Die beiden Chemnitzer überzeugten in Japan mit einer sturzfreien Kür. Für das Paar ist es bereits der fünfte Weltmeister-Titel. Damit sind Savchenko und Szolkowy das beste deutsche Paar bei Weltmeisterschaften im Eiskunstlauf.

Saitama. Robin Szolkowy hatte einen sentimentalen Moment, Aljona Savchenko schaute nach dem Schlussakkord der gemeinsamen Paarlauf-Karriere mit WM-Titel Nummer fünf nach vorn. „Ich musste mich nach dem Kurzprogramm zusammenreißen, ich fand die Atmosphäre hier so warmherzig“, erzählte der zweimalige Olympia-Dritte nach der gelungenen „Nussknacker“-Kür am Donnerstag in Saitama bei Tokio. Den melancholischen Gedanken am Ende der elfjährigen gemeinsamen Laufbahn ließ der 34-Jährige nur kurz zu: „Ich habe ihn schnell wieder weggesperrt.“

Zu viele Gefühle sind derzeit nicht angesagt, die lukrativen Show-Auftritte der Zwei stehen wegen eines möglichen neuen Wettkampfpartners für Savchenko auf der Kippe. Der Verlierer wäre Szolkowy.

„Aljona hat gesagt, sie fühlt sich noch frisch. Wir haben viele E-Mails bekommen, auch von gestandenen Paarläufern“, bestätigte Trainer Ingo Steuer und ergänzte: „Nach diesem würdigen und historischen Abschluss sollen beide vier Wochen in Ruhe nachdenken.“ Der Dreijahresvertrag bei der Tour „Art on Ice“ in der Schweiz sei nur pro forma unterschrieben worden, damit seine Schützlinge Einnahmemöglichkeiten hätten.

Steuer unterstützt Savchenko, mit der er auch privat verbandelt ist, und würde sie weiter trainieren wollen. Deutsche Paarläufer in ihrer Klasse gibt es aber nicht. So könnte es sein, dass die 30-Jährige sogar noch einmal für ein anderes Land läuft. „Das wäre sensationell, wenn man für drei verschiedene Länder bei Olympia an den Start gehen würde. Es geht nur ums Eislaufen“, sagte Steuer der Nachrichtenagentur dpa. Savchenko war auch schon für ihr Heimatland Ukraine bei Winterspielen am Start.

„Wir werden noch eine Teamsitzung haben“

Hinzu kommt, dass Steuer sich verändern will. Wegen der früheren Stasi-Mitarbeit darf er immer noch nicht mit öffentlichen Geldern bezahlt werden. Der Deutschen Eislauf-Union sind die Hände gebunden. Er ist auf das Honorar seiner Sportler angewiesen, junge Läufer können ihn nicht bezahlen. „Mit Deutschland habe ich eigentlich abgeschlossen“, meinte der 47-Jährige. Ihm schwebt ein internationales Team mit mehreren Paaren und Assistenztrainern vor.

Vorher will sich das sächsische Trio beraten. „Wir werden noch eine Teamsitzung haben“, bestätigte Szolkowy. „Das ist nun eine neue Freiheit. Aber zu viel Zeit ist auch nicht gut“, meinte der gebürtige Greifswalder. Der deutsche Rekord mit dem fünften Triumph war kein echtes Trostpflaster für die bei Olympia so Enttäuschten, die die vier WM-Titel der Olympiasieger Maxi Herber/Ernst Baier übertrafen. Der Schlusspunkt mit der geschmeidigen Ballettkür wird ihnen aber positiv in Erinnerung bleiben. Nur beim zweifach geplanten Axel fehlte beiden eine Umdrehung. „Es ist schade um den Axel, das war nicht geplant. Aber ich kann damit leben“, sagte Savchenko.

Mit 224,88 Punkten distanzierten sie die Olympia-Zweiten Xenia Stolbowa/Fedor Klimow (215,92/Russland) und die Kanadier Meagan Duhamel und Eric Radford (210,84) um Längen. „Das ist ein großer Tag für den deutschen Eiskunstlauf, fünf Titel holte noch keiner“, sagte DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf und organisierte eine kleine Feier im Hotelzimmer des Mannschaftsarztes.

„Nathalie hat gezeigt, was sie kann“

Die Olympiasieger Tatjana Wolossoschar/Maxim Trankow aus Russland saßen nur im Publikum. Wären Savchenko/Szolkowy so bei Olympia vor sechs Wochen gelaufen, hätte es zumindest zu Silber gereicht. Doch in Sotschi stürzte der Sachse beim Toeloop, Savchenko beim dreifachen Wurfaxel. Den riskierten sie in Japan gar nicht.

Die deutschen Vizemeister Maylin und Daniel Wende (159,42/Oberstdorf/Essen) landeten auf Platz 13. Damit hat die DEU bei der WM 2015 in Shanghai zwei Startplätze. Platz zwölf und damit drei Tickets waren in Reichweite, aber die 25-Jährige strauchelte beim dreifachen Toeloop, ihr Ehemann beim Axel.

Die Mannheimerin Nathalie Weinzierl spielte in der hochklassigen Damen-Konkurrenz als Elfte mit 60,82 Punkten eine gute Rolle. „Nathalie hat gezeigt, was sie kann“, meinte Dönsdorf. Die zweimalige Weltmeisterin Mao Asada aus Japan stellte eine neue Bestmarke mit 78,66 Punkten für die Kurzkür auf und wurde von den 18 000 Zuschauern für ihren dreifachen Axel bejubelt. Nur Carolina Kostner (77,24) aus Italien und Julia Lipnitzkaja (74,54/Russland) sind ihr noch auf den Fersen.