Leverkusen. Leverkusenspielt am Mittwoch im Achtelfinale nicht nur gegen den spanischen Meister sondern auch gegen den eigenen Achtelfinal-Fluch.

Bayer Leverkusen leidet unter dem Königsklassen-Fluch. Noch nie hat der Bundesligist ein Achtelfinale in der k.o.-Runde der Champions League überstanden. Alle Versuche endeten mit dem vorzeitigen Aus: 2013/14 lautete das Gesamtresultat gegen Paris St. Germain 1:6. 2011/12 war gegen den FC Barcelona Endstation, als die Werkself in der Addition aus Hin- und Rückspiel 2:10 (1:3, 1:7) unterlag. 2004/05 erwies sich der FC Liverpool (1:3, 1:3) als stärker. 2002 stand Bayer gegen Real Madrid zwar im Finale von Glasgow (1:2); seinerzeit indes gab es noch eine zweite Gruppenphase.

Der jetzige Konkurrent scheint zur Unzeit zu kommen: Kein Geringerer als der spanische Meister und Vorjahresfinalist Atlético Madrid ist Herausforderer unter den Top 16. „Eine sehr gute Mannschaft. Aber bei uns ist jeder motiviert, dieses Spiel zu gewinnen“, sagte Bayers südkoreanischer Angreifer Heung-Min Son vor dem Hinspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF/Sky). Kapitän Simon Rolfes weiß um die Schwere der Aufgabe: „Dieses Los ist eine große Herausforderung. Aber wir trauen uns zu, Atlético Probleme zu bereiten.“

Probleme hat vor allem die Elf von Trainer Roger Schmidt, der ein Ende des Fluchs beschwört: „Wir wollen nicht, dass schon Endstation für uns ist.“ Die jüngste Bilanz spricht gegen ein Weiterkommen: In der Bundesliga gab es für Bayer zuletzt in sechs Begegnungen lediglich einen Sieg; irgendwie kann die Schmidt-Auswahl ihren Hurra-Fußball der Vorrunde aktuell nicht mehr so zelebrieren, dass am Ende mehr Zählbares im Tätigkeitsbericht steht.

Zudem hat Bayer die zurückliegenden vier K.o.-Duelle gegen spanische Vereine in der Addition aus Hin- und Rückspiel alle verloren. Atlético hat von seinen neun Auswärtspartien in der Champions League seit September 2013 fünf gewonnen und nur eines verloren. „Chancenlos sind wir nicht, davon bin ich überzeugt“, sagte Bayer-Sportchef Rudi Völler. Völlers einfach klingendes Rezept: „Wir müssen ein paar Fehler abstellen, dann können wir das Glück auch wieder erzwingen – es wird zurückkommen, da bin ich mir sicher.“

Die Generalproben verliefen unterschiedlich. Bayer musste sich beim FC Augsburg mit einem 2:2 begnügen, Atlético gewann gegen UD Almeria 3:0 und liegt in der Tabelle mit 53 Punkten an dritter Position hinter Champions-League-Gewinner Real Madrid (60) und dem FC Barcelona (56). „Das ist eine unglaublich starke Mannschaft, gegen die es natürlich schwer wird“, meinte Rolfes vor dem ersten Aufeinandertreffen mit der Elf des argentinischen Chefcoachs Diego Simeone, in der auch der ehemalige Wolfsburger und Münchner Mario Mandzukic sowie der ehemalige spanische Weltmeister Fernando Torres stehen. Derzeit ist Torres aber nur Ergänzungsspieler.

„El Niño“ trägt seit Ende Dezember als Leihgabe des AC Mailand wieder das rot-weiße Trikot seines Heimatclubs. Wie wertvoll er für Atlético ist, machte er mit seinen zwei Blitztoren im Achtelfinale der „Copa del Rey“ Mitte Januar gegen den Lokalrivalen Real deutlich: Nach dem 2:0 im Hinspiel bedeuteten die Torres-Treffer das Aus für die Superstar-Truppe von Real mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Weltmeister Toni Kroos.

Wohl auch deshalb ist Bayer gegen Atlético für Völler Außenseiter. „Das soll kein Understatement sein, auch wenn Real Madrid im Vergleich zu Atlético den klangvolleren Namen hat“, befand der Bayer-Sportdirektor. „Außerdem ist es keine Selbstverständlichkeit, dass wir in der Champions League vertreten sind und dann auch noch im Achtelfinale stehen“, sagte der Bayer-Sportdirektor der „Sport Bild“. Völler: „Alles, was jetzt kommt, ist Kür. Wir können jetzt einfach zeigen, dass wir nicht per Zufall unter den letzten 16 in Europa sind.“