Dortmund . Sky-Kommentator Marcel Reif wurde binnen drei Tagen mehrfach von Fußball-Fans attackiert. Der TV-Journalist nimmt auch Klopp in die Pflicht.

Fußball-Kommentator Marcel Reif hat nach den Fan-Attacken gegen sich BVB-Trainer Jürgen Klopp scharf kritisiert. „Das ist ungehörig, verantwortungslos und gezündelt“, sagte Reif im „Sportschau Club“ der ARD am Mittwochabend.

Klopp hatte im Zusammenhang mit dem Torjubel von Pierre-Emerick Aubameyang und Marco Reus nach dem Revierderby gegen Schalke 04 am Wochenende gesagt: „Der einzige, der das wirklich gar nicht witzig fand, war Marcel Reif, aber der findet in seinem Leben sowieso nichts mehr witzig.“ Reif bezeichnete die Aussagen als „deplatziert“. Solche Sprüche gäben „Wahnsinnigen eine Legitimation“, sagte der Sky-Kommentator. Ein Gespräch mit Klopp suchen wolle er aber nicht. „So geht man nicht miteinander um. Das ist unter meinem Niveau, sowas mache ich nicht.“

“Hass halte ich für grenzwertig“

Reif war im Vorfeld seiner Sky-Reportagen zu den Spielen Borussia Dortmund gegen Schalke 04 am Sonnabend und Dynamo Dresden gegen Dortmund am Dienstag von Fans attackiert worden. In Dortmund griffen Krawallmacher das Auto an, in dem Reif vor dem Stadion vorfuhr. In Dresden wurde der Kommentator im Stadion vor dem Spiel beschimpft, bespuckt und mit Bier bespritzt.

„Das, was da einem an Hass entgegenschlägt, halte ich für grenzwertig und darüber hinaus“, sagte der 65-Jährige im „Sportschau Club“ mit Blick auf die persönlichen Angriffe gegen seine Person in den vergangenen Tagen: „Wenn das Normalität wäre, dann wird es Zeit, sich anderen Dingen zuzuwenden.“

Er fürchte, dass sich „das gerade noch eine Stufe höher schaukelt“, sagte Reif, und er wolle „nicht wissen, wie die übernächste aussieht“. Der Sky-Chefreporter ergänzte aber auch: „Ich möchte mir nicht von irgendwelchen wahnsinnigen Idioten vorschreiben lassen, wann ich meinen Job noch mache oder wann ich damit aufhöre.“

„Wohin soll das noch führen?“

Erschrocken zeigten sich auch Reifs Kollegen. „Ob Bierdusche in Dresden oder der Angriff auf sein Auto in Dortmund, die Grenze des Zumutbaren ist überschritten“, erklärte Sky-Sportchef Burkhard Weber: „Wohin soll das denn noch führen?“

„Fußballreporter – egal von welchem Medium - dürfen nicht zum Freiwild der Fans werden“, sagte Weber. Der Sky-Sportchef forderte: „Nun sind alle Verantwortlichen gefordert, auf das Thema deeskalierend einzuwirken.“

Reif scheint besonders bei den BVB-Fans unbeliebt zu sein. Der 65-Jährige ist von Dortmunder Anhängern schon häufiger als Bayern-Sympathisant bezeichnet worden. Attacken wie am Sonnabend und am Dienstag hat er nach eigenen Angaben aber noch nicht erlebt.

Der Fußball-Kommentator gehört zu Deutschlands prominentesten Fernseh-Journalisten. Er arbeitete beim ZDF und bei RTL, ehe er zum inzwischen in Sky umbenannten Pay-TV-Sender Premiere wechselte. Reif wurde unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.