Hamburg. Die Hamburg Freezers feierten im ersten DEL-Saisonspiel einen überzeugenden 4:2-Erfolg über Vizemeister ERC Ingolstadt

Anfang ist kein Meisterstück, sagt der Volksmund. Doch der Saisonstart, den die Hamburg Freezers am Freitagabend in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) erwischten, hat Appetit auf mehr gemacht. Das 4:2 (2:0, 1:1, 1:1) gegen den amtierenden Vizemeister ERC Ingolstadt, das der neue Bundestrainer Marco Sturm aus einer Loge verfolgte, hatte nicht nur hohen Unterhaltungswert, sondern konnte in Teilen unterstreichen, warum die Auswahl von Cheftrainer Serge Aubin als Mitanwärter auf den Titel gilt.

Als Ronny Bohneberg die Ehre hatte, als erster Fan-Announcer der neuen Saison die Mannschaftsaufstellung der Freezers zu verlesen, war die Lust auf Eishockey unter den 8810 Besuchern zu spüren, auch wenn die Zuschauer außerhalb der Fanblöcke auch in der Saison 2015/16 noch immer nicht begriffen zu haben scheinen, dass man neben den bereitgelegten Klatschpappen durchaus auch seine Stimme gebrauchen darf.

Mit einer über die Blöcke U11 und U12 gezogenen Hamburg-Fahne und dem Spruchband „Weltstadt Hamburg – das Tor zum Erfolg“ wurden die Spieler auf dem Eis der Barclaycard-Arena begrüßt. An die sehr dunkelblauen Heimjerseys wird man sich gewöhnen; auch Neuzugang Marcel Müller, der als einen Grund für seinen Wechsel nach Hamburg „die schönen babyblauen Trikots“ genannt hatte.

Über den Einlauffilm gab es wie gewöhnlich verschiedene Ansichten. Manchen fehlten die Emotionen, andere erfreuten sich an der klaren, schlichten Botschaft, die die in Nahaufnahme gefilmten Freezers-Profis vermitteln: „Das ist unsere Stadt, das ist unser Eis.“ Die Liebe zu Hamburg und die Betonung der Heimstärke sind die Elemente, die eine Verbundenheit mit den Fans schaffen sollen.

Temporeicher Beginn

Dass in dem Film keine einzige Eishockeyszene zu sehen ist, mag manchen befremden, aber wer braucht Eishockey auf dem Videowürfel, wenn er wenig später ein solches Spiel sieht? Von respektvollem Abwarten, das zu Saisonbeginn schon so manch Eröffnungsdrittel prägte, war nichts zu sehen. Beide Teams spielten von Beginn an temporeich und zielstrebig in Richtung des gegnerischen Kastens. Sébastien Caron, der im Hamburger Tor den Vorzug vor Dimitrij Kotschnew erhalten hatte, stand als Erster im Mittelpunkt, als er gegen den frei durchgebrochenen ehemaligen Freezers-Kapitän Alexander Barta klärte.

Auf der Gegenseite war Ingolstadts Torhüter Timo Pielmeier wenig später machtlos, als die Freezers ihr erstes Powerplay der Saison zum ersten Treffer nutzten. Freigespielt von Müller kam Nico Krämmer zum Schuss. Pielmeier konnte zunächst abwehren, der Puck fiel dem Hamburger Nationalstürmer aber noch einmal so freundlich vor den Schläger, dass dieser kaum anders konnte als einzuschießen. Die Euphorie des Tores nutzten die Hamburger zum Nachlegen. Auf kuriose Art allerdings, denn wie der Puck von seinem Schläger über Pielmeiers Brust und Kopf ins Ingolstädter Netz gelangte, konnte Torschütze Kevin Schmidt erst im Videostudium nachvollziehen.

Die Freezers, denen mit dem noch bis 4. Oktober gesperrten Nordamerika-Rückkehrer David Wolf und den verletzten Garrett Festerling (Muskelfaserriss im Hüftbeuger), Brett Festerling (kaputter Nerv im Handgelenk) und Julian Jakobsen (Knöchelblessur) vier Schlüsselspieler fehlten, wussten mit einer kompakten Defensive und schnörkellosem Umschaltspiel zu gefallen. Das Zusammenwirken als Team funktionierte bereits gut, die Aggressivität in den Zweikämpfen wurde nicht nur angenommen, sondern aktiv forciert. Und hätte zu Beginn des Mitteldrittels der linke Pfosten fünf Zentimeter weiter links gestanden, wäre die Partie durch Krämmers zweites Tor schon früh entschieden gewesen. Doch obwohl Müller in der 33. Minute sein Premierentor für die Freezers gelang, blieb es spannend, weil die Bayern postwendend zurückschlugen und kurz nach der zweiten Pause sogar das 2:3 nachlegten.

Nun wartet Düsseldorf

Erst als Jerome Flaake nach Traumpass des auffälligen Phil Dupuis mit dem zweiten Überzahltor für Entspannung sorgte, war der herbeigesehnte Auftaktsieg eingefahren. Aber schon am Sonntag (16.30 Uhr) wartet mit dem Gastspiel bei der Düsseldorfer EG, gegen die Hamburg im Viertelfinale der Vorsaison gescheitert war, die nächste Bewährungsprobe. Wie sagt der Volksmund noch? Anfangen ist leicht, Beharren ist Kunst.

Tore: 1:0 (10:36) Krämmer (Dupuis, Müller) 5-4, 2:0 (13:30) Schmidt 4-4, 3:0 (32:43) Müller (Dupuis, Davies), 3:1 (33:07) Ross (Lebler, Irmen), 3:2 (41:06) Lebler (Irmen, Kohl), 4:2 (50:46) Flaake (Dupuis, Müller) 5-4. Strafminuten: 16 + 10 Sullivan/20 + 10 Ross. SR: Bauer/Krawinkel (Nürnberg/Moers). Zuschauer: 8810.