Trainer Serge Aubin setzt auf Rotation beim Eishockeyclub. Am Sonntag gegen Nürnberg spielt diesmal Dimitrij Kotschnew. Bisher kassierten die Torleute 31 Gegentore in der DEL.

Hamburg. Marc-Andrew Caron stapfte am Freitag um kurz vor elf Uhr von der Tribüne der Volksbank-Arena Richtung Eisfläche, um seinen Papa in Empfang zu nehmen. Der neun Jahre alte Sohn von Sébastien Caron, Torhüter bei den Hamburg Freezers, wunderte sich jedoch, warum die Feldspieler nach und nach in die Kabine gingen, von seinem Vater aber keine Spur war. „Seid ihr fertig mit dem Training?“, fragte der Knirps Abwehrspieler Mathieu Roy, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Ich habe Feierabend, dein Dad muss noch eine Extraschicht machen“, flachste Roy.

Angesichts der nackten Zahlen in dieser Saison, könnte man konstatieren, dass es durchaus Sinn macht, dass die Torhüter mehr tun müssen. 31 Gegentore kassierten Dimitrij Kotschnew und Caron in der Deutschen Eishockey-Liga in dieser Saison. Hinzu kommen 21 weitere in der Champions Hockey League. Eine ungewohnte Situation für die Freezers, die in der vergangenen Saison die beste Defensive der Liga stellten. „Die Vorbereitung war schon schwierig. Wir haben gleich gegen Teams gespielt, die schon weiter waren, als wir, so haben sich die vielen Gegentore wie ein Schneeballsystem entwickelt", sagt Kotschnew, der am Sonntag (14.30 Uhr, O2 World) im Heimspiel gegen die Nürnberg Ice Tigers zwischen den Pfosten stehen wird.

Rückendeckung erhalten die beiden Ausnahmekeeper von Trainer Serge Aubin. Anders als sein Amtsvorgänger Benoît Laporte hat der 39-Jährige kein festes Schema, nachdem er die Keeper rotieren lässt. Laporte plante meist schon Wochen im Voraus, wer gegen wen im Tor steht. Aubin entscheidet spontaner, wer den Vorzug erhält. „Ich entscheide das rein nach meinem Bauchgefühl. Wenn natürlich ein Torwart heiß läuft, wäre ich ja schön blöd, wenn ich ihn dann wieder rausnehmen würde. Ich habe beiden versichert, dass sie am Saisonende in etwa dieselbe Anzahl an Spielen haben werden“, sagt Aubin.

Eine wichtige Rolle beim Torwartpuzzle spielt auch Vincent Riendeau. Der Frankokanadier, der hauptberuflich in der Organisation des NHL-Clubs Montreal Canadiens angestellt ist, reist einmal monatlich nach Hamburg, um mit den Keepern zu arbeiten. Weilt der 48-Jährige in Kanada, schaut er sich die Höhepunkte der Freezers-Spiele an, analysiert seine Keeper, und tauscht sich täglich mit Cheftrainer Aubin aus. „Wir stehen insgesamt stabiler, davon profitieren auch Caron und Kotschnew. Der Start war nicht einfach für die beiden, vor allem für den Kopf. Trotz der Gegentore, haben beide gut gespielt. Das habe ich ihnen immer wieder mit auf den Weg gegeben“, sagt Riendeau.

Mittlerweile ist das Selbstvertrauen bei beiden Keepern zurück. Seit dem Trainerwechsel strahlen die Torhüter wieder jene Sicherheit aus, die in der Vorsaison der Garant für die beste Saison in der Geschichte der Freezers war. „Ich habe mir versucht, so wenig Gedanken wie möglich zu machen. Es gibt immer mal Phasen, in denen man mehr Gegentore schluckt“, sagt der 34-Jährige, der zuletzt vier Siege in Folge einfahren konnte. Ähnlich tiefenentspannt ist auch Kotschnew, dessen persönliche Bilanz jedoch in dieser Spielzeit einen kleinen Schönheitsfehler hat Der Ex-Nationalspieler hat bisher keines seiner vier Saisonspiele gewinnen können. „Dass ich noch keinen Sieg in dieser Saison eingefahren habe, tangiert die Öffentlichkeit mehr als mich“, sagt Kotschnew gelassen. Allerdings ist es kein Geheimnis, wie ehrgeizig der Wahlhamburger ist. „Natürlich spiele auch ich Eishockey, um zu gewinnen.“