Dresden . Er selbst habe sich nach solchen Fouls nur “kurz gerieben“. Für Marco Reus wird die Genesungszeit vor dem Spiel in Hamburg knapp.

Als Marco Reus unter starken Schmerzen zum BVB-Bus humpelte, trat Dynamo-Raubein Dennis Erdmann auch noch verbal gegen Dortmunds Offensivstar nach. „Er ist mir gegen das Knie gelaufen“, behauptete der Dresdner Innenverteidiger und zweifelte die Nehmerqualitäten des Nationalspielers an: „Ich habe früher Kreisliga gespielt, da hat man kurz gerieben und weitergespielt. Ich glaube, im Bundesliga-Business ist das nicht mehr so üblich.“

Mit dieser fast schon dreisten Meinung stand Erdmann nach dem 2:0 (0:0)-Arbeitssieg der Borussia im Achtelfinale des DFB-Pokals beim Drittligisten Dynamo Dresden ziemlich alleine dar. Fast alle waren froh, dass sich der verletzungsgebeutelte Reus nach Erdmanns überharten Einsteigen von hinten nur eine Oberschenkelprellung zugezogen hatte.

„Habe ein paar Sprüche geklopft“

„Da fährt einem natürlich der Schreck in die Glieder“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp im ZDF und kritisierte den offensichtlich übermotivierten Erdmann: „Der Junge war ziemlich ‘on fire’. Das war eine dumme Aktion.“ Pikanterweise trug Erdmann von 2012 bis 2014 das Trikot von Dortmunds Erzrivalen Schalke 04.

Die harten Attacken gegen Reus und auch sich selbst hatte auf dem Platz Ciro Immobile gerächt - und das nicht nur mit seinem Doppelpack. „Ich habe ihm ein paar Sprüche gedrückt. Da hat er mir erzählt, was er verdient. Dann habe ich lieber die Klappe gehalten“, verriet Erdmann über den „Trash-Talk“ mit dem Italiener.

Immobile, der nach einem Ellenbogen-Check mit einer Platzwunde unterm rechten Auge spielte und dennoch den Bundesligisten mit zwei Treffern (50. und 90.) ins Viertelfinale schoss, betrieb auch Eigenwerbung. Sollten aber Reus und der wegen muskulärer Probleme nicht nach Dresden mitgreiste Pierre-Emerick Aubameyang fit werden, könnte sich der 18,5 Millionen Euro teure Neuzugang im Spiel am Sonnabend beim HSV auf der Bank wiederfinden.

Klopp lobt Immobile

Immobile sammelte in Dresden aber Pluspunkte. „Ciro ist ein richtig guter Junge“, lobte Klopp: „Er hat viel gearbeitet, ist vor dem Tor ruhig geblieben und hat uns extrem geholfen.“

Spiele wie gegen Dresden helfen auch gegen die Integrationsprobleme. Der 25-Jährige hatte sich kürzlich in einem angeblich nicht autorisierten Interview mit der Gazzetta dello Sport über den fehlenden Anschluss innerhalb der BVB-Mannschaft beklagt und damit für viel Wirbel gesorgt. Immobile schaut aber nur noch nach vorn - zum Pokalendspiel zum Beispiel: „Es war sehr wichtig zu gewinnen, um nach Berlin zu fahren.“

Dass der Tabellenzehnte zugunsten der wohl einzigen Titelchance in diesem Jahr die Bundesliga jetzt schleifen lässt, schloss Klopp mit seinem typischen Humor aus: „Sollten wir in der nächsten Runde antreten, was relativ wahrscheinlich ist, dann werden wir uns darum kümmern. Bis dahin hat das keine Relevanz.“

„Platz ist eine Frechheit“

Von großer Bedeutung war für Klopp im Achtelfinale der schlechte Rasen im Dynamo-Stadion. „Ich war in Dresden spazieren, eine wunderschöne Stadt, ein Traum - aber dieser Platz ist eine Frechheit“, echauffierte sich Klopp: „Wenn man will, dass Dresden aufsteigt, dann muss ein neuer Rasen her.“

Klopp vergaß wohl, dass ein Rasenaustausch für einen Drittligisten eine kostspielige Angelegenheit ist, für die finanziell arg gebeutelten Dresdner ohnehin. Vielleicht lässt die erkämpfte Pokalprämie von insgesamt etwa 900.000 Euro Spielraum für einen neuen Rasen.