Die Hamburg Freezers wollen aus der Halbfinalniederlage gegen Ingolstadt die richtigen Schlüsse ziehen. Das wirtschaftliche Gerüst steht, die Kartenpreise bleiben stabil. Einzelgespräche mit den Spielern.

Hamburg. Einen solchen Empfang hatte niemand erwartet. Als die Eishockeyprofis der Hamburg Freezers am Montag um 15.32 Uhr aus München kommend in Fuhlsbüttel gelandet waren, versuchten rund 150 Fans sie über das Halbfinalaus am Sonntag beim ERC Ingolstadt hinwegzutrösten. Ausgerüstet mit Trommeln und Fahnen und einem Transparent mit der Aufschrift „Ihr seid die Meister unserer Herzen“ sorgten die Anhänger für Feierstimmung. „Das ist ein Traum, nach einer Niederlage so empfangen zu werden“, sagte Kapitän Christoph Schubert.

Einer der ersten Gratulanten war Uwe Frommhold. Der Geschäftsführer hatte das 3:5 nicht live in der Audi-Stadt erleben können, da er als Gastgeber des Final-Four-Turniers um den deutschen Handballpokal in der O2 World gefragt war. Direkt nach dem Saisonaus hatte er sich aber in einer persönlichen E-Mail an das gesamte Team, inklusive der Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle, für das Geleistete bedankt: „Eine solche Saison hatten uns die wenigsten zugetraut. Die Leistung, die in der gesamten Organisation erbracht wurde, war außergewöhnlich.“ Die größte Überraschung sei der Sprung vom letzten Tabellenplatz zur Hauptrundenmeisterschaft gewesen. „Besonders gefreut hat mich der Zuspruch der Fans auch in der schlechten Phase. Dass wir unseren mutig kalkulierten Schnitt von 8500 Zuschauern erreicht haben, war toll.“

Keine Frage, der Stolz über die beste Saison der seit 2002 währenden Clubgeschichte überwog am Montag längst die Enttäuschung über das Scheitern, obwohl alle Verantwortlichen zugaben, dass sie insgeheim mit dem Titel geliebäugelt hatten. „Ich hatte mir ein anderes Ende der Saison gewünscht“, sagte Sportdirektor Stéphane Richer, „das Potenzial, um Meister zu werden, hat die Mannschaft gehabt. Aber wir müssen fair zugeben, dass Ingolstadt verdient ins Finale eingezogen ist.“

Einzelgespräche in den kommenden Tagen

In den kommenden Wochen wird der Blick nun auf die Spielzeit 2014/15 gelenkt. Zunächst werden Cheftrainer Benoît Laporte und sein Assistent Serge Aubin sowie Richer in getrennten Einzelgesprächen alle Spieler über deren Zukunft informieren. Dies soll bereits in den kommenden drei Tagen passieren, damit die scheidenden Profis am Gründonnerstag bei der Saisonabschlussparty in der O2 World (Start 18 Uhr, Eintritt zwei Euro) gebührend verabschiedet werden können.

Neben Nationalstürmer David Wolf, den es in die nordamerikanische Topliga NHL zu den Calgary Flames zieht, und dem nach Nürnberg wechselnden Angreifer Marius Möchel werden die Abwehrspieler Johan Ejdepalm und Kevin Lavallée keine neuen Verträge erhalten. Angreifer Adam Mitchell darf auf einen Verbleib hoffen, sofern er einen deutschen Pass erhält.

Alle Personalien, also auch die Zugänge von Wolf-Ersatz Kevin Clark (aus Krefeld) und Garrett Festerlings Zwillingsbruder Brett (aus Nürnberg) werden aber erst nach den Einzelgesprächen offiziell gemacht. „Das gebietet der Respekt vor den Spielern“, sagte Richer, der Gerüchte um eine Verpflichtung des Rosenheimer Zweitligastürmers Shawn Weller zurückwies.

Die Struktur der Mannschaft, das zeigte die abgelaufene Saison, ist vielversprechend, vor allem weil noch eine Menge nicht genutztes Potenzial in den vielen jungen deutschen Leistungsträgern schlummert. Insbesondere Hauptrunden-Topscorer Jerome Flaake hatte seine Leistung in den Play-offs nicht halten können. Trainer Laporte, dessen Vertrag bis zum Ende der kommenden Saison läuft, gab sich am pomadigen Auftreten seines Teams zu Beginn der Play-off-Serien gegen Iserlohn und Ingolstadt eine Teilschuld. „Ich war während unserer Erfolgsphase im Dezember und Januar vielleicht zu weich mit dem Team. Ich muss darauf achten, dass diese Mannschaft nie den Fokus verliert, denn wir können aus dieser Saison lernen, dass wir jedes Spiel mit voller Leistung angehen müssen“, sagte er.

Welche Schlüsse Frommhold und seine Mitstreiter aus der Saison ziehen werden, darüber wollte der Geschäftsführer noch nicht abschließend sprechen. Die angepeilte schwarze Null in der finanziellen Bilanz wurde zwar noch nicht ganz erreicht, doch der Sponsoringbereich entwickelte sich positiv. „Wir haben eine Partnerpyramide geschaffen, die bestens zu uns passt. Der Durchbruch war, dass wir mit 5vorFlug endlich einen Hauptsponsor finden konnten“, sagte Frommhold. Man sei „sehr guter Hoffnung“, in Kürze mit allen wichtigen Partnern verlängern zu können. Entsprechend positiv sind die Rückmeldungen von Freezers-Eigner Anschutz Entertainment Group, der zu der erfolgreichen Saison „herzliche Glückwünsche“ überbrachte.

Die Fans können sich darüber freuen, dass die Kartenpreise in der nächsten Spielzeit stabil bleiben. Frommholds erstes Saisonziel ist eine erneute Steigerung des Zuschauerschnitts. Dass dies nur mit einer Bestätigung des sportlichen Erfolgs möglich sein dürfte, ist ihm bewusst. Die Hauptrundenmeisterschaft sei ein Meilenstein gewesen, auch wenn sie den Titel nicht garantiere. „In Hamburg muss man aber dauerhaft erfolgreich sein, deshalb werde ich lieber wieder Hauptrundenmeister als Neunter, auch wenn Ingolstadt es als Neunter jetzt ins Finale geschafft hat.“

Dennoch werde er zu hohe Erwartungen konsequent bremsen, sagte der Geschäftsführer weiter. „Wir dürfen nicht hochmütig werden. Unser Ziel ist erst einmal wieder das direkte Erreichen der Play-offs.“ Das sieht auch Richer so. „Wie eng unsere Liga ist, sieht man daran, dass der Fünfte gegen den Neunten um den Titel spielt. Wir wollen konstant die Top sechs erreichen, alles Weitere ist nicht planbar“, sagte der Sportchef. Fest eingeplant ist dagegen die Fortentwicklung des eigenen Nachwuchses. Die Unterlagen für den erstmaligen Start eines Hamburger Teams in der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) werden in Kürze eingereicht.