Das DFB-Pokalspiel gegen Meister Dortmund wurde überschattet von schweren Krawallen der Gäste. Der Verein zeigt sich tief enttäuscht.

Dortmund/Dresden. Mehrere Verletzte, darunter zwei Polizisten, 15 vorläufige Festnahmen, Bilder von Gewalt und Zerstörung, Sachschaden in Höhe von rund 150.000 Euro. Die Ausschreitungen rund um das DFB-Pokal-Spiel zwischen dem deutschen Meister Borussia Dortmund und Dynamo Dresden (2:0) am Dienstag haben Abscheu und Entsetzen hervorgerufen – und den Ruf nach Konsequenzen. „Aus den Vereinen und Stadien muss das unmissverständliche Signal ertönen: Wir wollen euch hier nicht haben“, forderte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Bernhard Witthaut am Mittwoch.

Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp, eigentlich ein bekennender Fan von Emotionalität in den Stadien, malte bereits ein düsteres Bild für die Zukunft. „Der nächste Schritt wird sein, Spiele abzubrechen und alle nach Hause zu schicken. Es ist kein Problem von Dynamo Dresden, sondern von ein paar Schwachköpfen“, sagte der 44-Jährige nach dem Sieg der Dortmunder durch die Tore von Robert Lewandowski (30.) und Mario Götze (65.), der angesichts der Vorfälle nebensächlich wurde.

Im Stadion wurden nach Angaben von BVB-Präsident Hans-Joachim Watzke Verkaufsstände und 200 Sitze zerstört oder beschädigt, zudem Toilettenanlagen in Brand gesetzt. Die Randalierer griffen die Polizisten an, warfen mit Pyrotechnik oder Flaschen. Die Polizei setzt Pfefferspray ein. Der Polizei lagen am Mittwoch 17 Anzeigen vor, zudem wurden 17 Personen verletzt.

Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) leitete am Mittwoch Untersuchungen ein. „Der Kontroll-Ausschuss ermittelt gegen Dynamo Dresden“, bestätigte eine DFB-Sprecherin der Nachrichtenagentur dapd. „Ich hoffe, dass das angemessen geahndet wird“, sagte Dortmunds verärgerter Sportdirektor Michael Zorc.

Ärger für die Täter wird es auch von Seiten der Dortmunder geben: „Für uns gilt Null Toleranz, was solche Dinge angeht. Das ist nicht tolerabel. Wir stehen in Kontakt mit Dynamo, wir können den Verantwortlichen keinen Vorwurf machen. Wir wollen die Schäden aber ersetzt haben und lassen das juristisch prüfen“, sagte Watzke nachdem er sich am Mittwoch ein Bild der Zerstörungen gemacht hatte.

Vor und nach dem Spiel kam es nach Angaben der Dortmunder Polizei zu „teilweise massiven Ausschreitungen“. Die Polizei musste Pfefferspray einsetzen. Während der Partie wurden wiederholt Bengalische Feuer gezündet und brennend vom Oberrang in die Menschen auf dem Unterrang der Nordtribüne geworfen. Insgesamt drei Mal musste Schiedsrichter Peter Gagelmann die Partie unterbrechen.

„Bei mir ist das Problem, dass ich emotionale Stimmung im Stadion liebe. Es kann auch mal zu Handgreiflichkeiten kommen, sie können sich auch mal ein bisschen Hepp nehmen oder gegenseitig beschimpfen. In dem Moment aber, in dem die Leute, die im Block stehen, gefährdet werden, in dem Moment, in dem die Polizisten verletzt werden können, hört der Spaß komplett auf“, sagte Klopp.

In einem Zwiespalt befand sich auch sein Kollege Ralf Loose. Der ehemalige Dortmunder Profi und jetzige Coach von Dynamo Dresden wirkte etwas hilflos. „Da wurde über das Maß hinausgeschossen. Ich kann da eigentlich nicht so viel zu sagen, ich bin für den Sport zuständig“, sagte der 48-Jährige.

Entsetzt und enttäuscht zeigte sich Dynamo-Präsident Andreas Ritter: „Wir haben uns unser Image deutschlandweit versaut, das muss man so sagen“, sagte er und kündigte Konsequenzen an: „So kann es auf keinen Fall weitergehen. Die Dortmunder haben uns gezeigt, wie man auch fair miteinander umgehen kann. Wir müssen schon in den Schulen aufklären und die Fan-Arbeit weiter verstärken. Eine Patentlösung haben wir nicht, wir können nur weiter an die Vernunft appellieren. Selbst der DFB ist momentan ratlos. Ich habe gedacht, dass wir da schon einmal einen Schritt weiter waren.“

Für die Fan-Initiative zur Legalisierung von Pyrotechnik in den Stadien sind die Vorkommnisse in Dortmund ein Rückschlag. „Der Verein hat die Kampagne bisher unterstützt und wird das nun überdenken“, sagte Dynamos Geschäftsführer Volker Oppitz. „Ich weiß gar nicht, ob es uns noch weiter zurückwerfen kann. Alles, was wir geglaubt hatten, erreicht zu haben, war ja letztendlich das Papier nicht wert, auf dem es stand“, kommentierte Jannis Busse, der Sprecher der Pyrotechnik-Initiative, die Vorfälle in Dortmund.

Die GdP ruft nun verstärkt zum Kampf gegen Gewalt in Stadien auf. „Verbände und Fußballfans dürfen in ihren Bemühungen nicht nachlassen, die Gewalt im Fußballgeschehen zu stoppen. Stadionverbote müssen konsequent ausgesprochen und die Sportsgerichtsbarkeit müsse auf die An- und Abreisewege der Zuschauer erweitert werden, erklärte Witthaut. (dapd/sid)