Berlin/Kasan. Anklage gegen Cristiano Ronaldo wegen Steuerhinterziehung belastet Vorbereitung des Europameisters auf den Confed Cup.

Die Steueraffäre um Cristiano Ronaldo holt Portugals Fußball-Nationalmannschaft auch beim Confed Cup in Russland ein. Nach Angaben der portugiesischen Sporttageszeitung A Bola will der Kapitän des Europameisters seinen Klub Real Madrid aus Verärgerung über die Anklage wegen Steuerhinterziehung in diesem Sommer verlassen.

Dem Bericht zufolge ist die Entscheidung des Superstars unumstößlich. Ronaldo habe bereits Real-Präsident Florentino Perez und weitere Entscheidungsträger der Königlichen über seine Pläne informiert. Perez kündigte seinerseits an, alles zu versuchen, damit Ronaldo seinen Vertrag bis 2021 erfüllt.

ManU, Paris und Chinesen wollen Ronaldo

Nach Angaben des Blattes sollen aber bereits Ronaldos Ex-Klub Manchester United, Paris St. Germain sowie zwei Vereine aus China ihre Fühler nach dem Goalgetter ausgestreckt haben.

Zuvor hatte Ronaldo noch den Eindruck erweckt, das leidige Thema während der Mini-WM vom portugiesischen Team fernhalten zu wollen. "Manchmal ist Schweigen die beste Antwort", schrieb der Weltfußballer an seine mehr als 100 Millionen Abonnenten bei Instagram.

Ronaldo: "Ich habe ein reines Gewissen"

Nach den Schlagzeilen in der Heimat ist aber das Gegenteil der Fall. Vor dem Confed-Cup-Auftakt gegen Mexiko am Sonntag in Kasan stand der Torjäger beim Europameister noch mehr im Fokus als sonst - anders als gewohnt aber nicht wegen seiner sportlichen Ausnahmequalitäten. Die in Spanien erhobene Anklage wegen Steuerbetrugs in Höhe von 14,7 Millionen Euro mittels Offshore-Unternehmen belastete die Vorbereitung des Mitfavoriten auf den WM-Testlauf in Russland enorm.

"Ich habe ein reines Gewissen", hatte Ronaldo kurz vor der Abreise der Iberer verlauten lassen und zuvor auch Unterstützung seines Klubs erhalten. Der Champions-League-Sieger habe "volles Vertrauen in unseren Spieler Cristiano Ronaldo, der unserem Verständnis nach in Übereinstimmung mit dem Recht in Bezug auf die Erfüllung seiner steuerlichen Verpflichtungen gehandelt hat", hieß es in einem Statement.

14,7 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust?

Die Vorwürfe gegen den Superstar wiegen schwer: Ronaldo, der Schätzungen zufolge pro Jahr rund 65 Millionen Euro aus Gehältern und Werberechten kassiert, soll Einnahmen aus Bild- und Werberechten über ein verzweigtes Firmennetzwerk mit Sitz auf den britischen Jungferninseln und in Irland am Fiskus vorbeigeschleust haben.

Mit der abendlichen Anreise im fernen Russland am Mittwoch hatte sich die Aufregung noch nicht gelegt, und die jüngsten Gerüchte über seine bevorstehende Flucht aus Spanien werden die Portugiesen auch in den kommenden Tagen mehr beschäftigen als ihnen lieb ist. Daran kann auch das Schweigegelübde von Ronaldo nichts ändern.

Am ersten Trainingstag ließ Ronaldo aber zunächst mal Bilder sprechen. Der 32-Jährige machte bei den Übungen einen konzentrierten Eindruck, nach getaner Arbeit posierte er mit Teamkollegen für ein Foto und präsentierte selbstbewusst und mit energischem Blick seine ausgeprägte Armmuskulatur.

Ronaldos Steuerskandal kommt zur Unzeit

Für Nationaltrainer Fernando Santos, der Portugal 2016 zum erstmaligen Gewinn der Europameisterschaft geführt hatte, kommt der Steuerskandal zur Unzeit. Am Tag vor der Anklageerhebung hatte der 62-Jährige noch Optimismus verbreitet und die eigenen Ambitionen unterstrichen.

"Es ist ein schwieriger Wettbewerb, aber wir zählen zu den Titelkandidaten", sagte Santos, der mit Portugal in der Gruppe A auf Mexiko, Gastgeber Russland und Außenseiter Neuseeland trifft. Man gehe in den Confed Cup mit dem gleichen Selbstvertrauen wie in die erfolgreiche EM im Vorjahr.

Cristiano Ronaldo war bemüht, denselben Eindruck zu erwecken, ehe die Schlagzeile von A Bola in die Vorbereitung platzte: "Ronaldo will Spanien verlassen."