Moskau/Kazan. Das 2:2 von Portugal gegen Mexiko beim Confed Cup geriet nach dem Wechselwunsch des Weltfußballers in den Hintergrund.

Jetzt ist also auch der FC Bayern im Gespräch. Was natürlich nur eine Frage der Zeit war, wenn man die Ausgangslage bedenkt: Super-Star Cristiano Ronaldo will von Real Madrid und vor dem spanischen Finanzamt fliehen und kann sich dabei eigentlich nur verschlechtern. Barcelona kommt aus naheliegenden Gründen nicht infrage. Beim größten englischen Club Manchester United war er schon mal, außerdem kann der ihm derzeit kaum eine Mannschaft seines Niveaus bieten. Da wären die Bayern mit seinem Ex-Trainer Carlo Ancelotti wohl tatsächlich der beste Ausweg für Ronaldo.

Wenn er den denn braucht, denn eine Frage ist ja: Wer hat mehr zu verlieren bei dem Dissens, der die Fußball-Welt in Atem hält? Er oder sein Club?

Ronaldo will nicht nach Spanien zurück

Auch der Confed Cup kennt natürlich kaum ein größeres Thema. Auf keinen haben sie sich hier mehr gefreut, das Spiel der Russen gegen Portugal am Mittwoch ist praktisch ausverkauft, und in Kasan haben sie sogar eine Häuserwand mit einem riesigen CR7 besprayt. Dort führte er Europameister Portugal am Sonntag beim Auftakt gegen Mexiko wie gehabt als Kapitän aufs Feld und wurde anschließend zum besten Spieler gewählt. Zu einem Erfolgserlebnis reichte es dennoch nicht. Portugal musste sich mit einem 2:2 zufrieden geben. Ronaldo legte in der 34. Minute zur Führung durch Ricardo Quaresma auf, Cedric (86.) schien den schmeichelhaften Sieg des Favoriten spät klarzumachen. Für Gold-Cup-Sieger Mexiko traf Bayer Leverkusens Javier Hernández vor 34.372 Zuschauern per Kopfball zum 1:1, Hector Moreno (90.+1) sorgte in der Nachspielzeit für den Endstand. In der 21. Minute wurde ein Tor von Portugals Nani (21.) von Schiedsrichter Nestor Pitana (Argentinien) nach Rücksprache mit dem Videoschiedsrichter wegen Abseits aberkannt.

Das Turnier würde er gern gewinnen, das hat Ronaldo selbst gesagt. Und danach will er nicht mehr nach Spanien zurückkommen, das hatte sein mächtiger Agent Jorge Mendes am Freitag über seine portugiesische Hauszeitung „A Bola“ verbreiten lassen: Die Entscheidung sei „unumstößlich“, Real-Präsident Florentino Pérez bereits mitgeteilt und basiere auf der Empörung über die Anzeige wegen möglicher Steuerhinterziehung in Höhe von 14,7 Millionen Euro. Und wo alle Welt am Wochenende auf ein Dementi wartete, ließ der Berater den Konflikt nur weiter eskalieren: Hier ein Angebot von United, da Fotos von einem Treffen mit Paris St. Germain, dort der Instagram-Eintrag eines Journalistenfreundes: „(Ronaldo) wirkt sehr verärgert über seinen Verein.“ Der englische „Telegraph“ sieht Inter Mailand als möglichen Käufer.

Ermittlungen gegen Ronaldos Berater

Real trage zumindest eine Mitschuld an den beanstandeten Finanzkonstruktionen, auch diese Nachricht lässt Mendes kursieren. Mit solchen Nebelkerzen verhüllt er allerdings nur, dass es um ihn nicht weniger ernst steht als um seinen Star. Zahlreiche seiner Klienten und Ex-Klienten sind bei der spanischen Steuerfahndung aktenkundig, immer geht es um Briefkastenfirmen. Radamel Falcao, ehemals Stürmer von Atlético Madrid, sagte vor Gericht sogar aus, Mendes habe sich das System miteinfallen lassen – weshalb jetzt auch gegen den Berater ermittelt wird. Diese News passt wiederum Real ganz gut.

In einem seit Tagen währenden PR-Krieg war der Club zwar Ronaldo mit einem Kommuniqué zur Seite gesprungen (was er gegen andere von Steuerverfahren betroffene Profis wie Pepe oder Luka Modric nie tat). Aber es gab auch die Geschichte, wonach vereinsnahe Medien gebeten worden seien, ihn bei Nachrichten über die Steueraffäre doch lieber im portugiesischen Trikot abzubilden. Zusätzlich geschockt haben dürften Ronaldo die kühlen Antworten auf seine Abschiedsdrohung.

Man hoffe auf Besinnung, lancierte Real, werde aber niemanden gegen seinen Willen dabehalten. Auf keinen Fall erpressbar werden – die in Fällen wie Mesut Özil oder Ángel Di María erprobte Tradition halten sie in Madrid wegen der Stardichte im Kader für essenziell. Bei Ronaldo gab es zwar schon mal eine Ausnahme, als er 2012 öffentlich moserte und alsbald seinen Vertrag verlängert bekam. Aber da war er auch noch fünf Jahre jünger.

Thronübergabe an Gareth Bale

Jetzt ist er 32, hat an sich noch einen Vertrag bis 2021, aber auch nach Barcelona geschaut und gesehen, wie sich der Verein bis zur Selbstdemütigung mit dem Steuersünder Lionel Messi solidarisierte („Wir sind alle Messi“) und ihm die Verluste durch eine satte Gehaltserhöhung zu kompensieren bereit scheint. Real will diesen Weg offenbar nicht gehen, es hat viel Offensivtalent im Kader und einen Plan von Pérez in der Schublade: die Thronübergabe auf den einst zu genau diesem Zweck verpflichteten Gareth Bale. Das Projekt wurde zuletzt durch Ronaldos brillante Form und die Verletzungsanfälligkeit des Walisers immer aufgeschoben.

In Ronaldos Vertrag ist eine astronomische Summe als feste Ablöse festgeschrieben: eine Milliarde Euro. Bei 200 Millionen Euro soll das Preisschild hängen, aber es würde wohl auch billiger gehen. Noch einmal rund 200 Millionen würde es kosten, um Ronaldos Gehaltsvorstellungen für einen Vierjahreskontrakt zu erfüllen. Aktuell soll er pro Jahr ein Bruttogehalt von rund 50 Millionen Euro einstreichen.

Ronaldos neuer Verein könnte sich mit seinem 400-Millionen-Investment nicht nur auf ein Marketingmonster freuen, sondern auch auf einen Profi, der dank seiner Konversion zum Mittelstürmer und eiserner Körperpflege bis an die 40 Jahre spielen will. Und sollten die Bayern wirklich interessiert sein, kennen sie schon mal die richtige Telefonnummer: Mit Mendes wickelten sie vorigen Sommer schon den Transfer von Renato Sanches ab.