub teilte am Freitagabend mit, dass sich Anfang kommender Woche die Vorsitzenden aller Dynamo-Gremien auf einer außerordentlichen Sitzung nach Auswertung des DFB-Urteils über die weitere Verfahrensweise des Vereins beraten. Das Präsidium rief trotz der vorhandenen Enttäuschung alle Fans und Mitglieder dazu auf, Besonnenheit an den Tag zu legen, damit nicht durch unüberlegte Aktionen noch größere Hürden für die mögliche Beschreitung eines weiteren Rechtsweges der Sportgemeinschaft entstehen.

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete derweil das DFB-Urteil als "ein Zeichen“ des Verbandes. "Die Fans müssen mal über den Tellerrand hinaus blicken. Der Klub muss jetzt für den Bärendienst bezahlen, den diese Fans ihm erwiesen haben“, sagte Rummenigge, der die Ost-Kritik am DFB als "polemisch“ bezeichnete, der Welt: "Es wurde nach Statuten entschieden und nicht danach, wo ein Klub geographisch liegt oder welchen sportlichen Stellenwert er besitzt.“

Mit Material von sid und dpa