Hamburg. Der Weltverband FIH will die Qualifikationsturniere durch Länderspielreihe mit Hin- und Rückspielen ersetzen.

Zwei Sätze gibt es, die Delf Ness im Umfeld des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) nicht mehr hören möchte: „Das haben wir immer so gemacht“ und „Das haben wir nie so gemacht“. Der 52-Jährige vom Club an der Alster, im Hauptberuf selbstständiger Marketingberater und beim DHB ehrenamtlicher Vizepräsident Kommunikation, wird in den kommenden Wochen viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, denn für die Neuerung, die der Weltverband FIH in einer Initiative namens „Hockey Revolution“ nach ausführlichem Dialog mit verschiedenen Interessennehmern an seine nationalen Mitgliedsverbände kommuniziert hat, wird es die Bereitschaft aller Vereine zur Mithilfe brauchen.

Nachspiel: Hockey braucht jetzt einen Schulterschluss

Unter dem Arbeitstitel „Home and Away League“ (Heim- und Auswärtsliga) möchte die FIH von der Saison 2019 an ein neues Länderspielformat einführen, das die World-League-Finalturniere ersetzt. Sieben bis neun Teams bei Damen und Herren sollen in Hin- und Rückspielen untereinander die Tickets für die größten internationalen Events ausspielen. Hauptspielort in Deutschland wäre der Hockeypark in Mönchengladbach mit 12.000 Plätzen. In Hamburg könnte auf den Anlagen der Universität am Turmweg, des Uhlenhorster HC in Wellingsbüttel, aber auch im geplanten neuen Rothenbaum-Stadion gespielt werden.

Vorteile liegen auf der Hand

Die Vorteile dieses Formats liegen auf der Hand. Anstatt wie bislang zen­tral an einem Ort in Turnierform zu spielen, erhält jede teilnehmende Nation sechs bis acht werthaltige Länderspiele im eigenen Land. Derzeit sind die deutschen Auswahlteams, sofern sie nicht Turniergastgeber sind, in Deutschland nur in Freundschaftsspielen zu sehen. „Wenn wir mehr sportlich hochwertige Heimspiele haben, erhöht das das Interesse von Sponsoren und TV-Sendern deutlich“, sagt Ness, der für den DHB die Suche nach einem Hauptsponsor vorantreibt.

Auch die Planbarkeit des weltweiten Terminkalenders würde zunehmen, da die Ansetzungen Monate im Voraus feststünden. „Das wiederum erleichtert einerseits die Einbindung von Sponsoren und Fernsehpartnern, andererseits hilft es unseren Nationalspielern, ihre Belastungen optimal zu steuern. Und um das Wohl der Athleten geht es uns in erster Linie“, sagt Ness.

Dass dem DHB indes Gegenwind der Traditionalisten droht, ahnt Ness bereits. Viele Clubs fühlen sich schon seit längerer Zeit vernachlässigt angesichts der Fixierung des DHB auf die Nationalteams. Diese ist zwar angesichts der Koppelung der Fördermittel durch den Bund an die Erfolge bei internationalen Großevents verständlich. Die von der FIH ohne Rücksicht auf nationale Interessen durchgepeitschte Terminflut führt jedoch in jedem Jahr zu Diskussionen über die Bundesliga-Spielpläne.

Da in der „Home and Away League“ die Teams der Südhalbkugel ihre Heimspiele im deutschen Winter austragen sollen, könnte den Nationalspielern im Februar/März eine Reise nach Asien und Australien bevorstehen. Da sie also früher als bisher für Feldhockey zur Verfügung stehen müssten, wäre ihre Teilnahme an der Hallenbundesliga kaum möglich. Und weil Länderspiele an Wochenenden ausgetragen werden sollen, könnte es vermehrt Bundesligapartien an Wochentagen geben. „Wir werden den Ligenbetrieb komprimieren und Hamburger Derbys öfter Mittwochabends ansetzen müssen“, sagt Ness.

Appell an die Vereine

Trotz der neuen Herausforderungen appelliert der Hamburger an die Vereine, die Veränderungen konstruktiv zu begleiten. „Wenn Hockey das nächste Level erreichen will, müssen wir uns entwickeln und neue Zielgruppen erschließen“, sagt Ness. Das gehe am besten mit hochklassigen Länderspielen. Dass das neue Format 2019 eingeführt wird, sei bereits beschlossen. „Jetzt geht es um die Umsetzung, und da werden wir als DHB darauf drängen, dass das Vereinshockey die Basis bleibt und ausreichend Zeitfenster für den Ligenbetrieb in Halle und Feld bestehen bleiben“, sagt er.

Allerdings setze die FIH unter ihrem im November neu gewählten Präsidenten Narinder Dhruv Batra (Indien) stark auf die Kooperation des DHB, der beginnend mit der nach Berlin vergebenen Hallen-WM 2018 eine Eventoffensive starten will. Nächster Schritt ist die Bewerbung um die Feld-EM 2021. „Die FIH möchte, dass wir eine wichtige Rolle spielen, und das sollten wir unbedingt wahrnehmen“, sagt Ness.

„Wir schaffen das nur gemeinsam“

Ansonsten drohe dem deutschen Verband, der mit dem Hamburger Ex-Nationalspieler Michael Green im Exekutivkomitee des Weltverbands vertreten ist, der Sturz in die sportpolitische Bedeutungslosigkeit. Deutschland sei mitnichten für die geplante neue Liga gesetzt. „Wir werden uns dafür bewerben und nachweisen müssen, dass wir den finanziellen, medialen und sportlichen Hintergrund bieten können, den sich die FIH wünscht.“

Eins sei klar: „Wenn wir uns Neuerungen versperren, drohen wir international den Anschluss zu verlieren.“ Beim DHB-Bundestag am 21. Mai soll auch ein FIH-Vertreter den Mitgliedern Rede und Antwort stehen. Bis dahin werden Ness und seine Mitstreiter Überzeugungsarbeit leisten. „Wir schaffen das nur gemeinsam“, sagt er.