Sepang . Sebastian Vettel genießt seinen ersten Sieg in Ferrari-Rot in vollen Zügen. Für ihn erfüllt sich ein Kindheitstraum - und die Konkurrenz zollt Respekt.

Sebastian Vettel hatte keine Lust, den emotionalsten Sieg seiner Karriere im Flugzeug zu feiern. Stattdessen buchte der viermalige Weltmeister um und packte mit seinen Ferrari-Jungs beim Abbau mit an, damit es schneller zur großen Siegesparty ins Teamhotel Cyberview Resort and Spa gehen konnte. Schließlich hatte Vettel bereits auf dem Podest angekündigt, es diesmal richtig krachen zu lassen.

Aufgelöst, aufgewühlt, tief bewegt - Sebastian Vettel versuchte immer wieder in Worte zu fassen, was sich in seinem Inneren abspielte, nachdem er bereits im zweiten Rennen für die Scuderia triumphiert hatte. „Es ist kein Traum, es ist die Wahrheit!“ rief ihm aus dem weit entfernten, feiernden Italien der Corriere dello Sport zu. Vettel selbst sprach davon, dass sich „nicht nur ein Traum, sondern gleich mehrere Kindheitsträume“ erfüllt hätten.

Nach dem Rennen nahm der 27-Jährige aus Heppenheim seine Zuhörer noch einmal gedanklich mit auf die Reise. „Ehrlich gesagt hatte ich in den letzten Runden richtig Schiss. Ich habe auf den Wagen geschaut und gedacht: ‘Er ist rot, und du bist dabei, zu gewinnen’. Dann habe ich gedacht: ‘Hör auf zu denken, sonst passiert noch was’“, erzählte Vettel.

Die Zielflagge war Erlösung und reine Freude, die Minuten und Stunden danach ein Triumphzug in Rot. Als sich Vettel und der ebenfalls zu Tränen gerührte Teamchef Maurizio Arrivabene, jeweils begleitet von einer großen Traube aus Kameras und Reportern, endlich in die Arme fielen, sah es für einen Moment so aus, als ob zwei Galaxien verschmelzen würden.

Großes Lob gab es derweil von seinem alten Boss, Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko. „Vielleicht erkennen die Leute jetzt endlich, dass es nicht nur unser Auto allein war, das ihm die vier Titel beschert hat“, sagte der Österreicher der Sport Bild.

Ein Vorwurf, den sich Vettel vor allem im letzten, enttäuschenden Jahr bei den Roten Bullen gefallen lassen musste, als viele sogenannte Experten sich bestätigt sahen, dass der Deutsche einfach nicht die fahrerische Klasse von Fernando Alonso oder Lewis Hamilton habe. Diesmal twitterte dagegen selbst Ex-Kollege Mark Webber, lange Zeit der Feind im eigenen Team, Glückwünsche: „Ein sehr großer Tag für SV in der roten Maschine.“

So sah das auch Arrivabene, selbst wenn er es war, der alle Tifosi wieder ein bisschen aus den Wolken zurückholte, in denen sie nach dem ersten Ferrari-Sieg seit fast zwei Jahren schwebten. „Wir dürfen uns nach diesem Sieg erlauben, uns zu freuen, aber wir müssen gleichzeitig bescheiden bleiben. Wir dürfen jetzt nicht abheben, wir müssen uns weiter an unseren Plan halten“, sagte der Italiener.

Denn letztlich kennt Ferrari nur ein Ziel: den Weltmeistertitel. Deshalb werde er es auch nicht zulassen, dass „wir uns von einem schnellen Erfolg den Kopf verdrehen lassen“. Auch wenn seinem Star-Piloten Sebastian Vettel in dieser rauschenden Nacht wohl doch ein bisschen schwindelig geworden sein könnte.

