Hamburg. Die Mannschaft von Trainer Serge Aubin bezwang die Augsburger Panther vor 6989 Zuschauern mit 5:3 (3:2, 2:0, 0:1).

Wer beim Spiel der eigenen Mannschaft nicht viel zu lachen hat, muss selbst für den Spaß sorgen. Und so stand am Sonntagnachmittag in der Fankurve der Augsburger Panther ein als Gummipenis verkleideter Mann. Seine Freunde – wenn man sie angesichts einer solch schändlichen Tat so bezeichnen will – hatten das anstößige Halloween-Kostüm mit der Aufschrift „Armer Sack, ich heirate“ verziert, was auf einen Junggesellenabschied schließen ließ. Dafür gibt es sicherlich schlechtere Ziele als Hamburg.

Für die Panther konnte das indes nicht gelten, denn beim Team der Stunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), den Hamburg Freezers, war für die Bayern nichts zu holen. Mit dem 5:3 (3:2, 2:0, 0:1) aus Hamburger Sicht waren die Augsburger noch gut bedient; angesichts ihrer erstaunlich naiven und undisziplinierten Defensivarbeit hätten die Gäste auch schon nach einem Drittel in den Bus steigen können, wenn die Freezers sie nicht mit zwei Geschenken im Spiel gehalten hätten. Weil die Mannschaft von Cheftrainer Serge Aubin allerdings im zweiten Drittel zweimal nachlud und anschließend im Stile einer Heimmacht nichts mehr anbrennen ließen, war der vierte Sieg in Serie nie in Gefahr. Und die schöne Momentaufnahme, dass die Freezers bis auf drei Zähler an Tabellenführer Adler Mannheim herangerückt sind und in den Top vier in die zwölftägige Länderspielpause gehen, war für die Mannschaft und die 6989 Fans in der Barclaycard-Arena wie ein halloweenmäßiger Süßigkeitenregen.

Wer dies nach den sechs Niederlagen aus den ersten zehn Saisonspielen vorausgesagt hätte, wäre wohl nicht ernst genommen worden. Doch dann holten die Hamburger aus sechs Spielen 14 von 18 möglichen Punkten und arbeiteten sich damit in die Region vor, in der viele Experten und auch sie selbst sich vor der Saison gesehen hatten. Die Frage, was den Leistungsschub ausgelöst hat, muss indes mit einer Gegenfrage beantwortet werden. Gab es überhaupt einen Leistungsschub, oder steckten die Freezers zu Beginn der Spielzeit nur in ihrer fast schon obligatorischen Ergebniskrise?

Für Kapitän Christoph Schubert ist die Antwort klar: „Wir haben nichts verändert, hatten einfach etwas mehr Scheibenglück. Wir haben immer gewusst, was wir können, immer hart gearbeitet und wurden dafür in den vergangenen Spielen belohnt“, sagte er. Angreifer Phil Dupuis, neben dem unermüdlichen Kämpfer Julian Jakobsen bislang der einzig überzeugende Importspieler, sieht es ähnlich. „Zu Saisonbeginn haben wir die engen Spiele oft verloren, jetzt finden wir einen Weg, sie zu gewinnen. Das ist ein gutes Zeichen, wir finden langsam zu unserer Konstanz“, sagte er.

Trainer Aubin, der an diesem Montag nach Augsburg reist, um dort beim Deutschland-Cup von Freitag bis Sonntag Nationalcoach Marco Sturm zu assistieren, wollte in seinem Zwischenfazit die Saison zweigeteilt betrachten. „In den ersten vier Spielen waren wir nicht gut, da haben wir nach unserer Identität gesucht. Danach wurde es von Spiel zu Spiel besser. Jetzt spielen alle nur noch mit dem Ziel, Spiele zu gewinnen, niemand schaut mehr auf sich“, lobte er. Die Länderspielpause, die am 9. November mit einem gemeinsamen Training mit dem DNL-Nachwuchsteam endet, komme ihm trotz der jüngsten Siegesserie gelegen. „Man hat heute im dritten Drittel gesehen, dass einige mental erschöpft waren“, sagte er, „wir werden die Pause nutzen, um danach frisch anzugreifen.“ Mit dem Siegen sollten die Freezers dann einfach weitermachen. Damit ihre Fans keine Kostüme brauchen, um Spaß zu haben.

