Die Saison hat noch nicht begonnen, da wird bei Mercedes schon Kritik laut. Die Aktionäre fordern den Ausstieg der lahmenden Silberpfeile.

Hamburg. Auch zu Wochenbeginn verfolgten die Investoren den Verlauf der Daimler-Aktie mit grimmiger Miene. Das Papier präsentierte sich konstant, pendelte zwischen 44 und 45 Euro. So geht das schon das ganze Jahr. Große Gewinne lassen sich so nicht erzielen. Konstanz bedeutet eben nicht nur im Sport einen Rückschritt. Also rumort es unter den Aktionären des Konzerns. Die ersten Geldgeber proben schon den Aufstand und forden den Ausstieg von Mercedes aus der kostspieligen Formel 1.

„Mercedes fährt seit Jahren hinterher, ohne Konsequenzen“, sagt Michael Muders, Manager des einflussreichen Investmentfonds Union: „Die Formel 1 ist teuer und bringt dem Konzern nichts.“ Auch Henning Gebhardt von der Fondsgesellschaft DWS zweifelte in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ öffentlich an einem Werbeeffekt durch die Königsklasse. Der Zirkus sei fragwürdig, wenn in Ländern gefahren werde, die etwa wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik stehen würden. „Wie soll da die Marke strahlen?“, fragte Gebhardt: „Formel 1 ist nicht mehr zeitgemäß, es hilft dem Image nicht.“

„Das ist ein unglaubliches Wachstum, und davon profitiert Mercedes“

Noch ist keine Zielflagge geschwenkt worden, noch hatte Mercedes gar keine Chance, das Hinterherfahren zu beenden: Doch die zuletzt lahmenden Silberpfeile geraten schon vor dem ersten Start wieder gehörig unter Druck. Und so sahen sich die Stuttgarter umgehend genötigt, die Forderungen zurückzuweisen und ein Bekenntnis an den Rennzirkus abzugeben. „Es ist unbestritten, dass die Formel 1 seit Jahrzehnten eine positive Entwicklung durchmacht“, sagte Niki Lauda, Aufsichtsrats-Chef des Rennstalls der „Bild-Zeitung“, „es gibt immer mehr TV-Zuschauer, immer mehr Länder tragen die Rennen aus. Das ist ein unglaubliches Wachstum, und davon profitiert Mercedes.“

Doch die Formel 1 ist ein teures Hobby. Und Gerüchte um einen Ausstieg gab es in der jüngsten Vergangenheit immer wieder. Rund 100 Millionen Euro im Jahr pumpen die Schwaben in ihr Team, um möglichst schnell im Kreis zu fahren - doch ohne Erfolg, keine Rendite. Seit der Rückkehr des Werkteams 2010 feierten die Silberpfeile nur einen Grand-Prix-Sieg im Jahr 2012 durch Nico Rosberg in China. In diesem Jahr soll alles besser werden.

„Unsere Aktionäre werden noch etwas Geduld haben müssen“

Superstar Lewis Hamilton soll dem biederen Image der Schwaben neuen Glanz verleihen und die Marke auch bei jungen Leuten wieder attraktiver machen. Zudem erhofft sich Daimler-Boss Dieter Zetsche durch Lauda und den neuen Sportdirektor Toto Wolff zusätzlichen Schwung. Außerdem pumpten die beiden Österreicher frische Millionen ins Team und entlasteten so Mercedes. Lauda und Wolff sollen gemeinsam jene 40 Prozent des Teams halten, die im vergangenen Herbst von dem Staatsfonds Aabar aus Abu Dhabi verkauft worden waren. Spötter in der Szene witzeln bereits, dass sich Wolff seinen Job bei Mercedes erkauft habe.

Bis 2020 hat sich Mercedes an die Formel 1 gebunden. „Der Marketing-Wert ist immer da. Aber klar wächst der Wert mit dem Erfolg“, sagte Lauda, „wir bauen das Team gerade stark um. Unsere Aktionäre werden noch etwas Geduld haben müssen.“ Und Wolff meinte nach seiner Verpflichtung zu seinem Investment: „Sportlicher Erfolg bringt wirtschaftlichen Gewinn.“ Doch noch haben die Investoren einen grimmigen Blick.