Mülheim. Die Hamburger Herren-Teams sind im Halbfinale der Deutschen Meisterschaften ausgeschieden. Die Damen machten es da viel besser.

Eine absurde Regelanwendung hat die Hockeyherren des Harvestehuder THC am Sonnabend zumindest teilweise die Teilnahme am Endspiel um die deutsche Hallenmeisterschaft gekostet. Im Halbfinale der Endrunde in Mülheim gegen Rot-Weiß Köln entschieden die Schiedsrichter Jens Brieschke und René Pleißner beim Stand von 1:1 im Penaltyschießen, den zweiten Kölner Schützen Jan Fleckhaus, der zuvor an HTHC-Torhüter Tobias Walter gescheitert war, noch einmal schießen zu lassen. Grund dafür war, dass Walter den Ball innerhalb der Sechssekundenfrist, die dem Schützen für den Abschluss bleibt, absichtlich über die Seitenlinie befördert haben soll, was nachweislich Unsinn war.

Allerdings war diese Regel zunächst keinem der fünf Offiziellen bekannt, erst nach einem Protest des Kölner Trainers André Henning entschieden sie auf Wiederholung. Fleckhaus traf, anschließend vergab HTHC-Torjäger Michael Körper seinen Penalty, so dass die Hamburger ausgeschieden waren. HTHC-Cheftrainer Christoph Bechmann reagierte seine Wut im Interview mit dem Hallensprecher ab. „Wenn eine normale Torwartabwehr zur Wiederholung des Penaltys führt, dann können wir aufhören mit unserem Sport. So macht es keinen Spaß mehr. Was der Verband macht, ist doch keinem mehr zu erklären“, schimpfte er.

Hauke: "So ein Farce"

Vergessen war in diesem Moment die Aufholjagd, mit der die Schwarz-Gelben, die sieben Minuten vor Spielende nach drei Treffern von Jonas Gomoll (8./52./53.) 1:3 zurücklagen, durch Tore von Xaver Hasun (54.) und Daniel von Drachenfels (59., Ecke) noch das 3:3 und damit das Penaltyschießen erzwungen hatten. Von Drachenfels hatte auch das zwischenzeitliche 1:1 (31.) erzielt. „Wir haben ein richtig starkes Spiel gemacht, das wir eigentlich hätten gewinnen müssen. Wir waren überlegen, hatten mehr Kreisszenen und mehr Ecken. Bitter, dass dann so eine Farce zur Entscheidung führt“, sagte Nationalspieler Tobias Hauke, der im Penaltyschießen als einziger Hamburger getroffen hatte. Für Köln war neben Fleckhaus Mats Grambusch erfolgreich.

Immerhin konnten sich die rund 500 mitgereisten HTHC-Fans über den Finaleinzug ihres Damenteams freuen. Mit einer großartigen Defensivleistung hatte die Auswahl von Cheftrainer Tomek Laskowski den Titelverteidiger ausgeschaltet und sich erstmals seit 2007 wieder für das Endspiel qualifiziert. Die Hamburgerinnen setzten sich aufgrund einer überzeugenden zweiten Halbzeit verdient 4:3 (1:2) gegen den Mannheimer HC durch. Die HTHC-Tore erzielten Friderike Hauschildt (19./35.), die kürzlich geheiratet hat und deshalb nun auf den Nachnamen Schlenker hört, Franzisca Hauke (45.) per Siebenmeter und Emma Nolting (50.) mit einem Schlenzer fast von der Grundlinie unter die Latte. Mannheim war durch Emma Förter (10.) und Cécile Pieper (12.) in Führung gegangen.

Hamburger Duell bei den Damen

„Ich freue mich riesig für die Mädels. Wir waren in einem tollen Spiel der glückliche Sieger“, sagte Chefcoach Laskowski, „nach dem 0:2 hat mein Team mit dem Hockeyspielen angefangen, deshalb habe ich immer an den Sieg geglaubt.“ Das bestätigte auch die erneut starke Torfrau Rosa Krüger. „Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wir haben in dieser Saison schon mehrfach zurückgelegen und wussten, dass wir es drehen können.“ Nationalspielerin Hauke blickte bereits auf das Hamburger Endspiel am Sonntag (11.30 Uhr) voraus, das den HTHC mit Nordmeister Uhlenhorster HC zusammenführt, der die Hauptrundenduelle 6:5 und 5:1 gewonnen hatte. „Die sind natürlich Favorit, aber wir spielen gern gegen sie“, sagte sie.

