Helsinki. Das deutsch-französische Paar überzeugt in der Kür und darf auf eine Medaille in Pyeongchang 2018 hoffen. Unter einer Voraussetzung.

Alles gewagt, fast alles gewonnen: Mit einer brillanten Kür und dem hochriskanten dreifachen Wurf-Axel haben Aljona Savchenko und Bruno Massot erstmals gemeinsam bei Weltmeisterschaften eine Silbermedaille gewonnen. Nahezu fehlerfrei glitten die beiden Oberstdorfer über das Eis, schon vor der Notenvergabe war sich Savchenko einer Medaille sicher, sie reckte die Faust nach oben.

Mit 230,30 Punkten landeten die Schützlinge von Trainer Alexander König nur knapp hinter den letztjährigen Vizeweltmeistern Wenjung Sui und Cong Han aus China (232,06). Savchenkos Partner Massot standen die Tränen in den Augen, er konnte den Medaillengewinn kaum fassen.

Wurf-Axel machte den Unterschied

Den Unterschied zu den drittplatzierten Europameistern Jewgenija Tarasowa und Wladimir Morosow aus Russland (219,03) machte in der mit 10.000 Zuschauern ausverkauften Hartwall-Arena der dreifache Wurf-Axel aus, den Savchenko so sicher stand wie selten zuvor. Aber auch die ruhigen Momente in der Kür „Lighthouse“ faszinierten das Publikum, oftmals war nur das leise Kratzen der Kufen auf dem Eis zu hören.

„Wenn man liebt, was man tut, kann man viele Steine aus dem Weg räumen, besonders nach Verletzungen im Sport“, sagte Savchenko, die sich im November ein Band im Knöchel angerissen hatte, voller Emotionen. Die 33-Jährige hatte bei den deutschen Meisterschaften gar nicht starten können, bei den europäischen Titelkämpfen nur mit abgespecktem Programm.

Massot wartet auf Einbürgerung

Auch Massot verwies bei allem Jubel auf die Probleme im Verlauf des vorolympischen Winters: „Wir haben alles mitgenommen, auch die schlechten Erfahrungen. Alles ist nun in unserer Reisetasche auf dem Weg zu Olympia.“ Schon nach dem Kurzprogramm hatten sich die Titelverteidiger Meagan Duhamel und Eric Radford aus Kanada aus dem Medaillenrennen verabschiedet.

„Alles war möglich, schon bei der Europameisterschaft haben die zwei unter schwierigen Bedingungen eine außergewöhnliche Leistung abgeliefert“, sagte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union. Die hat nun zwei Startplätze für die Winterspiele 2018 in Südkorea sicher. Um dort zu starten, muss Massot aber noch die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen.

Fentz schafft es in die Kürentscheidung

Mit einer persönlichen Bestleistung im Kurzprogramm hatte WM-Debütant Paul Fentz bereits am Nachmittag einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht. Als 20. qualifizierte sich der Berliner für die Medaillenentscheidung am Sonnabend (10.00 Uhr MESZ).

Als seine neue Bestmarke von 73,69 Punkten auf der Anzeigetafel der Hartwall-Arena erschien, lehnte sich der 24-Jährige erleichtert zurück, pustete kräftig durch und winkte anschließend entspannt in den deutschen Fanblock. Die Teilnahme am Finale eröffnet ihm die Chance, schon in Finnland einen deutschen Startplatz für die Olympischen Winterspiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang zu ergattern.

Risiko wird belohnt

„Jetzt ist die Erleichterung groß. Bei meiner ersten WM auch die Kür zeigen zu dürfen, das war mein großes Ziel. Schön, dass ich mein Kostüm nicht umsonst eingepackt habe“, sagte Fentz fast euphorisch. Er wurde bei seinem Programm zum Oasis-Song Wonderwall, interpretiert von Paul Anka, für seinen Mut zum Wagnis belohnt. Der EM-Zehnte riskierte die Kombination aus vierfachem und dreifachem Toe-Loop, musst die erste Landung allerdings mit den Händen abstützen und schaffte die zweite Rotation daher nur doppelt. Dreifacher Axel und dreifacher Lutz indes stellten kein Problem dar.

An der Spitze läuft Europameister Javier Fernandez einer erfolgreichen Titelverteidigung entgegen. Der Spanier setzte sich in einer hochklassigen Konkurrenz mit 109,05 Punkten vor Shoma Uno aus Japan (104,86) und dem kanadischen Ex-Weltmeister Patrick Chan (102,13) auf Rang eins des Zwischenklassements.