Stürmer David Wolf von den Hamburg Freezers tritt seinen Dienst beim NHL-Club Calgary Flames an. „Die Freezers haben einen großen Anteil daran, dass ich es zu den Flames geschafft habe.“

Hamburg. Wenn David Wolf an diesem Mittwochmorgen um zehn Uhr das Eis der Volksbank-Arena betritt, wird ihn ein komisches Gefühl beschleichen. Zum letzten Mal wird der 24 Jahre alte Stürmer das Trainingsleibchen mit der Maske der Hamburg Freezers tragen, ehe für ihn nach drei Jahren ein neuer Lebensabschnitt in 7270 Kilometern Entfernung beginnt. Am Sonnabend steigt in seiner Heimatstadt Mannheim eine Abschiedsparty mit seiner Familie und seinen engsten Freunden, ehe am Sonntag der Flug nach Kanada geht. Beim NHL-Club Calgary Flames wartet auf Wolf die größte sportliche Herausforderung seines Lebens.

„Mein Vater ist aufgeregter als ich“, scherzte der Blondschopf. „Ich bin eher nachdenklich, was mich da erwartet. Aber ich bin bereit, will jetzt endlich spielen und sehen, wo ich stehe“, sagte Wolf, der bereits vor zwei Monaten für ein erstes Trainingscamp in Calgary weilte, um die Abläufe und die Stadt kennenzulernen. „Mir hat man da deutlich gemacht, dass ich topfit dort aufschlagen soll. Mit 80, 90 oder 99 Prozent hat man in der weltbesten Liga keine Chance“, sagte Wolf.

Mehrmals wöchentlich steht der Stürmer mit Verantwortlichen der Flames in Kontakt. Am 11. September steigen erste Fitnesstests, fünf Tage steht das erste Mannschaftstraining in der besten Eishockey-Liga der Welt auf dem Programm. 50 Spieler träumen in der Vorbereitung von einem Platz im Kader. Die, die es nicht schaffen, müssen in der zweitklassigen American Hockey-League (AHL) auflaufen. Einen ersten Kaderschnitt wird es am 23. September geben. Die Flames absolvieren insgesamt neun Testspiele. „Es kann jeden Tag jemanden treffen. Mit dem Druck muss man in der NHL klarkommen“, sagte Wolf. Neben dem sportlichen Prestige geht es für den Torjäger auch um Geld. Während der Offensivspieler als dauerhafter NHL-Spieler ein Grundgehalt in Höhe von 867.500 Dollar beziehen würde, käme er im Farmteam Adirondack Flames lediglich auf 70.000 Dollar. Das wäre deutlich weniger als in Hamburg, wo er rund 110.000 Euro verdient.

Für sein großes Ziel beim NHL-Start am 8. Oktober im Kanada-Derby der Flames gegen die Vancouver Canucks im Kader zu stehen, hat sich Wolf über den Sommer gequält. Der Linksaußen durfte mit einer Gastspielererlaubnis das Mannschaftstraining bei den Freezers absolvieren, verbrachte zudem täglich mehrere Stunden im Kraftraum. „Ich bin sehr dankbar. Die Freezers haben einen großen Anteil daran, dass ich es zu den Flames geschafft habe. Ich bin in der besten körperlichen Verfassung meines Lebens“, sagte Wolf, der sich am liebsten nicht anmerken lassen würde, wie schwer es ihm fällt, Hamburg zu verlassen.

Die Freezers verlieren nicht nur einen Topstürmer, sie verlieren auch den vielleicht streitbarsten Typen der Clubgeschichte. Von den eigenen Fans verehrt, vom Gegner gehasst, polarisierte Wolf wie kein zweiter. Wolf selbst nimmt das Ganze mit einem Lächeln zur Kenntnis. „Ich hatte drei wundervolle Jahre. Ich habe für die Freezers gelebt, hier meine Freundin kennengelernt. Mit Jerome Flaake und Garrett Festerling habe ich eine tolle Reihe gebildet. Wir sind Nationalspieler geworden“, schwärmte Wolf, der doch einen Makel an seiner Zeit an der Elbe findet. „Wir haben keinen Titel geholt. Sollte ich nach Deutschland zurückkommen, was hoffentlich nicht passieren wird, werde ich das Ziel weiter verfolgen, am liebsten mit den Freezers“, sagte Wolf, der sich nun erst einmal in der besten Liga der Welt behaupten will.

Abwehrspieler Duvie Westcott wird bei den ersten beiden DEL-Spielen gegen München (12.9.) und Düsseldorf (14.9.) fehlen. Der 36-Jährige muss noch eine Sperre aus der Vorsaison absitzen. Westcott hatte im Play-off-Halbfinale gegen Ingolstadt eine Spieldauerdisziplinarstrafe erhalten und wurde für drei Spiele gesperrt. Eine Partie hatte Westcott bereits ausgesetzt.