Die UHC-Damen hatten im ersten Semifinale 3:1 (1:0) gegen den Düsseldorfer HC gesiegt, ihren Finaleinzug jedoch teuer bezahlt. Nationalstürmerin Lisa Altenburg musste nach einem Zusammenprall mit einer Gegenspielerin in der 19. Minute mit Verdacht auf eine Verletzung der Halswirbelsäule in ein Krankenhaus gebracht werden. Zwar konnte etwas später Entwarnung gegeben werden, dennoch droht die Torjägerin für das Endspiel wegen eines Schleudertraumas auszufallen. „Wir stehen alle noch unter dem Eindruck dieses Schocks und können deshalb noch nicht wirklich an das Finale denken. Dennoch bin ich stolz auf die Leistung des Teams, das hart gearbeitet hat“, sagte UHC-Cheftrainer Claas Henkel.

Seine Mannschaft verdiente sich im Anschluss an den Schock den Sieg, den die starke Antreiberin Katharina Otte (21.), Marleen Müller (42.) und Charlotte van Bodegom (57.) herausschossen, durch eine sehr engagierte Defensivleistung. Torhüterin Yvonne Frank hielt zudem in der 45. Minute einen Siebenmeter von Pia Lhotak. Den zwischenzeitlichen Ausgleich für den DHC hatte Elisa Gräve (32.) erzielt.

„Nach dem Ausfall von unserer besten Hallenspielerin war mir klar, dass ich vorangehen muss“, sagte Nationalspielerin Otte. „Natürlich waren alle geschockt, aber das Schlechteste, was man dann machen kann, ist sein Spiel zu verändern, denn wenn man nicht mehr mit 100 Prozent in die Zweikämpfe geht, passiert viel eher etwas.“ Nationalstürmerin Marie Mävers sagte: „Wir hatten viel Zeit zum Nachdenken während der Verletzungspause, umso wichtiger war es, dass Katha für uns das Führungstor gemacht hat. Das hat uns Sicherheit zurückgegeben.“

Hamburger Herren scheitern

Zum Abschluss eines Hockeyfestes, das vor 3000 Besuchern in der ausverkauften Innogy-Sporthalle in Mülheim einen perfekten Rahmen hatte, verpassten es die Herren des Clubs an der Alster, ins Endspiel gegen Köln einzuziehen. Stattdessen treffen die Rheinländer, die zuletzt dreimal in Serie das Hallenfinale verloren hatten, am Sonntag (14 Uhr) auf den Mannheimer HC, der sich gegen die Hamburger mit 4:3 (2:1) behauptete. Dabei scheiterte Alster vor allem an Mannheims überragender Defensive, aus der Torhüter Lukas Stumpf mit einer Weltklasseleistung hervorstach.

„Der Keeper hat sensationell gehalten. Auf diesem Niveau entscheiden Kleinigkeiten, und der Schlüssel war deshalb Mannheims Defensivstärke“, sagte Alster-Chefcoach Russell Garcia. Kapitän Jonathan Fröschle, der doppelt traf (14., Ecke/60.), sah allerdings auch die mangelhafte Effektivität im Angriff als Ursache für die Niederlage. „Wir haben das, was wir uns vorgenommen hatten, nicht optimal umgesetzt. Ein paar mehr zwingende Torschüsse wären nötig gewesen, um hier zu gewinnen.“

Für Mannheim trafen Patrick Hablawetz (22.), Fabian Pehlke (27.), Paul Zmyslony (42., Siebenmeter) und der ehemalige Alster-Spieler Danny Nguyen (47.), für Alster neben Fröschle noch Niklas Bruns (59.). Die Finalspiele können am Sonntag live bei sportdeutschland.tv verfolgt werden.