Die Pressestimmen

ITALIEN

Gazzetta dello Sport: "Ferrari öffnet das Osterei eine Woche früher als geplant, und die Überraschung, die darin steckt, ist die schönste, die man finden könnte. Dass Ferrari stark war, hatte man schon im Winter begriffen. Positive Signale hatte es auch in Melbourne gegeben. Doch dass Vettel schon beim zweiten Rennen die Mercedes-Dominanz bricht, ist wie ein Traum mit offenen Augen. Eine rote Welle ist in Bewegung. Die Rivalen können zittern. Ferrari ist wieder zurück!"

Corriere dello Sport: "Maranello ist nach zwei Jahren, die von Bitterkeit und oft sogar Demütigungen geprägt waren, wieder die Hauptstadt der Formel 1. Die Wiedergeburt ist zum Großteil Vettel zu verdanken. Er hat in diesen Monaten ein unglaubliches Talent bei der Entwicklung eines Projekts bewiesen. Hinzu ist er extrovertiert und sympathisch: Vettel ist ein Schumacher 2.0."

Tuttosport: "Vettel, ein Triumph in Sepang. Ferrari feiert einen Sieg der Superlative. Hamilton und Rosberg kapitulieren vor Ferraris perfekter Strategie und vor den fantastischen Leistungen seiner Piloten, die mehr denn je im Rennen um den Weltmeistertitel sind. Auch Räikkönen wird dieses Rennen lange in Erinnerung behalten, das schlecht für ihn begonnen hatte, und das er mit Platz vier beenden konnte."

Repubblica: "Ein roter Blitz in Sepang. Ferrari gewinnt und versenkt die unbesiegbare Mercedes-Truppe. Ein Kraftakt ohne Geschenke durch die Gegner. Der Sieg ist einem Auto zu verdanken, das wie eine Rakete fährt, kaum Reifen verbraucht und von einem Phänomen-Piloten wie Vettel gefahren wird, der keinerlei Fehler macht."

Corriere della Sera: "Sebastian Vettel löscht die Ära Alonso und führt uns direkt dorthin zurück, wo die Erfolgsgeschichte Ferraris unterbrochen wurde: zu Michael Schumacher. Schumi wird in Sepang ständig genannt, wer weiß, ob er all dies spüren kann."

ENGLAND

The Guardian: "Sebastian Vettel haucht einer Formel-1-Saison neues Leben ein, die nach dem Auftaktrennen noch dem Tode geweiht schien. In Malaysia zeigte er, dass die Königsklasse trotz all ihrer Probleme weiter enorme Spannung produzieren kann, auch wenn niemand damit rechnet. Die Fachleute hatten den Fahrertitel bereits an Lewis Hamilton vergeben, der seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg offen gesagt in der Tasche hat. Das ist noch immer sehr wahrscheinlich. Aber Ferrari hat sich zurückgemeldet, und die Formel 1 mit einer starken Scuderia ist einfach ein anderer Sport."

Daily Mail: "Lewis Hamilton hat Kopfschmerzen vom Mercedes-Streit im Boxenfunk, Sebastian Vettel fährt zum Überraschungssieg. Eine weitere von Mercedes dominierte Saison drohte, doch zur Erleichterung der Fans in aller Welt - sogar einiger patriotischer Hamilton-Anhänger - wurden die Silberpfeile eingefangen."

Daily Telegraph: "Die Formel 1 gewinnt, als Ferrari Mercedes schlägt. Und Vettel ist ein anderer Mann als im vergangenen Jahr. Die Ängste vor einer Saison mit nur zwei Sieg-Autos waren verfrüht. Jeder wusste, dass die Scuderia sich verbessert hat, aber niemand hatte an einen Sieg so früh in der Saison geglaubt. Dieser Erfolg hätte für die Formel 1 nicht zu einem besseren Zeitpunkt kommen können. Ferrari könnte Mercedes das ganze Jahr Probleme bereiten und wieder für einen echten Kampf um die Weltmeisterschaft sorgen."