Die Statistik:

Tore: 1:0 (1:34) Flaake (Krämmer, Sertich) 5-4, 2:0 (10:11) Flaake (Roy, Sertich), 2:1 (11:17) Matsumoto (Hanowski, Tölzer) 4-5, 3:1 (11:55) Dupuis (Oppenheimer, Müller) 5-4, 3:2 (16:34) Grygiel (Mancari, LeBlanc) 5-4, 4:2 (26:34) Madsen (Davies, Roy) 4-5, 5:2 (30:56) Jakobsen (Madsen, Mitchell), 5:3 (58:42) Matsumoto (LeBlanc, Lamb). Strafminuten: 12/16 + 10 Polaczek (Schiedsrichterbeleidigung)

Schiedsrichter: Aumüller/Rohatsch (Planegg/Rosenheim)

Zuschauer: 6989

Hamburg Freezers siegen trotz 0:3-Rückstands

Münchens Joachim Famoser umkurvt Freezers-Torwart Maximilian Franzreb, trifft aber das Tor nicht
Münchens Joachim Famoser umkurvt Freezers-Torwart Maximilian Franzreb, trifft aber das Tor nicht © WITTERS | TayDucLam
Nico Krämmer glänzte mit einem Doppelpack im dritten Drittel beim 5:4-Sieg der Freezers
Nico Krämmer glänzte mit einem Doppelpack im dritten Drittel beim 5:4-Sieg der Freezers © WITTERS | TayDucLam
Marty Sertich jubelt über seinen 2:3-Anschlusstreffer für die Freezers
Marty Sertich jubelt über seinen 2:3-Anschlusstreffer für die Freezers © WITTERS | TayDucLam
Marty Sertich bei seinem Tor
Marty Sertich bei seinem Tor © WITTERS | TayDucLam
Nico Krämmer sorgte durch sein Tor zum 1:3 wieder für Hoffnung bei den Freezers
Nico Krämmer sorgte durch sein Tor zum 1:3 wieder für Hoffnung bei den Freezers © WITTERS | TayDucLam
Freezers-Profi Thomas Oppenheimer kommt nicht an den Puck
Freezers-Profi Thomas Oppenheimer kommt nicht an den Puck © WITTERS | TayDucLam
Nico Krämmer setzt sich durch
Nico Krämmer setzt sich durch © WITTERS | TayDucLam
Jerome Samson erzielte das zwischenzeitliche 3:0 für die Münchner
Jerome Samson erzielte das zwischenzeitliche 3:0 für die Münchner © WITTERS | TayDucLam
Freezers-Torwart Cal Heeter wurde teilweise alleine gelassen
Freezers-Torwart Cal Heeter wurde teilweise alleine gelassen © WITTERS | TayDucLam
Im ersten Drittel jubelten nur die Spieler vom EHC München
Im ersten Drittel jubelten nur die Spieler vom EHC München © WITTERS | TayDucLam
Jerome Flaake attackiert John Rogl
Jerome Flaake attackiert John Rogl © WITTERS | TayDucLam
Toni Söderholm erzielte die Führung für den EHC
Toni Söderholm erzielte die Führung für den EHC © WITTERS | TayDucLam
Torwart Cal Heeter war anschließend bedient
Torwart Cal Heeter war anschließend bedient © WITTERS | TayDucLam
Freezers-Profi Dominik Tiffels verfolgt Joachim Famoser
Freezers-Profi Dominik Tiffels verfolgt Joachim Famoser © WITTERS | TayDucLam
Nico Krämmer behauptet sich gegen zwei Münchner
Nico Krämmer behauptet sich gegen zwei Münchner © WITTERS | TayDucLam
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