Das Vorrunden-Aus bei der WM nach der Niederlage gegen Angola traf die Basketball-Youngster und ihren Coach bis ins Mark.

Kayseri. In der Kabine saßen die Verlierer und «heulten Rotz und Wasser». Dirk Bauermann trat derweil vor die Mikrofone, schilderte die Atmosphäre und sprach «vom schlimmsten Moment seiner bisherigen sechs Jahre als Bundestrainer». Das Vorrunden-Aus bei der WM in der Türkei traf die deutschen Basketballer und ihren Coach bis ins Mark.

Selbst Ingo Weiss, der Präsident des Deutschen Basketball Bundes (DBB), schämte sich nach dem fatalen 88:92 (78:78, 35:40) nach Verlängerung gegen Angola seiner Tränen nicht. «Ich habe mit den Jungs gefühlt, das haben sie nicht verdient», sagte der DBB-Boss. Schon einen Spieltag vor dem Ende der Vorrunde im anatolischen Kayseri war der Traum vom Einzug ins Achtelfinale geplatzt. Das letzte Gruppenspiel am Donnerstagabend gegen Jordanien hatte nur noch statistischen Wert.

Bauermann versuchte seine junge Garde mit einer kurzen Ansprache wieder aufzurichten. «Sie saßen da mit Tränen in den Augen, da konnte ich nicht kritisieren und den Finger in die Wunde legen», sagte der 52-Jährige, der angetreten war, seine «Junioren» zumindest ins Achtelfinale zu führen.

Bei allem Respekt vor dem Kampfgeist fehlten seiner Mannschaft am Ende die Ruhe und die Reife, um ein sicher gelaubtes Spiel mit einem Vorsprung von neun Punkten 1:45 Minuten vor der Schlusssirene der regulären Spielzeit über die Zeit zu bringen. Dass in dieser Phase ausgerechnet die Routiniers wie Kapitän Steffen Hamann kläglich versagten und schließlich das Spiel verloren, lässt viele Schlüsse zu.

Einer kann nur lauten: Ein Weltklassespieler wie NBA-Star Dirk Nowitzki ist derzeit nicht zu ersetzen. «Mit Dirk hätten wir mehr erreichen können, aber wir müssen der Realität ins Auge sehen», ergänzte Bauermann. Erst bei der EM im kommenden Jahr in Litauen, wo die Tickets für Olympia 2012 in London ausgespielt werden, wird der Würzburger zur Verfügung stehen.

Bis dahin hofft Bauermann auf die Weiterentwicklung seiner «Junioren» in ihren heimischen Klubs. «Sie haben in diesem Sommer hart an sich gearbeitet und hatten dieses WM-Aus nicht verdient», so der DBB-Coach. Gern hätte er ihnen die Erfahrung eines wahrscheinlichen Duells mit der NBA-Auswahl der USA im Achtelfinale in Istanbul gegönnt. Stattdessen heißt es: Koffer packen.

Viele unnötige Fehler, allein 21 Ballverluste gegen Angola, die auf diesem Niveau gnadenlos bestraft werden, brachten die hoffnungsvolle Garde um ihren Lohn. Plötzlich wurden die starken Vorstellungen beim Vorrunden-Auftakt gegen Argentinien (74:78) und beim spektakulären Sieg gegen Serbien (82:81 nach zweimaliger Verlängerung) relativiert. Es folgte ein nicht minder überraschendes 43:78 gegen Australien, von dem sich die Mannschaft mental offenbar nicht erholt hat.

Doch Bauermann wird nicht müde zu erklären, wie sehr er an diese Generation glaubt. Wenn dieser Rückschlag verdaut sei, dann werde sie wieder hungrig auf Erfolge sein, verspricht der Coach. Jeder Spieler habe viel gelernt und gesehen, dass man mit den Großen bereits jetzt mithalten kann - wenn alles passt. In den entscheidenden Spielen passte es nicht.

Die Ankündigung von DBB-Chef Weiss, man wolle sich um die Ausrichtung der EM 2015 bewerben, wirkte wie ein Versuch, den tristen Basketballabend nach dem zweiten Vorrunden-Aus dieser Mannschaft nach der EM 2009 in Polen - damals mit nur einem Überraschungssieg gegen Russland - zu retten.

Trösten konnte das jedoch niemanden. Philipp Schwethelm, der sich nach seinem 14. Länderspiel mit feuchten Augen der internationelen Presse stellte, während die sogenannten Führungsspieler für Interviews nicht zur Verfügung standen, schilderte eindrucksvoll seine Gefühle: «Das ist heute einer der schlimmsten Monente in meinem Leben.»