Sepang. Jetzt tritt er endgültig in die Fußstapfen von Michael Schumacher. Vettel treibt Ferrari in die Euphorie, während die Konkurrenz sich zerlegt.

Der Mann im roten Overall hüpfte nach seinem Sieg wie einst Schumi, kurz bevor die italienische Nationalhymne erklang: Neun Jahre nach dem letzten Sieg von Formel-1-Legende Michael Schumacher im Ferrari hat Sebastian Vettel wieder einen Sieg mit dem italienischen Kult-Auto geschafft. Vettel aus Heppenheim war aber nicht nach Italienisch zumute, sondern nach heimischer Mundart: „Me hawwe se ferdisch gemachd", babbelte er auf Hessisch. Es war ein Vettel-Triumph in Rot und eine Schlappe für die Silberpfeile mit Nico Rosberg und Weltmeister Lewis Hamilton. Sebastian Vettel ist mit einer taktischen Meisterleistung in die Fußstapfen seines Idols und Freundes Michael Schumacher getreten. Er gewann am frühen Sonntagmorgen in seinem zweiten Rennen für Ferrari den Großen Preis von Malaysia und beendete eine fast zweijährige Durststrecke der Scuderia.

„Das ist ein ganz besonderer Tag, ich bin unglaublich stolz. Da werden Kindheitsträume wahr“, so der sichtlich gerührte Vettel. "Grazie mille, forza Ferrari!", rief Vettel mit sich überschlagender Stimme in den Boxenfunk. Für den Heppenheimer war es der 40. Sieg seiner Karriere, der umso süßer schmeckte, weil er Mercedes mit Hamilton und Rosberg auf den Plätzen zwei und drei dank einer perfekten Vorstellung sportlich in die Schranken weisen konnte. Die erfolgsverwöhnten Silberpfeile wählten die falsche Taktik und waren wohl auch vom Speed der Scuderia überrascht.

Für Ferrari war es der erste Sieg seit dem 12. Mai 2013, als Fernando Alonso sein Heimrennen in Barcelona gewonnen hatte. Rekordweltmeister Michael Schumacher hatte zuletzt am 1. Oktober 2006 in China ganz oben auf dem Podest gestanden.

"Die Karotte Mercedes hängt vorne, alle wollen hinterher. Und Ferrari hat den größten Sprung gemacht, sie kommen immer näher", hatte Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda vor dem Rennen bei RTL gesagt. Wenig später schnappte sich das Cavallino rampante die Möhre.

Am Start lieferten sich Vettel und Rosberg hinter dem souveränen Hamilton ein hartes Duell um Platz zwei, doch im entscheidenden Moment machte der Ferrari-Star die Tür zu und verteidigte seine Startposition. Kimi Räikkönen, bereits am Sonnabend Pechvogel mit dem verpassten Q3, musste nach einem schwachen Start frühzeitig an die Box, nachdem ihm Sauber-Pilot Felipe Nasr (Brasilien) den linken Hinterreifen aufgeschlitzt hatte.

Nach einem selbst verschuldeten Dreher von Marcus Ericsson im zweiten Sauber musste frühzeitig das Safety Car auf die Strecke, viele Teams holten ihre Fahrer für die ersten Reifenwechsel an die Box. Darunter auch Hamilton und Rosberg, sodass sich Vettel an die Spitze setzte vor dem sensationell gut gestarteten Hülkenberg.

Hamilton brauchte einige Runden, um sich wieder durchs Fahrerfeld zu arbeiten. Nachdem er auch Hülkenberg schnappte, lag der 30-Jährige rund zehn Sekunden hinter Vettel, der immer noch auf seinem ersten Reifensatz unterwegs war. Rosberg steckte dagegen im Verkehr fest und verlor wertvolle Zeit.

Erst, als auch Vettel nach rund einem Drittel des Rennens zum ersten Mal die Box ansteuerte, schoben sich die beiden Silberpfeile am Heppenheimer vorbei. Allerdings hielt sich Rosberg nicht lange vor der "Roten Göttin", der wesentlich schnellere Vettel überholte den Vize-Weltmeister problemlos.

Frühzeitig beendet war das Rennen für Fernando Alonso. Der spanische Ex-Champion, der nach seinem weiter mysteriösen Trainingsunfall vor fünf Wochen sein Comeback gab, wurde in der 22. Runde in die Box gerufen. "Wir haben ein Problem mit dem Auto, dein Rennen ist leider zu Ende", funkte McLaren. "Die Pace war überraschend gut. Ohne die ganzen Wintertests sind diese Probleme normal", sagte Alonso. Auch der zweite McLaren mit Jenson Button sah die Zielflagge nicht.

Hamiltons zweiter Boxenstopp spülte Vettel kurz vor Halbzeit des Rennens zurück an die Spitze des Feldes, auch Rosberg holte sich anschließend neue Pneus. Vettel lag rund 22 Sekunden vor Hamilton. Die Anweisung vom Mercedes-Kommandostand kam prompt: "Wenn es so weitergeht, wird es am Ende Platz zwei. Du musst an Vettel herankommen."

Zuerst aber kam Vettel an die Box und fuhr nach einem guten Stopp ganz knapp vor Rosberg wieder auf die Strecke. Hamilton fiel nach seinem Stopp hinter das deutsche Duo zurück und stellte sofort per Funk die Auswahl der montierten Reifen infrage.

Auch auf den Hinweis "Du wirst Vettel fünf Runden vor dem Ende einholen" reagierte Hamilton verärgert: "Sprecht nicht in den Kurven mit mir." Vettel forderte dagegen Blaue Flaggen ("Blue flags, blue flags") für die zu überrunden Fahrzeuge vor ihm, um nicht zu viel Zeit zu verlieren.

Für das Manor-Marussia-Team, das beim Saisonauftakt in Australien keinen Meter gefahren war, ging nur der Spanier Roberto Merhi an den Start. Sein Teamkollege Will Stevens musste wegen Problemen mit der Benzinleitung zuschauen. Beide Piloten des Hinterbänkler-Teams hatten im Qualifying einen Platz in der Startaufstellung verpasst, wurden aber trotzdem von den Rennkommissaren für den Grand Prix zugelassen. (HA/sid/dpa)