Bremen . Wolfsburg entwickelt sich mit seinem Spaß-Fußball zur neuen Attraktion der Liga. Der FC Bayern kann sich noch nicht zurücklehnen.

Dieter Hecking neigt eher selten zu ausgelassenem Frohsinn und zu forschen Aussagen. Doch angesichts des Tor-Festivals in Bremen packte auch den Trainer des VfL Wolfsburg kurz die Euphorie. Nach dem mitreißenden 5:3-Sieg gegen Werder mit einer spektakulären Sechs-Minuten-Aufholjagd freute sich Hecking, „dass die Bayern sich nicht zurücklehnen können auf der Couch“.

Fragen nach dem Tabellenführer aus München beantwortet Hecking meist nur widerwillig. Nun aber sagte der Coach: „Sie sehen uns immer noch im Rückspiegel. Ich glaube, dass sie darauf spekuliert haben, dass wir hier etwas liegenlassen, damit sie mal ruhiger durch die Saison laufen können.“ Und Hecking kündigte für die noch fehlenden elf Spieltage der Bundesliga an: „Wir halten sie unter Druck!“

Angesichts von immer noch acht Punkten Vorsprung müssten die zuletzt in der Liga viermal siegreichen Bayern schon gewaltig patzen, damit Wolfsburg tatsächlich noch eine Chance im Titelrennen bekommen könnte. Danach sieht es nicht aus. Das weiß natürlich auch Hecking - und so war es wohl eher der Überschwang nach dem selten schönen Spaßspiel im Weser-Stadion, der den Wolfsburger Coach zu den sonst so ungeliebten Fragen ungewohnt freche Antworten geben ließ.

Der 23. Spieltag in Bildern

Bas Dost brachte Wolfsburg auf die Sieger-Straße
Bas Dost brachte Wolfsburg auf die Sieger-Straße © PATRIK STOLLARZ
Patrick Herrmann feiert mit seinem Team das 2:0 gegen Paderborn
Patrick Herrmann feiert mit seinem Team das 2:0 gegen Paderborn © Alex Grimm
Mönchengladbachs Fabian Johnson (l) freut sich mit Granit Xhaka über sein Tor zum 1:0
Mönchengladbachs Fabian Johnson (l) freut sich mit Granit Xhaka über sein Tor zum 1:0 © Rolf Vennenbernd
In einem irren Offensiv-Spiel schossen Bremen und Wolfsburg insgesamt acht Tore
In einem irren Offensiv-Spiel schossen Bremen und Wolfsburg insgesamt acht Tore © Joern Pollex
Mit dem Sieg beendete Gladbach den Europaleague-Fluch
Mit dem Sieg beendete Gladbach den Europaleague-Fluch © Alex Grimm
Wolfsburg Torhüter Diego Benaglio fing sich drei Tore
Wolfsburg Torhüter Diego Benaglio fing sich drei Tore © Joern Pollex
Patrick Herrmann wird  von Uwe Hünemeier attackiert
Patrick Herrmann wird von Uwe Hünemeier attackiert © Alex Grimm
Franco Di Santo behauptet den Ball
Franco Di Santo behauptet den Ball © Joern Pollex
Freude über das 1:0
Freude über das 1:0 © Rolf Vennenbernd
Bas Dost feiert mit Timm Klose
Bas Dost feiert mit Timm Klose © PATRIK STOLLARZ
Raffael beim Schuss
Raffael beim Schuss © Alex Grimm
Werders Torwart Raphael Wolf kassierte fünf Tore
Werders Torwart Raphael Wolf kassierte fünf Tore © Carmen Jaspersen
Niedergeschlagene Paderborner
Niedergeschlagene Paderborner © Alex Grimm
Referee Michael Weiner zeigt Lukas Rupp die Gelbe Karte
Referee Michael Weiner zeigt Lukas Rupp die Gelbe Karte © Alex Grimm
Ibrahima Traore während der Partie
Ibrahima Traore während der Partie © Alex Grimm
Mönchengladbachs Havard Nordtveit (r) und Paderborns Srdjan Lakic versuchen an den Ball zu kommen
Mönchengladbachs Havard Nordtveit (r) und Paderborns Srdjan Lakic versuchen an den Ball zu kommen © Rolf Vennenbernd
Daniel Caligiuri nach seinem Treffer gegen Bremen
Daniel Caligiuri nach seinem Treffer gegen Bremen © Joern Pollex
Werders Felix Kroos jubelt über sein Tor zum 3:2
Werders Felix Kroos jubelt über sein Tor zum 3:2 © Carmen Jaspersen
Bremen ging mit 1:0, 2:1 und 3:2 jeweils in Führung ehe Wolfsburg die Partie drehte
Bremen ging mit 1:0, 2:1 und 3:2 jeweils in Führung ehe Wolfsburg die Partie drehte © PATRIK STOLLARZ
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Sicher ist aber, dass Bayern München bei einer anhaltenden Erfolgsserie der Wolfsburger nicht so früh und nicht mit so großem Vorsprung Meister wird, wie in den beiden Vorjahren. Der VfL hat eine beachtliche Serie hingelegt und hat inzwischen seit elf Bundesliga-Spielen nicht mehr verloren. Und nebenbei entwickelt sich der Club auch noch zu einer Attraktion der Liga mit durchschnittlich mehr als drei Toren pro Rückrunden-Partie.

Hecking gerät ins Schwärmen

„Es sind außergewöhnliche Spiele, die wir im Moment abliefern“, schwärmte Hecking knapp zwei Wochen nach dem nicht minder irren 5:4-Schützenfest bei Bayer Leverkusen. Besonders beeindruckend war in Bremen die nur knapp sechs Minuten dauernde Aufholjagd, mit der sein Team aus einem 2:3 ein 5:3 machte. Vor allem dank Bas Dost, der mit seinen Toren am Fließband aktuell großen Anteil an der neuen Liga-Attraktion hat. Sein Doppelpack zum 3:3 und 4:3 waren seine Tore zehn und elf - in der Rückrunde wohlgemerkt. Insgesamt kommt der Niederländer auf 13 Tore in nur zwölf Spielen.

„Wir haben gezeigt, dass wir immer noch zulegen können“, lobte auch Klaus Allofs die Aufholjagd. Halb im Spaß fügte der Sportdirektor der Wolfsburger hinzu: „Wir sind verdammt dazu, jetzt immer zu gewinnen. Aber das wollten wir so.“

Schwer beeindruckt vom Wolfsburger Angriffswirbel war auch Viktor Skripnik. In seiner unnachahmlichen Art zeigte der ukrainische Coach des SV Werder Verständnis für den Einbruch seinen Teams nach dem Seitenwechsel und sagte augenzwinkernd: „Wir haben verloren gegen eine Mannschaft, in der jeder 30 Millionen kostet.“ Ganz im Ernst bezeichnete der Werder-Coach Wolfsburg als „Weltklasse-Mannschaft“ - was zumindest für die Offensiv-Leistung in Bremen eine passende Beschreibung war.