Nationalstürmer David Wolf hatte bei der 2:5-Niederlage in Ingolstadt seinem Gegenspieler Benedikt Schopper sechs Zähne ausgeschlagen. Statt einer Matchstrafe kassierte er jetzt doch nur eine Spieldauerstrafe.

Ingolstadt. Reden wollte die tragische Figur des Abends nicht, aber was hätte David Wolf auch sagen sollen? Er hätte sich entschuldigen können für seinen Ausraster, der die 2:5-Niederlage seiner Hamburg Freezers am Dienstagabend im vierten Spiel der Halbfinalserie beim ERC Ingolstadt überschattet hatte. Für diese brutalen Fausthiebe, mit denen er seinem Gegenspieler Benedikt Schopper sechs Zähne ausgeschlagen hatte, und für den anschließenden Wutausbruch, als er sogar den Schiedsrichter aus dem Weg räumen wollte, um es mit weiteren Gegnern aufzunehmen.

Aber manchmal ist es besser, das Geschehene sacken zu lassen und die nächsten Schritte in Ruhe zu überlegen. Die verbundene rechte Hand war stummer Zeuge des vorangegangenen Kampfes, und so marschierte Wolf grußlos, aber erhobenen Hauptes und mit festem Schritt zum Mannschaftsbus. Das Reden übernahm sein Trainer. Benoît Laporte versuchte gar nicht erst, das Geschehene zu beschönigen. „David ist ein emotionaler Spieler, der sehr impulsiv reagiert, aber diesmal hat er es übertrieben, und das weiß er selbst auch“, sagte der Coach, um im selben Atemzug auch für Verständnis zu werben. „Wir werden ihn jetzt mit Sicherheit nicht fallen lassen. Er ist ein unglaublicher Spieler, der uns sehr viel gegeben hat. Wir werden ihn bis zum Schluss schützen“, sagte er.

Gute Nachrichten gab es für Wolf am Mittwochmorgen. Statt einer Matchstrafe verhängt die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) jetzt doch nur eine Spieldauerstrafe. Damit könnte der Nationalspielerstürmer den Freezers im besten Fall nur ein Spiel fehlen und bei einem möglichen Erfolg am Freitag (19.30 Uhr/O2 World) doch noch in den Play-offs eingreifen. Das genaue Strafmaß wird am Mittwoch um 17 Uhr verhandelt.

„Selbst wenn wir noch das Finale erreichen, glaube ich nicht, dass wir David in den Play-offs noch einmal wiedersehen werden“, hatte Laporte direkt nach dem Spiel in Ingolstadt befürchtet. Doch damit Wolf überhaupt nochmal auflaufen kann, sind die Freezers am Freitag in Spiel fünf gefordert, den 1:3-Rückstand in der Best-of-seven-Serie zu verkürzen, um ein drittes Gastspiel in Bayern zu erzwingen, das am Sonntag (14.30 Uhr) ausgetragen würde.

Wolf vor traurigem Abschied aus der DEL

Sollte Laportes Befürchtung wahr werden, dann erlebt David Wolf einen traurigen Abschied aus der DEL. Der 24-Jährige wird in der kommenden Saison sein Glück bei den Calgary Flames in Nordamerikas Profiliga NHL suchen und könnte sich dann nur auf der Saisonabschlussfeier noch von den Fans verabschieden. Kritiker des Nationalstürmers, und davon gibt es vor allem außerhalb Hamburgs viele, würden einen solchen Abgang als standesgemäß bezeichnen, immerhin hat sich der gebürtige Düsseldorfer seinen Ruf als Raubein durch seine Rauflust und seine Position als Strafenkönig der Freezers selbst zuzuschreiben.

Wolf wird den Freezers sehr fehlen, ob es nur noch ein Spiel ist oder zehn. Entscheidender ist jedoch, dass sie es schaffen müssen, die haarsträubenden individuellen Fehler abzustellen, die Ingolstadt dreimal den Sieg ermöglichten, und endlich dem Gegner ihr Spielsystem aufzuzwingen. Dreimal muss das nun gelingen, soll der Traum vom ersten Meistertitel weiterleben. Möglich ist das, auch ohne David Wolf.

Die Statistik:

Tore: 0:1 (18:45) Madsen Penalty, 1:1 (26:56) Laliberte (Hahn) 5-4, 2:1 (35:40) Hahn (Greilinger) 5-4, 2:2 (38:49) Flaake (Wolf, Westcott), 3:2 (43:01) Jeglic (Bouck, Périard), 4:2 (53:22) Turnbull (Ross, Périard) 5-4, 5:2 (58:54) Jeglic (Dinger) empty net. Strafminuten: 10 + 10 Oblinger/22 + 10 Roy + Matchstrafe Wolf. SR: Brüggemann/Brill (Iserlohn/Zweibrücken). Zuschauer: 4815.