Jupp Heynckes (63) bleibt nur bis Saisonende. Danach soll ein Coach mit Perspektive geholt werden. Ist HSV-Trainer Jol ein Kandidat?

München. Uli Hoeneß atmete erst einmal tief aus. Die Frage war, wie es nun um das Verhältnis zu Jürgen Klinsmann bestellt sei. Hoeneß brauchte zwei, drei Sekunden, um sich eine Antwort zurechtzulegen. Dann sagte er etwas von "in keinster Weise schmutzige Wäsche waschen". Das war natürlich eine Floskel. Was Hoeneß sonst über den geschassten Trainer sagte, verriet viel mehr: Der Manager des FC Bayern ist gottfroh, dass diese unselige Klinsmann-Zeit vorbei ist.

Um 11.29 Uhr verließ Klinsmann gestern das Gelände. Er fuhr selbst, neben sich seinen Freund und Berater Roland Eitel. In diesem Moment hatte sich eine dichte Traube von Fotografen und Kameraleuten um das Auto formiert. Klinsmann gab schnell Gas. Mit Mühe sprangen die Bilderjäger zur Seite.

Zu diesem Zeitpunkt war die Nachfolgeregelung schon durchgesickert. Jupp Heynckes übernimmt für die restlichen fünf Spiele die sportliche Verantwortung. Ihm als Assistent zur Seite stehen wird Bayerns U-23-Trainer Hermann Gerland. "Wir brauchen jetzt jemanden mit Erfahrung, der schon etwas vorzuweisen hat, der mit ruhiger Hand die Dinge in die richtige Richtung lenkt", erklärte Hoeneß. Da sei der Kreis der Kandidaten nicht groß gewesen. Also habe man am Sonntagabend um 19 Uhr bei seinem alten Freund Heynckes angerufen. "Er hat fünf Minuten mit seiner Frau überlegt und dann zugesagt." Einen Vertrag gebe es bisher nicht, man habe noch nicht einmal über Geld gesprochen. Heynckes ist ein Name, der Erinnerungen an gute Zeiten weckt. Er war von 1987 bis 1991 Trainer an der Säbener Straße und gewann in der Zeit zweimal die Meisterschaft. Sein größter Erfolg aber war der Gewinn der Champions League mit Real Madrid 1998 (siehe Kasten).

Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge waren bemüht klarzustellen, dass Heynckes nur eine Übergangslösung sei. "Wir haben vor, wieder einen Trainer zu finden, der die Mannschaft über drei, vier Jahre weiterentwickelt", erläuterte Hoeneß. Mit seinen 63 Jahren sei "der Jupp" nicht mehr der Richtige dafür. Ihm fiel zwar prompt Alex Ferguson von Manchester United als Gegenbeispiel ein. "Aber das ist doch eher die Ausnahme." Auf das in München altbekannte Gerücht namens Arsène Wenger reagierte Rummenigge resolut: "Vergessen Sie alles, was Sie bisher gelesen haben." Man habe bewusst noch mit keinem Kandidaten gesprochen. "Das wird nun passieren." Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, die Bayern hätten Interesse an HSV-Trainer Martin Jol (53). Der Niederländer müsste allerdings aus dem bis 2010 laufenden Vertrag herausgekauft werden, der vorzeitig verlängert werden soll. "Ich kommentiere diese Gerüchte nicht", sagte HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer.

Zunächst soll nun Heynckes die Mannschaft wieder in die Spur setzen, "die psychische Barriere zur Seite räumen", wie Rummenigge erklärte. Am Montag war trainingsfrei. Die Spieler, die in München waren, wurden aber herbeizitiert, um über die Klinsmann-Entlassung informiert zu werden. Sie hätten die Kunde "neutral aufgenommen", merkte Hoeneß an. Am Dienstag um 16 Uhr findet das erste Training unter neuer Leitung statt. Und am Sonnabend steht die erste Bewährungsprobe unter Heynckes bevor: Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach, Heynckes' Heimatverein, aber auch der Verein, bei dem sein bis Sonntag letztes Trainerengagement Ende Januar 2007 grandios gescheitert war.