SPANIEN

Marca: "Vettel und Ferrari lassen die Formel 1 staunen. Ferrari ist wieder da! Endlich wieder ein emotionsreiches Rennen, Vettel hält den mächtigen Mercedes von Hamilton und Rosberg stand. Es war eine beeindruckende Schlacht zwischen Mercedes und Ferrari, die Italiener bestätigen damit, dass sie einen Schritt nach vorne gemacht haben. Sainz holt als Achter wieder Punkte, Alonso gibt auf."

As: "Triumph für Vettel, Sainz wird Achter und Alonso gibt auf. Ferrari gewinnt, McLaren erleidet Schiffbruch. Man muss es gesehen haben um es zu glauben: Es ist das zweite WM-Rennen und Vettel siegt. Daran gibt es nichts zu beanstanden. Vettel ist gefahren wie eine Nummer eins, wie es einem vierfachen Weltmeister gebührt. Nach der Dominanz von Mercedes beim ersten Rennen sah es nach einer langweiligen WM-Saison aus, doch in Malaysia hat sich alles verändert. Herzlichen Glückwunsch!"

Sport: "Vettel 'zerschlägt' die Prognosen und holt seinen ersten Sieg für Ferrari. Es war eines der besten Rennen von Vettel, er hat nicht den geringsten Fehler begangen und gewinnt völlig verdient. Einfach außergewöhnlich. Mercedes wurde vom italienischen Rennstall überrascht."

El Mundo Deportivo: "Vettel und Ferrari beenden die Mercedes-Dominanz. Der Deutsche setzt sich in Malaysia durch und lässt den hochmütigen Silberpfeilen keine Chance. Ferrari unterstrich die Stärke des Autos im Vergleich zum Vorjahr, und Vettel ist exzellent positioniert im Titelkampf."

El Pais: "Vettel gewinnt auch mit Ferrari. Meisterlicher Sieg des Deutschen, der sich gegen die beiden Mercedes-Boliden durchsetzt. Nach mehr als einem Jahr kann Vettel wieder eine Champagnerflasche köpfen. Im Laufe der nächsten Monate wird man wissen, ob Ferrari wirklich zurück im Geschäft ist. Wer Vettel gegenüber skeptisch war, wird seine Meinung nach dem Rennen in Sepang ändern."

SCHWEIZ

Neue Zürcher Zeitung: "Radikalkur, dann die Erlösung. Seit Mai 2013 fährt Ferrari in der Formel 1 einem Sieg hinterher, seit 14 Monaten tut es Sebastian Vettel der Scuderia gleich. In Sepang gelingt dem Deutschen die doppelte Erlösung. Damit ist Vettel und Ferrari die erste große Überraschung dieses Rennjahres geglückt, das nun vielleicht doch nicht, wie nach dem Saisonauftakt befürchtet, zu einem Sololauf des Titelhalters wird. Der Favorit hatte dem Auftritt Vettels diesmal nicht viel entgegenzusetzen."

Blick: "Der Regen kommt in Sepang nicht. Dennoch werden die Silberpfeile, die Dominatoren der letzten Saison, nass gemacht. Von Sebastian Vettel."

ÖSTERREICH

Kronen-Zeitung: "Maranello steht kopf, in Italien ist der Teufel los! Denn Ferrari brach mit Sebastian Vettel am Steuer in Malaysia schon im zweiten Saisonrennen die Mercedes-Vorherrschaft. Dank einer strategischen Meisterleistung holte sich der vierfache Weltmeister seinen vierten Malaysia-Sieg, den 40. GP-Triumph seiner Karriere. Klar, dass es danach sehr emotional wurde."

FRANKREICH

L'Equipe: "Vettel und Ferrari senden eine Botschaft und beleben die Formel 1 wieder. Als alle den Titel bereits an Mercedes vergeben hatten, zähmte Vettel die Silberpfeile. Ferrari scheint seine Stärke wiedergefunden zu haben."