Personalfragen und inkonstante Dresdner erschweren die Vorbereitung. Abwehrspieler fehlen bei beiden Klubs, die Zeichen stehen auf Sturm.

Hamburg. Die gestrige Trainingseinheit lieferte zumindest einen positiven Trend. Jan-Philipp Kallas Daumen zeigte nach oben, als er St. Paulis Trainingsplatz verließ und im Kabinentrakt verschwand. Der 25-Jährige hatte nach einer Zerrung im Hüftbeuger erstmals in dieser Woche gemeinsam mit den Kollegen geübt und könnte die Anzahl der spielfähigen Abwehrspieler für die Partie am Sonntag gegen Dynamo Dresden (13.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) auf immerhin vier Profis erhöhen. Im Herbst gehen den Hamburgern die Abwehrkräfte aus.

Bereits am vergangenen Sonnabend, beim 3:1-Sieg in Rostock, hatte Innenverteidiger Ralph Gunesch auf der rechten Seite aushelfen müssen, nun droht mit Kalla ein weiterer Abwehrmann passen zu müssen. "Es wird ein Spiel mit vielen Unbekannten", sagt Trainer André Schubert, "wir haben gleich einige angeschlagene Spieler und werden uns überraschen lassen müssen, bei wem es für einen Einsatz reicht. Möglicherweise wissen wir das sogar erst am Sonntag."

Mittelfeldspieler Patrick Funk dürfte nach seiner Zahnverletzung mit Metallschiene und Mundschutz auflaufen können. Und neben Kalla kehrten gestern auch die Rekonvaleszenten Charles Takyi und Marius Ebbers ins Mannschaftstraining zurück, doch im Fokus steht vor allem der Genesungsverlauf beim Eigengewächs, für das es auf dem Posten des linken Außenverteidigers keinen Ersatz mehr geben würde. Da Carsten Rothenbach nach seinen langwierigen Achillessehnenproblemen bestenfalls ein Kandidat für die Reservebank ist, Sebastian Schachten weiter an Adduktorenproblemen laboriert, Dauerpatient Moritz Volz behutsam an die Mannschaft herangeführt und aufgebaut werden soll, Nachwuchsmann Petar Filipovic seine Form aktuell im Regionalligateam sucht und die Langzeitverletzten Carlos Zambrano und Lasse Sobiech frühestens zum Vorbereitungsstart im Januar mitwirken können, stehen keine Spezialisten mehr bereit. "Wir werden sicherlich mehr offensive als defensive Spieler im Kader haben", sagt Schubert, quält sich zu einem Lächeln und hofft darauf, in seinem 18er-Kader zumindest ein Abwehrquartett aufbieten zu können.

Im Plan B kämen mit den auf der defensiven Außenbahn erprobten Mittelfeldspielern Kevin Schindler, Florian Bruns, Fin Bartels oder Funk gleich mehrere Profis infrage, und so grübelt der Trainer dann eher über die eigenen Sicherheitsfragen, als sich mit der grundsätzlichen Diskussion im deutschen Fußball aufzuhalten. Dass der Gegner aufgrund der Krawalle seiner Anhänger beim DFB-Pokalspiel in Dortmund freiwillig ohne Fans anreist und nach dem vom DFB-Sportgericht verhängten Ausschluss vom Pokalwettbewerb 2012/2013 eine Berufungsverhandlung in Betracht zieht, spiele bei der Vorbereitung auf das Spiel überhaupt keine Rolle. Entscheidend bei Vorfällen wie zuletzt in Rostock sei, dass die Justiz die Täter ermittele und diese wenn möglich auch zivilrechtlich mit harten Strafe belege, "aber ich habe da eben nur eine Meinung, keine Lösung. Mir fehlt auf dem Gebiet die Erfahrung. Ich habe mich mit dem Sportlichen auseinanderzusetzen."

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Hoffnung bei Rothenbach - Sorgen um Kalla

Dabei liefert die Analyse des Gegners nur ähnlich unzureichende Schlüsse wie die der Personallage im eigenen Lager. Mit Aufsteiger Dynamo kommt die Wundertüte der Liga ans Millerntor. "Die sind zu großen Überraschungen in der Lage", weiß Schubert, "allerdings in beide Richtungen." Konstant unkonstant, so das Motto der Dresdner, die in der Hinrunde mit 26 Toren ein hervorragendes Trefferergebnis erzielten, aber eben auch 26 Gegentore hinnehmen mussten. Da auch Dynamo-Trainer Ralf Loose wie Schubert noch um den Einsatz mehrerer (Defensiv-)Spieler bangt, stehen die Zeichen auf Sturm.

Angesichts des Spieltagstableaus mit dem direkten Duell zwischen Düsseldorf und Fürth sowie des schweren Auswärtsspiels der Frankfurter Eintracht in München könnte der 17. St. Paulis Spieltag werden. Doch auch hier gilt: viel zu viele Unbekannte.