Hamburg. An diesem Dienstag geht es für die Hamburg Freezers in den Play-offs gegen die Düsseldorfer EG um den Einzug in das Halbfinale.

Für einen Moment fühlt sich Kevin Schmidt in seine früheste Kindheit zurückversetzt. Im kanadischen Örtchen Markham spielte der Verteidiger der Hamburg Freezers als kleiner Junge tagein tagaus mit seinen Kumpels auf der Garagenauffahrt seines Elternhauses mit Eishockeyschläger und Tennisball. „Wir haben immer simuliert, dass es ein wichtiges Spiel sieben einer Play-off-Serie ist, und haben uns gefragt, wie es sich wohl anfühlt, in so einer Situation das Siegtor zu schießen“, reminiszierte der 29-Jährige, der möglicherweise an diesem Dienstag (19.30 Uhr, ServusTV live) im siebten Play-off-Viertelfinalduell gegen die Düsseldorfer EG genau dieses Gefühl erleben könnte. Nur ist der Spielort dieses Mal keine Garagenauffahrt, sondern die O2 World. Und es geht nicht um den puren Spaß an der Freude, sondern um den Einzug ins Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Für die Freezers ist es das erste „Game 7“ in der zwölfjährigen Club-Geschichte. „Das ist Werbung für unsere Sportart. Davon träumt man als Kind, so etwas erleben zu dürfen. Ich spüre nichts als pure Vorfreude“, sagte der Deutsch-Kanadier.

Es genügte am Montagmittag ein Blick in die Gesichter derer, die auf dem Eis eine leichte Einheit absolvierten, um die Worte des Abwehrspielers für bare Münze zu nehmen. Es wurde gelacht, gescherzt, von Anspannung oder gar Angst war nichts zu spüren. Trainer Serge Aubin stellte es den Profis frei, ob sie auf das Eis gehen oder im Kraftraum trainierten. Der 40-Jährige ließ seine Schlittschuhe im Schrank, bereitete stattdessen Videomaterial vor, und machte sich Gedanken über seine Ansprache vor dem Spiel. „Ich werde mir was überlegen, da es eine besondere Partie ist. Die Jungs sollen befreit aufspielen, Spaß haben und auf keinen Fall Angst haben, Fehler zu machen. Sie wissen, dass ich hinter ihnen stehe, egal was passiert“, sagte Aubin, der als Spieler in der NHL keine gute Erfahrung mit einem Entscheidungsspiel gesammelt hat. Mit den Colorado Avalanche verlor Aubin in der Saison 1999/00 die Western-Conference-Finals gegen die Dallas Stars. Doch all das ist Vergangenheit.

Der Fokus von Aubin liegt einzig und allein auf Düsseldorf. Dass der Traditionsverein vom Rhein sich gerne die Rolle des Underdogs auferlegt, bringt die Freezers zum Schmunzeln. „Wer am Dienstag zwischen 19.30 und 21.45 Uhr besser spielt, kommt weiter. Der Druck liegt eher bei der DEG. Wir spielen schließlich wieder ohne sechs Leistungsträger“, sagte Aubin, der immerhin wieder auf seinen Kapitän Christoph Schubert zurückgreifen kann. Der 33-Jährige wurde nach seiner Spieldauerstrafe in Spiel sechs freigesprochen. „Das wäre auch lächerlich gewesen, wenn man für so etwas einen Spieler aus dem Verkehr zieht“, sagte Aubin und spielte auf die bisweilen fragwürdigen Urteile des DEL-Schiedsgerichts in dieser Play-off-Serie an.

Durch die Personalnot setzt Aubin auch im Entscheidungsspiel gegen die DEG wieder auf die Talente Sam Verelst und Ralf Rinke. Darüber hinaus stehen auch die Förderlizenzspieler Patrick Klöpper und Marc Kohl im Aufgebot. Sie sollen dafür sorgen, dass die Leistungsträger mehr Verschnaufpausen bekommen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinen ersten DEL-Play-offs so viel Eiszeit bekomme. Ich dachte, ich wäre eher ein Lückenfüller. Aber der Trainer sieht, dass er mir vertrauen kann“, sagte Youngster Rinke stellvertretend für das Quartett, das vor dem wichtigsten Spiel ihrer noch jungen Karriere steht.