Hamburg. Nach langer Krankheit will sich der Hamburger Tennisprofi in die Weltklasse zurückkämpfen. Sein Comeback ist für April geplant.

Natürlich hat er daran gedacht, alles hinzuschmeißen. Diesen Beruf, der ihn nur noch nervte, weil er ihn nicht mehr ausüben konnte. Seine Karriere, für die er viele Jahre so hart gearbeitet hatte. Doch Julian Reister hat irgendwann gespürt, dass er nicht aufgeben wollte. Nicht mit 29, in einem Alter, das er einfach als zu jung empfand, um schon eins der Angebote anzunehmen, die ihm eine Trainerkarriere in Aussicht stellten. Und so kämpft der Hamburger Tennisprofi seit Anfang des Jahres darum, noch einmal Anschluss zu finden an die Weltklasse.

Der Leidensweg des Julian Reister ist lang, er hatte seit Beginn seiner Profilaufbahn immer wieder mit seinem Körper zu kämpfen. 2012 musste er wegen chronischer Schulterprobleme und eines Risses der Plantarsehne im Fuß fast ein ganzes Jahr aussetzen. Doch die Ursachen für seine gesundheitlichen Rückschläge waren immer klar gewesen, und das war der entscheidende Unterschied zu dem, was ihn im vergangenen August ereilte. Nach den ATP-Turnieren in Bastad (Schweden) und Gstaad (Schweiz) bekam er Fieber, nahm das nicht ernst, spielte in der Bundesliga – und wurde von seinem Körper ausgebremst.

„Ich war mehrere Wochen völlig platt, das Fieber kam und ging. Ich bin von Arzt zu Arzt gerannt, keiner konnte mir helfen“, sagt er. Zweieinhalb Monate vergingen, in denen er sich nicht bewegen konnte. „Wenn ich mal 20 Minuten gejoggt bin, ging es mir gleich schlechter“, sagt er. Als ein Mediziner dann endlich ein dem Pfeifferschen Drüsenfieber ähnliches Virus diagnostizierte, war Reister erleichtert, weil er immerhin wusste, woran er litt und was zu tun war. Dennoch dauerte es bis Anfang Dezember, bevor sich der in Reinbek aufgewachsene Profi wieder vollkommen gesund fühlte.

Gemeinsam mit seinen Trainern Herby Horst und Mike Schürbesmann entschied Reister dann, ein umfangreiches Aufbauprogramm zu absolvieren, mit dem sie am 4. Januar am Stützpunkt in Wahlstedt starteten. „Die ersten sechs Wochen waren extrem hart, haben aber auch so viel Spaß gemacht, dass ich weiß, dass die Entscheidung, nicht aufzugeben, richtig war“, sagt er.

Dank der „Protected-Ranking“-Regelung, nach der verletzte Spieler ihre Weltranglistenposition einfrieren können, um beim Wiedereinstieg bei hochklassigen Turnieren antreten zu dürfen, hofft Reister, sein Ziel, 2017 in der Qualifikation der Australian Open aufzuschlagen, erreichen zu können. Dazu muss er unter den besten 240 der Welt stehen. In der aktuellen Weltrangliste wird er an Position 600 geführt, sein Protected Ranking liegt indes bei 129.

Innerhalb von 13 Wochen kann er es für maximal sieben Turniere nutzen. Um bei den French Open in Paris (22. Mai bis 7. Juni) und den All England Championships in Wimbledon (27. Juni bis 10. Juli) die Qualifikation spielen zu können, hat er sein Comeback beim Challengerturnier in Neapel am 4. April geplant. Bis dahin wird er weiter an der Verbesserung seiner Fitness arbeiten. Und er wird es genießen, weil er weiß, wie schnell es vorbei sein kann mit dem, was er so liebt.