Trainer Dirk Bauermann will mit dem jüngsten deutschen Basketball-Team ins Achtelfinale – und das ohne Superstar Dirk Nowitzki.

Frankfurt/Main. Wer Dirk Bauermann in diesen Tagen erlebt, trifft einen Mann, der voll in seinem Element ist. Im Kreise der jüngsten Nationalmannschaft in der Geschichte des Deutschen Basketball Bundes (DBB) blüht der Bundestrainer richtig auf. Hier ein paar Tipps für den jungen Tibor Pleiß, dort ein Ratschlag für den aufstrebenden Robin Benzing. Bauermann ist wieder das, was er am liebsten ist: Coach. „Die tägliche Arbeit in der Halle hat mir zuletzt einfach gefehlt. Täglich mit den Spielern zu arbeiten, etwas zu entwickeln, sie auf Gegner vorzubereiten, das ist es einfach, wofür man Trainer geworden ist“, sagte Bauermann im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Der Nationalcoach traut seinen „jungen Wilden“ bei der Weltmeisterschaft in der Türkei (28. August bis 12. September) eine gute Rolle zu, auch wenn er vor überzogenen Erwartungen warnt. „Wenn wir ins Achtelfinale einziehen, können wir sehr zufrieden sein.“ Am Samstag trifft die DBB-Auswahl in Kayseri im ersten Gruppenspiel auf Ex-Weltmeister Argentinien. Weitere Gegner sind Vize-Europameister Serbien , Australien, Angola und Jordanien.

Auf Superstar Dirk Nowitzki muss Bauermann in diesem Sommer erneut verzichten, der 32-Jährige konzentriert sich noch einmal voll auf seinen NBA-Club Dallas Mavericks. Drei Tage vor WM-Beginn meldete sich der Würzburger im Magazin „Stern“ zu Wort und kritisierte die Nachwuchsförderung in Deutschland heftig. „Talent ist genügend vorhanden, bloß bekommen Nachwuchsspieler in der Bundesliga zu wenig Einsatzzeit“, monierte Nowitzki, dessen NBA-Kollege Chris Kaman von den Los Angeles Clippers ebenfalls nicht dabei ist.

Bauermann bedauert das Fehlen seines Ausnahmespielers natürlich, dennoch sieht er darin auch einen kleinen Vorteil für sein junges Team, in dem gleich sieben Spieler 22 Jahre alt oder jünger sind. „In allem liegt eine Chance, und so liegt auch im Fehlen von Dirk und Chris eine solche Chance“, sagt der Nationalcoach. Immerhin würden die Talente nun mehr Spielzeit erhalten, stünden zudem mehr in der Verantwortung. Und: „Wirklich besser wird man als Spieler nur, wenn man in seiner Spielzeit auch Verantwortung übernehmen darf. Und das dürfen und müssen die Jungs nun.“

Geführt werden soll das unerfahrene Team in der Türkei von den ganz wenigen verbliebenen Routiniers. Allen voran Jan-Hendrik Jagla vom polnischen Euroleague-Teilnehmer Prokom Gdynia misst Bauermann eine Schlüsselrolle bei. „Vielleicht profitiert Jan mehr als jeder andere davon, dass Dirk nicht dabei ist“, beschreibt Bauermann seine Erwartungen. Jagla sei ein ganz wichtiger Faktor für eine gute WM. „Er ist in der Mannschaft hoch akzeptiert und geschätzt und spielt einen sehr guten Basketball.“

Ansonsten fällt die Führungsfunktion im DBB-Team Bauermann selbst zu, der wie ein Vater für seine jungen Spieler wirkt – eine Rolle, die er sichtlich genießt. Der ständige Kontakt zu den Jungs ist auch der Grund, warum der 52-Jährige das Angebot angenommen hat, nach der WM neben dem Nationalteam auch den ambitionierten Zweitligisten FC Bayern München zu trainieren. „Das sind zwei faszinierende Aufgaben, die man beide einfach nicht ablehnen kann“, begründete der Krefelder seinen Entschluss, der ihm im Falle des zu erwartenden Münchner Aufstiegs allerdings Probleme bereiten könnte.

Die Basketball-Bundesliga hat vor zwei Jahren festgelegt, dass der Nationalcoach nicht parallel eine Erstliga-Mannschaft trainieren darf. Bauermann setzt darauf, dass diese Regelung bis zum kommenden Sommer wieder außer Kraft gesetzt wird. „Schließlich wird es sonst kaum möglich sein, Spitzentrainer für die Nationalmannschaft zu finden. Weil kein Top-Coach hingeht und sagt, ich mache jetzt mal zehn Monate, in denen kein Turnier ansteht, nichts.“