Hamburg. Drei Siege reichen zum überlegenen Triumph beim Viernationenturnier auf der Anlage des Uhlenhorster HC. Luft nach oben ist dennoch.

Dass Entscheidungen von großer Tragweite bisweilen in ganz banalen Umständen getroffen werden, macht Hockey zu einem so sympathischen Amateursport. Markus Weise saß am Sonntagnachmittag in seiner Funktion als Bundestrainer der deutschen Herren in der zum Pressezentrum umfunktionierten Hockeyhalle des Uhlenhorster HC. Er sollte seine Einschätzung geben zum Turniersieg seiner Mannschaft beim Ergo Hamburg Masters auf der UHC-Anlage und den daraus folgenden Auswirkungen auf die Berufung des Kaders für die Europameisterschaft in London (21. bis 30. August), als sein Handy klingelte.

Der Anrufer war Moritz Fürste, Spielgestalter des UHC, der beim Masters wegen der Geburt seiner ersten Tochter pausiert hatte. Kurz vor dem Anruf hatte Weise gesagt, Fürstes Einsatz in England sei fraglich. Nachdem er den zweifachen Olympiasieger in die Halle zitiert hatte, unterbrach er die Pressekonferenz für ein Gespräch mit dem 30-Jährigen auf dem Flur. Nach zehn Minuten kehrte der Bundestrainer zurück, ein Lächeln auf dem Gesicht und Fürstes Zusage in der Tasche.

Dass der Mittelfeldregisseur dem Spiel der deutschen Auswahl bei den kontinentalen Titelkämpfen Struktur und Tiefe verleihen wird, ist unzweifelhaft. Und dass sie dieser beiden Attribute durchaus bedarf, wies Weises Mannschaft an den drei Tagen des Viernationenturniers nach. Obwohl man die starken Gegner aus Spanien (5:3), England (1:0) und Belgien (4:2) allesamt besiegen konnte, gab es durchaus Luft nach oben, was die Spielkontrolle (gegen Belgien), die Verwertung von Torchancen (gegen England), das schnelle Umschalten bei Kontern und die Griffigkeit im Defensivverhalten (alle drei Spiele) anging.

„Teamgeist und Wille stimmen, aber wir können in allen Bereichen noch 25 Prozent Leistung draufpacken“, sagte Torhüter Nico Jacobi. Der 28-Jährige wurde zu Recht zum besten Torhüter des Turniers gewählt und soll bei der EM als klare Nummer eins zwischen den Pfosten stehen. Kapitän Tobias Hauke vom Harvestehuder THC sagte: „Das Turnier kam zum richtigen Zeitpunkt und hat uns die richtigen Gegner beschert. Wir wissen nun, woran wir noch feilen müssen. Aber dass wir alle drei Spiele gewonnen haben, ist aufgrund unseres Kampfgeistes und des Willens verdient.“

Die EM ist seit einigen Jahren durch die Einführung der World League, die als Qualifikation für WM und Olympische Spiele gilt, abgewertet. Da die Deutschen Anfang Juni in Argentinien das Ticket für Rio 2016 gelöst hatten, können sie in London befreit aufspielen. Das allerdings solle man, sagte Hauke, nicht als Aufforderung zum Nachlassen auffassen. „Es geht da um einen Titel, und wenn es um einen Titel geht, dann wollen wir den holen.“

Auch Weise hat das Turnier, in dem es in der Vorrunde gegen Belgien, Irland und Frankreich geht, beileibe nicht als Experimentierfeld freigegeben, im Gegenteil. „Wir wollen jedes internationale Turnier nutzen, um uns für Olympia vorzubereiten“, sagte der Bundestrainer, der mit dem Zustand seiner Mannschaft durchaus einverstanden ist. „Wir müssen sicherlich noch besser werden, aber die anderen auch. Wir haben in Hamburg einige Fingerzeige erhalten, aber ich denke, dass wir reif für die EM sind.“ Seinen Kader wird Weise an diesem Montag offiziell bekannt geben. Fehlen dürfte in jedem Fall UHC-Akteur Jan-Philipp Rabente, der an einem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich laboriert.

Mittelmäßig zufrieden war der Ausrichter mit der Zuschauerresonanz. Der triste Donnerstag verregnete die Bilanz. Immerhin kamen am Sonnabend 1500 und am Sonntag 1100 Fans auf die Anlage. Weil die Stadt versprochen hatte, das im jährlichen Wechsel mit Düsseldorf ausgetragene Traditionsturnier (Etat 90.000 Euro) großzügig zu unterstützen, bleibt immerhin kein Minus in der UHC-Kasse.