Nach fünf Niederlagen in sechs Spielen kämpfen sich die Hamburg Freezers zu einem 4:3-Erfolg nach Penaltyschießen gegen die Pinguine.

Hamburg. Die sichtbaren Spuren, die die Partie gegen die Krefeld Pinguine hinterlassen hatte, waren blutig. Garrett Festerling, deutscher Nationalstürmer in Diensten der Hamburg Freezers, musste nach einem Stockschlag mit fünf Stichen im Gesicht genäht werden. Und auch bei seinem Reihenpartner Jerome Flaake waren die Folgen eines Sturzes mit dem Kopf voran in die Bande am stark geröteten Nacken zu sehen.

Welche Spuren der 4:3 (1:2, 1:0, 1:1, 1:0)-Sieg nach Penaltyschießen in der Psyche der Hamburger hinterlassen wird, bleibt abzuwarten. Die Erleichterung in der Kabine und bei Cheftrainer Benoît Laporte wies jedoch darauf hin, dass von der Mannschaft eine Zentnerlast abgefallen war. Angesichts von fünf Niederlagen aus den ersten sechs Spielen des Jahres 2013 war der Druck, den der Trainer aufgebaut hatte, immens gewesen.

Es ist Laportes Art, in kritischen Phasen überkritisch zu reagieren. Spieler wie Brandon Reid, der vom Coach als Sündenbock ausgemacht und in die vierte Reihe verbannt wurde, leiden darunter. Auch Nationaltorhüter Dimitrij Kotschnew hat wenig Verständnis dafür, dass der Trainer nach der 2:5-Pleite am Freitagabend gegen Mannheim, bei der sein Backup Niklas Treutle wieder einmal den Vorzug erhalten hatte, von einem "Torwartproblem" sprach. Das ist tatsächlich überzogen, auch wenn die Leistungen der beiden zuletzt nicht titelreif waren.

Aber wer als einer von 7.450 Besuchern in der O2 World die Reaktion der Mannschaft sah, wie sie kämpfte und auch nach drei Rückständen nicht den Mut verlor, der darf konstatieren, dass es den Freezers im Jahr 2013 weder an Einstellung mangelt noch an Charakter. Was derzeit fehlt, das ist die Leichtigkeit, mit der noch vor ein paar Wochen die Kölner Haie mit 7:1 zerlegt worden waren. "Natürlich spukt die Negativserie im Kopf herum ", sagte Flaake, der mit dem vom Trainer erzeugten Druck kein Problem hat: "Es ist richtig, dass er draufhaut, denn wir müssen aufpassen, dass wir unsere gute Ausgangslage nicht verspielen."

Das sieht auch Kotschnew so. "Wir haben in diesem Jahr noch nicht unser bestes Eishockey gespielt. Es ist normal, dass man mal in ein Loch fällt, aber heute haben wir gezeigt, dass wir uns dort herauskämpfen können", sagte er. Dem stimmte Laporte zu: "Kämpferisch war das stark heute." Zudem sei die Rückkehr von Rob Collins (Leistenblessur), der den entscheidenden Penalty verwandelte, angesichts der Verletzungssorgen immens wichtig gewesen.

Zwei Neuverpflichtungen, die den Angriff weiter entlasten und Laporte neue Möglichkeiten verschaffen sollen, sind im Anflug. Der kanadische Stürmer Eric Schneider, 35, landet am Montag um 14 Uhr in Fuhlsbüttel und absolviert anschließend einen Medizincheck, um die Funktionstüchtigkeit seines Knies nachzuweisen. Wegen eines Kreuzbandschadens hatte er im Sommer 2012 seine DEL-Karriere unterbrochen, ist laut eigenen Angaben aber fit. Eine Woche hat er Zeit, um die Hamburger Verantwortlichen davon zu überzeugen.

Auch der zweite Neue kommt aus Übersee. Der Weißrusse Artem Demkow ist von seinem Klub Elmira Jackals aus der drittklassigen East Coast Hockey League suspendiert worden, nachdem er verkündet hatte, Einigkeit mit einem DEL-Verein erzielt zu haben. Dieser sind die Freezers, bei denen der 23-Jährige im Oktober 2010 im Probetraining einen starken Eindruck hinterlassen hatte. Allerdings wollte Sportchef Stéphane Richer den Transfer noch nicht bestätigen. "Es fehlen noch ein paar Dinge wie das Visum. Wenn alles geklärt ist, sind wir sehr interessiert", sagte er.

Tore: 0:1 (8:04) Vasiljevs (Pavlikovsky, Driendl), 1:1 (17:46) Festerling (Köppchen, Flaake), 1:2 (20:00) Blank (Vasiljevs), 2:2 (25:42) Oppenheimer (Jakobsen, Pettinger), 2:3 (47:22) Voakes (Pavlikovsky, Methot), 3:3 (51:02) Westcott (Schubert) 5-4, 4:3 Collins (Penalty). Strafminuten: 12/15 + 20 Milo. Schiedsrichter: Piechaczek/Yazdi (Finning/Neuss). Zuschauer: 7.450.